Der traurige Abgang des unfreiwilligen Filmhelden
Ein Hollywood-Blockbuster machte Michael Oher bekannt. Jetzt beendet eine schwere Gehirnerschütterung wohl seine Karriere.
Mit einem Happy End hatte alles angefangen, und nun hört es mit einem schlechten Ende auf. Das Glück, es ist im Leben von Michael Oher ein launischer Begleiter. Der Film «The Blind Side» hatte die Geschichte des jungen Mannes mit beeindruckender Postur erzählt, der mit der Hilfe einer reichen Familie seiner Herkunft in einem Armenviertel in Memphis entflieht. Trotz schlechter Zukunftsprognosen schliesst er ein Studium ab und erhält 2009 einen lukrativen Vertrag in der National Football League. 2013 gewinnt er mit den Baltimore Ravens die Superbowl.
Hauptdarstellerin Sandra Bullock erhält für ihre Rolle als Ohers Förderin und Adoptivmutter einen Oscar.
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«The Blind Side» machte die Geschichte von Michael Oher bekannt. Video: Youtube
Nun ist die Karriere von Big Mike wohl vorbei, mit nur 31 Jahren, ohne Happy End. Im vergangenen September erlitt Oher, inzwischen bei den Carolina Panthers beschäftigt, eine Gehirnerschütterung. Diese wurde zunächst nicht entdeckt, stellte sich dafür als besonders schwer heraus. Oher suchte Arzt um Arzt auf, reiste durchs halbe Land, um die Symptome in den Griff zu bekommen, doch nichts half – zehn Monate schon ist er jetzt im Concussion Protocol der NFL. Mit diesem Prozedere soll verhindert werden, dass Spieler nach Gehirnerschütterungen zu früh wieder aufs Feld geschickt werden.
32 Millionen Dollar verdient
Mittlerweile ist klar: Der sensible Riese wird nicht zurückkehren, jedenfalls bei den Panthers nicht – trotz laufendem Vertrag strichen sie ihn am Donnerstag endgültig aus ihrem Kader. Er wird wegen der Verletzung wohl eine Kompensation der Liga erhalten, eine Art Schadenersatz für die mutmassliche Sportinvalidität. Davon abgesehen, hat der Offensive Lineman im Laufe seiner Karriere rund 32 Millionen Dollar verdient.
Ohers Leben bleibt die Tragik mit diesem stillen Abgang treu. Mit dem Film, der sein Leben veränderte, zeigte sich der 145-kg-Brocken nie besonders glücklich – er wird darin als begriffsstutzig und langsam charakterisiert. Erst im Laufe der Jahre lernte er, mit dem falschen Bild zu leben, das ein grosser Teil der Öffentlichkeit von ihm zu haben glaubte.
Auch sportlich lief es nicht nur rund: Der erfolgreichen Zeit bei den Ravens folgte ein verlorenes Jahr bei den Tennessee Titans. Daraufhin wechselte Oher nach Carolina, und mit den Panthers schaffte er zunächst eine fast perfekte Saison mit 17:1 Siegen und erreichte so die Superbowl zum zweiten Mal in seiner Karriere. Doch obschon Favorit im grossen Spiel, verloren es Oher und die Panthers im Februar 2016 gegen die Denver Broncos.
Gut ein halbes Jahr später folgte die fatale Gehirnerschütterung, die zehn Monate später zur Entlassung führte. Der Club wolle damit auch Druck von Oher nehmen, «es geht einzig und allein um seine Gesundheit», sagt Trainer Ron Rivera. Oher selbst, nie ein Mann der grossen Worte, twitterte traurig: «Das Gehirn kann einem Angst machen. Du musst ihm Sorge tragen.»