AboEM 2021: Viertelfinal Belgien – ItalienDer unscheinbare Maestro
Jorginho prägt das Spiel der Italiener – wie ein Architekt des Minimalismus. Geschult hat ihn seine Mutter in Brasilien. Die Geschichte einer herzhaften Einbürgerung.
Zur euphorischen Deutung des italienischen Kollektivs, mehr Kammerchor als Rockband, gehört die Maxime, dass keiner unersetzbar sei, dass sich jeder und niemand im Kader als Stammspieler fühlen dürfe. Doch das stimmt natürlich nicht ganz. Mindestens einer ist unverhandelbar, unauswechselbar – «intoccabile», sagen die Italiener, unantastbar. Jorge Luiz Frello Filho, besser bekannt als Jorginho oder «Jorgi», 29 Jahre alt, geboren und aufgewachsen im brasilianischen Imbituba mit sehr, sehr weit entfernten Ahnen aus dem Veneto, ist dermassen garantiert gesetzt, dass die Zeitungen ihn bei der Präsentation der Aufstellungen oft gar nicht erwähnen.