Kommentar zu Boris JohnsonDer scheinbare Retter der Tories
Der schillernde Ex-Premier bleibt der Liebling der Basis der Konservativen – auch wegen der Schwäche von Regierungschef Rishi Sunak.
Vielleicht spielt er ja nur Spielchen. Vielleicht ist ihm mehr am Medienrummel gelegen als an einem Comeback. Bei Boris Johnson weiss man das nie. Unzweifelhaft ist aber, dass kaum mehr als vier Monate nach seinem Auszug aus 10 Downing Street nun allen Ernstes darüber spekuliert wird, ob er an die Macht zurückkehren könnte. Und er selbst immer mehr Signale gibt, die in diese Richtung gehen.
Kein Zweifel besteht auch daran, dass er sich gern für seinen Rauswurf revanchieren würde. Er hat ja immer darauf bestanden, dass die Wählerschaft als Ganzes ihn 2019 ins Amt berufen habe – und dass er bis heute der Liebling der Parteibasis sei. Ob er in einem parteiinternen Machtkampf mit seinem Nachfolger Rishi Sunak die Oberhand gewinnen würde, ist schwer zu sagen. Eine Menge steht dem im Weg. Und auch viele Tories halten es für verrückt, jemanden wieder ins höchste Amt berufen zu wollen, der seinerzeit so viel Schaden angerichtet hat.
Vor allem die Parteirechte misstraut Rishi Sunak zutiefst. In Sachen Brexit wittern Brexit-Hardliner Verrat.
Ein Licht wirft das erneute Interesse an Johnson freilich auf die Schwäche des derzeitigen Amtsinhabers. Vor allem seine Parteirechte misstraut Sunak zutiefst. In Sachen Brexit wittern Brexit-Hardliner Verrat. Was die derzeitige Streikwelle angeht, wird dem Premier Orientierungslosigkeit vorgeworfen. Insgesamt beeindruckt Sunak seine Landsleute wenig. Lange Jahre der Austerität, die die Leistungsfähigkeit der öffentlichen Dienste untergraben haben, setzen den Tories zu.
Labour liegt in allen Umfragen klar vorn. Kein Wunder, dass manche Tories wieder von 2019 träumen – und sich vom damaligen Unterhaus-Wahlsieger Boris Johnson neue Rettung versprechen. Nur: 2019 gab es eine besondere historische Konstellation. Es war das Jahr goldener Brexit-Versprechen und weitreichenden Unbehagens gegenüber Oppositionsführer Jeremy Corbyn. Mittlerweile hat sich Labour aufgerappelt, während Johnsons harter Brexit katastrophale Folgen zeitigt. Aber das wird «BoJo» nicht daran hindern, sich neu in Szene zu setzen. Und noch einmal anzutreten, wenn man ihn nur lässt.
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