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Verblüffender Aussenseiter
Der TV-Kommentator, der plötzlich im Wimbledon-Viertelfinal steht

Eine Liebesgeschichte: Chris Eubanks und Wimbledon.
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Nicht allen ist es vergönnt, eine lukrative Karriere im Tennis zu machen. Und wenn man es trotz jahrelanger Bemühungen nie so richtig nach vorne geschafft hat, muss man sich nach Alternativen umschauen. Chris Eubanks war 25, als er 2021 zu seinem Agenten sagte: «Wenn ich nächstes Jahr immer noch die Nummer 200 bin, und das nicht wegen Verletzungen, muss ich mir überlegen, etwas anderes zu tun.»

Das folgende Jahr begann für ihn nicht eben vielsprechend, und so fragte Eubanks beim Tennis Channel an, ob man Verwendung für ihn habe als TV-Experte. Da könnte er zwei seiner Stärken einbringen: seine Eloquenz und sein Fachwissen. Im April 2022 gab er während der Sandsaison sein Debüt, chic gekleidet in Anzug und Krawatte, und kam gut an. «Ich war immer fasziniert davon, in den Medien zu arbeiten», sagte er. «Danke für diese Chance.»

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Auf den sozialen Medien wurde er schon bald als «Professor Eubanks» gefeiert, weil er es gut verstand, Tennis zu erklären. Neben seinen gelegentlichen Einsätzen für den Tennis Channel spielte er weiter Tennis – und das immer besser. Sein Nebenjob habe ihm geholfen, sich zu entspannen, sagt er rückblickend. «Ich wusste, egal, was mein Ranking ist, ich habe etwas, worauf ich mich freuen kann.»

In den vergangenen Monaten ist sein Stern nun so richtig aufgegangen. Im März spielte er sich in Miami als Qualifikant bis in den Viertelfinal, womit er erstmals in die Top 100 vorstiess und vor Freude auf dem Court in Tränen ausbrach. In Wimbledon feiert Eubanks nun einen persönlichen Meilenstein nach dem anderen. In Runde 2 schlug er Vorjahres-Halbfinalist Cameron Norrie (ATP 13), nun auch Stefanos Tsitsipas (ATP 5) in einem 5-Satz-Thriller, womit er sich für den Viertelfinal qualifizierte.

Das bedeutet, dass er jetzt Mitglied ist im Club der «Last 8» Wimbledons und für jeden Turniertag zwei Gratistickets für die Anlage bekommt, lebenslang. «Es ist verrückt, durch meinen Social-Media-Feed zu scrollen und nun viele Inhalte über mich zu sehen», sagt er lächelnd. Und so, wie der 2,01-Meter-Mann mit dem krachenden Aufschlag momentan spielt, hat er auch im Viertelfinal gegen Daniil Medwedew (ATP 3) eine Chance. Denn der schlaksige Russe ist definitiv kein Rasenspezialist.

Immer versucht, immer gescheitert

Aber wie ist es möglich, dass ein 27-Jähriger, der zuvor 13 Mal in der Qualifikation für ein Grand-Slam-Turnier gescheitert war und erst eine Runde im Hauptfeld gewonnen hatte (in Melbourne 2023), plötzlich einen Match nach dem anderen gewinnt? Es bestätigt wieder einmal: Gut Tennis spielen können von den Profis fast alle, aber die erfolgreichen trennt von den anderen, dass sie es nicht nur ab und zu tun, sondern immer wieder aufs Neue.

Selfies mit den Fans: Chris Eubanks nach seinem Sieg über Stefanos Tsitsipas.

Er habe erst seit einem Jahr realisiert, dass es die Details ausmachen würden, die ihm zuvor nicht so wichtig schienen, sagt Eubanks. «Der Proteinshake eine Viertelstunde nach dem Match, ausreichend Schlaf zu bekommen, sich genügend Zeit zu nehmen für das Aufwärmen und das Cool-down nach dem Match, so oft wie möglich zum Physiotherapeuten zu gehen, obschon nichts schmerzt.» So selbstverständlich das klingt, es Tag für Tag zu tun, ist gar nicht so einfach. Und es erfordert viel Disziplin und Geduld.

Eubanks gibt sich seine liebe Mühe, nicht aus dem Traum aufzuwachen, den er gerade lebt. Vor einigen Wochen hatte er sich noch beschwert, Rasen sei ein fürchterlicher Belag, darauf könne man nicht Tennis spielen. Die Bälle würden immer verspringen, und es sei mühsam, sich darauf zu bewegen. Gegen Tsitsipas feierte er seinen neunten Sieg in Serie auf Rasen. Vor Wimbledon hatte er in Mallorca den Titel gewonnen, erst am Tag vor Turnierstart war er in London eingetroffen.

Er habe gar keine Zeit gehabt, nachzudenken, sagt Eubanks. Das sei wohl besser so. Sein Leben wird sich dank seines Sturmlaufs in Wimbledon ziemlich verändern. Eines weiss der Federer-Fan aber schon: Beim Tennis Channel will er unbedingt weitermachen als Experte. Das hat sich bewährt.