AboCamille Lothe und Milo Rau im Streitgespräch«Der ‹Woke-Wahnsinn› hört auf, sobald echte Chancengerechtigkeit besteht»
Das Zürcher Schauspielhaus sei zu woke und vergraule damit das Publikum, heisst es. Die Präsidentin der Stadtzürcher SVP und der Regiestar kreuzen argumentativ die Klingen.
Frau Lothe, die SVP verwendet den Begriff «woke», um gegen linke oder progressive Anliegen Stimmung zu machen. Was bedeutet «woke» für Sie?
Lothe: Der Begriff «woke» ist ein Überbegriff. Im politischen Diskurs steht er heute für Political Correctness, Cancel-Culture oder auch Gender-Fragen. Der Kampfbegriff wird zurzeit von rechts wie von links inflationär eingesetzt. Ich war noch nie ein Fan von emotional hochgekochten Themen, die gern auch von den Medien bewirtschaftet werden. Für mich geht es eher darum: Hinter der Woke-Ideologie steht eine radikale Identitätspolitik. Es ist die Kategorisierung der Gesellschaft nach Geschlecht, Hautfarbe oder auch Migrationshintergrund. Als Politikerin stelle ich mir also die Frage: Wollen wir diese Ideologie auch in unseren staatlichen Strukturen?