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Neuer starker Mann
Nach Wahlniederlage wird Parteichef Lars Klingbeil auch neuer Fraktionschef der SPD

Lars Klingbeil, Co-Vorsitzender der SPD und neu gewählter Fraktionsvorsitzender, spricht nach einer SPD-Fraktionssitzung in Berlin am 26. Februar 2025.
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Drei Tage nach der historischen Niederlage der SPD bei der deutschen Bundestagswahl hat die neue Parlamentsfraktion Parteichef Lars Klingbeil zu ihrem Vorsitzenden gewählt.

Der 47-Jährige aus dem Bundesland Niedersachsen erhielt 85,6 Prozent der Stimmen und damit deutlich weniger als sein Vorgänger Rolf Mützenich bei drei Wahlen zum Fraktionsvorsitzenden der Sozialdemokraten seit 2019 (94,7, 97,1 und 97,7). 

Klingbeil oder Pistorius: Wer wird Vizekanzler?

Klingbeil ist damit der neue starke Mann in der SPD und wird seine Partei in die Gespräche über eine Regierungsbildung mit den Christdemokraten (CDU/CSU) führen. Unklar ist, ob er nach erfolgreichen Verhandlungen über eine erwartete schwarz-rote Koalition aus SPD und CDU/CSU Fraktionschef bleiben wird oder dann in die neue Bundesregierung wechselt – möglicherweise als Vizekanzler. 

Für diesen Posten gibt es aber einen Konkurrenten: Verteidigungsminister Boris Pistorius, der in allen Umfragen die Rangliste der beliebtesten Politiker Deutschlands anführt. 

Dass Klingbeil nach der krachenden Wahlniederlage der SPD seine Macht ausbaut, ist umstritten in der Partei. Der Vorsitzende der Jungsozialisten, der Jugendorganisation der SPD, Philipp Türmer, kritisierte das Vorgehen scharf: «Durch dieses Vorgehen entstand der fatale Eindruck: Als erste Reaktion greift einer der Architekten des Misserfolgs nach dem Fraktionsvorsitz», sagte er kürzlich dem «Spiegel». 

Schlechtestes SPD-Wahlergebnis seit 138 Jahren

Die SPD war bei der Wahl vom vergangenen Sonntag von 25,7 auf 16,4 Prozent abgestürzt und ist nur noch drittstärkste Partei hinter CDU/CSU und der rechtspopulistischen AfD. Es ist das mit Abstand schlechteste Ergebnis der ältesten Partei Deutschlands bei einer Bundestagswahl und sogar das schlechteste Ergebnis bei nationalen Parlamentswahlen seit 138 Jahren. Die Fraktion schrumpft von 207 auf 120 Abgeordnete.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte bereits nach den ersten Hochrechnungen angekündigt, dass er mit der Bildung der neuen Regierung nichts mehr zu tun haben werde. Auch Parteichefs sind in solchen Situationen schon zurückgetreten. Klingbeil machte aber das Gegenteil: Er trat die Flucht nach vorn an, beanspruchte den Fraktionsvorsitz und holte sich dafür noch am Wahlabend die Rückendeckung des Parteipräsidiums. Am nächsten Tag wurde er vom Fraktionsvorstand einstimmig nominiert. Dass er bei der Wahl auf unter 90 Prozent kommt, gilt als Dämpfer.

DPA/aeg