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Sorry nach «Merkelchen»-Spott
Deutscher Politiker vertut sich in Hype-App Clubhouse

«Den Namen der Bundeskanzlerin zu verniedlichen war ein Akt männlicher Ignoranz. Dafür meine ehrliche Bitte um Entschuldigung»: Bodo Ramelow.
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Der Ministerpräsident des deutschen Bundeslandes Thüringen, Bodo Ramelow (Linke), hat sich für seine Verspottung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) als «Merkelchen» entschuldigt. «Den Namen der Bundeskanzlerin zu verniedlichen war ein Akt männlicher Ignoranz. Dafür meine ehrliche Bitte um Entschuldigung», schrieb Ramelow am Sonntagabend auf Twitter.

Ramelow hatte diese Äusserungen in der App Clubhouse gemacht, über die sich Teilnehmer mündlich austauschen können – entweder wie in einer Telefonkonferenz oder aber auch zum Zuhören von Vorträgen. Ramelow hatte Medienberichten zufolge in seinem Clubhouse-Chat auch zugegeben, während des jüngsten Corona-Gipfels auf seinem Handy Candy Crush gespielt zu haben.

«Statt Politik für die Interessen der Kinder zu machen, vergnügt er sich mit Handygames»

Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) kritisierte seinen Ministerpräsidenten dafür: «Wenn sich bewahrheitet, dass Bodo Ramelow während der Ministerpräsidentenkonferenz Handyspiele spielt, dann sollte er sein Verhalten überprüfen», sagte Maier. «Dazu ist die Situation zu ernst.»

Auch der Präsident des Deutschen Lehrerverbands kritisierte Ramelow für das Spielen. «Zu Hause kämpfen die Eltern darum, dass die Kinder am Computer lernen und nicht gamen», sagte Meidinger der «Bild»-Zeitung. «Und Herr Ramelow macht das Gegenteil: Statt Politik für die Interessen der Kinder zu machen, vergnügt er sich mit Handygames.»

Ramelow sagte im MDR, seine Äusserungen seien aus dem Zusammenhang gerissen worden. Videokonferenzen zwischen der Kanzlerin und den Ministerpräsidenten dauerten manchmal zehn Stunden. Da müsse man zwischendurch den Kopf frei bekommen. «Die einen spielen Sudoku, die anderen auf dem Handy Schach – ich spiele Candy Crush.» Es liege ihm aber fern, sich damit respektlos gegenüber den anderen Konferenzteilnehmern zu verhalten.

Ramelow ist seit 2014 Thüringer Ministerpräsident. Er regiert derzeit mit einer rot-rot-grünen Minderheitsregierung, die auf Unterstützung der CDU angewiesen ist. Die ursprünglich für Ende April geplante Neuwahl wurde wegen der Corona-Lage auf den 26. September verschoben. Thüringen gehörte in den vergangenen Wochen zu den am stärksten betroffenen Bundesländern und hatte zeitweise die höchste Sieben-Tage-Inzidenz.

Social-App mit Audio-Signal

Die Debatte befeuert den gerade entstehenden Hype über die noch relativ neue App, die derzeit nur auf Apple-Geräten zu bekommen ist. Das im März vergangenen Jahres veröffentlichte Clubhouse fällt wie Facebook oder Twitter in die Rubrik soziale Netze. Die in San Francisco entwickelte App steht bei Apple in dieser Rubrik derzeit auf Platz eins der Downloads.

Das Programm versteht sich als Ort für lockere Gespräche, mit Freunden oder interessanten Menschen rund um die Welt. Es gibt dabei ein reines Audio-Signal, Video-Chat ist nicht vorgesehen. Manche sehen in Clubhouse ein neues Twitter, aber mit Ton statt Text.

Wer die App öffnet, bekommt eine Reihe von «Räumen» angezeigt, in denen Menschen miteinander reden – Nutzer können die Räume betreten und einfach an den Gesprächen teilnehmen. Jede Nacht seien tausende solcher Räume offen und voller Menschen, erklären die Entwickler.

Nach eigenen Angaben will Clubhouse für jeden Menschen zugänglich sein, eine Version für Android-Geräte solle bald angegangen werden. Derzeit kann die App nur herunterladen, wer eine persönliche Einladung durch einen bereits registrierten Nutzer bekommt. Diese Exklusivität und eine Reihe prominenter Nutzer befeuern nach Einschätzung von Experten aktuell das Interesse.

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Was Clubhouse der Konkurrenz voraushat: Ja, mal wieder eine neue Social-Media-Sensation! Aber anders als so viele Flop-Apps hat Clubhouse mehr als nur ein bisschen Potenzial.