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Meinung

Analyse zu Trumps Verhalten
Der US-Präsident sabotiert den eigenen Wahlkampf

Es läuft alles andere als optimal für Mister President: Donald Trump spricht vor dem Weissen Haus zu Anhängern. (10. Oktober 2020)
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Die Umfragen sind bedenklich, so gut wie nichts läuft nach Plan. Und drei Wochen vor dem Wahltermin setzt Donald Trump den Vorschlaghammer an.

Vielleicht treiben ihn dabei die Steroide an, die der Präsident wegen seiner Covid-19-Erkrankung erhält: Trump agiert unberechenbar und irrational wie ein Body Builder auf Anabolika, ungestüm demoliert und sabotiert er den eigenen Wahlkampf. (Lesen Sie dazu auch: Auf dieses angebliche Wundermittel schwört Trump). Die zweite TV-Debatte mit Joe Biden, eine seiner schwindenden Hoffnungen, den Demokraten noch einzuholen, sagte der Präsident kurzerhand ab, weil ihm das virtuelle Format missfiel.

Die Verhandlungen mit den Kongressdemokraten über ein gigantisches Wahlgeschenk in Form eines Hilfspakets in Billionenhöhe für die wirtschaftlichen Opfer der Pandemie torpedierte Trump. Zwar besann er sich nach allgemeinem Kopfschütteln umgehend anders, am Samstag aber stellten sich neben den Demokraten auch die Kongressrepublikaner quer.

Auch anderweitig gab es Rückschläge: Anstatt zu versuchen, seinen historischen Rückstand bei amerikanischen Wählerinnen wettzumachen, beschimpfte Trump die demokratische Vizepräsidentschaftskandidatin Kamala Harris nach deren Debatte mit Vizepräsident Mike Pence als «Monster» und «Kommunistin».

Ein «Blutbad wie nach Watergate»?

Der Gesundheitszustand des Präsidenten im Gefolge seiner Coronavirus-Infektion wird unterdessen als Staatsgeheimnis behandelt, wenngleich Trump in einer Endlosschlaufe versichert, er fühle sich super. Er glaube nicht, dass er «noch ansteckend» sei, behauptete der Patient am Donnerstag und lud für Samstag prompt zu einer Wahlveranstaltung im Garten des Weissen Hauses ein – genau dort, wo sich Ende September nach Ansicht seines wissenschaftlichen Top-Beraters Anthony Fauci ein «Superspreader-Event» ereignet hatte.

Unklar ist, ob Trump immer noch Steroide erhält, deren Nebenwirkungen seine Sprunghaftigkeit weiter anheizen könnten. Er nehme nichts mehr ein, sagte er am Freitag, ehe er sich korrigierte: «Ich nehme so gut wie nichts.»

Der Tumult nervt inzwischen auch Trumps Parteifreunde. Wenn es so weitergehe, müsse bei den Wahlen mit einem «Blutbad wie nach Watergate» gerechnet werden, grauste es den texanischen Senator Ted Cruz. Bei den Kongresswahlen 1974 gewannen die Demokraten vier Senatsmandate und 49 Sitze im Repräsentantenhaus dazu.

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Konfrontiert mit einer möglichen Niederlage im November, griff der Präsident am Donnerstag und Freitag tief in die autokratische Trickkiste: Er verlangte, sowohl Barack Obama als auch Joe Biden wegen der Russland-Ermittlungen gegen ihn zu verhaften. «Diese Leute müssen angeklagt werden, das war das grösste politische Verbrechen in der Geschichte unseres Landes», donnerte Trump.

Die Schmutzarbeit verrichten soll Trumps willfähriger Justizminister William Barr – der aber weigert sich. Noch schlimmer: Hatte Trump grosse Hoffnungen auf die Wühlarbeit des von Barr zur Aufklärung der Anfänge der Russland-Untersuchung ernannten Staatsanwalts John Durham gesetzt, so wurde er jetzt enttäuscht. Nichts werde vor der Wahl geschehen, vertraute Barr republikanischen Kongressmitgliedern an. Der Präsident war ausser sich: «Entweder wird Bill Barr als grösster Justizminister in die amerikanische Geschichte eingehen oder als eine traurige Sache», schimpfte er.

Der frustrierte Präsident

Offenbar hat der Justizminister eine rote Linie gezogen, die er – vielleicht auch wegen der drohenden Wahlniederlage Trumps – nicht zu überschreiten gewillt ist. Hilfe versprach hingegen der stets servile Aussenminister Mike Pompeo: Wie vom Präsidenten lautstark verlangt, will er Mails von Hillary Clinton aus dem Wahlkampf 2016 publik machen. Interessieren dürfte der Ladenhüter kaum jemanden.

Seine neuerliche Fixierung auf Clinton mitsamt der verrückten Forderung, Biden drei Wochen vor dem Wahltermin festzunehmen, widerspiegelt die zunehmende Frustration des Präsidenten. Noch wäre es nicht zu spät für eine Aufholjagd mithilfe grosszügiger Wahlgeschenke und ausgeklügelter Strategien in wahlentscheidenden Swing States. Dazu aber bräuchte es wahrscheinlich mehr Disziplin, als Trump hat.

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Podium: Donald Trump ist der umstrittenste Politiker der Gegenwart. Im November stellt er sich der Wiederwahl. Wie sind seine Chancen? Wie ist seine Bilanz? Wird ihn Joe Biden schlagen? Und vor allem: Was bedeutet es für die USA und die Welt, wenn Trump vier weitere Jahre regiert? Darüber debattieren: Elisabeth Bronfen, Anglistikprofessorin an der Universität Zürich, Christof Münger, Ressortleiter International beim «Tages-Anzeiger», Markus Somm, Publizist. Sonntag, 18. Oktober 2020, Kaufleuten, Pelikanplatz, Zürich. Türöffnung 19 Uhr, Beginn 20 Uhr. Ermässigter Eintritt mit Carte blanche.