DorfgeflüsterDer steile Aufstieg
Neuzuzüger in Langnau müssen sich an ein stetiges Auf und Ab gewöhnen. Es hätte auch anders kommen können – wenn die Weichen vor 100 Jahren anders gestellt worden wären.

In Langnau wird gebaut – vor allem im Oberdorf. Grosse Grundstücke aus den 1970er-Jahren werden umgenutzt. Unter anderem weichen Villen dabei Reihenhäusern für den Mittelstand. Für den Steuerfuss in Langnau sind das keine guten Voraussetzungen, für die Durchmischung der Bevölkerung schon.
Was einige Neuzuzüger jedoch unterschätzen, ist die Topografie des Gemeindegebiets. Langnau ist am Fusse des Albis an den Hang gebaut. Man bewegt sich also meistens bergauf oder bergab. Vor allem bei der Ankunft am Bahnhof Langnau-Gattikon gibt es für die Reisenden eigentlich keine andere Wahl als der Aufstieg bis nach Hause – ausser man wohnt direkt an der Sihltalstrasse. Aber auch die Spaziergänge und das Einkaufen sind häufig ein Auf und Ab. Für die alteingesessenen Langnauerinnen und Langnauer gehört das zum Charme des Dorfes. Neuzuzüger müssen sich zuerst daran gewöhnen, wie mir in Gesprächen aufgefallen ist.
Es hätte auch anders kommen können. In den 1930er-Jahren wurde nämlich eine Konzession erteilt für den Bau einer Standseilbahn vom Bahnhof Langnau auf den Albis. Die Endstation wollte man beim Escherrank bauen – mit einer wunderbaren Aussicht bis nach Zürich. Für die etwas über 2000 Meter lange Strecke rechnete man mit einer Fahrzeit von neun Minuten.
Schliesslich wurde die Idee verworfen, als die damalige PTT im Jahr 1937 eine Postautoverbindung zwischen Thalwil und Hausen in den Fahrplan aufnahm. Und dafür wurde im Jahr 1954 die Luftseilbahn Adliswil-Felsenegg eröffnet. Das hilft den neuen Einwohnern zwar nichts beim allfälligen Aufstieg mit den Einkaufstaschen. Dafür können sie heute von wunderbaren Naherholungszielen mit guten Anbindungen profitieren.
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