Steuerenthüllungen zu TrumpDer Präsident als Gauner
Donald Trumps akrobatischer Umgang mit seinen Steuerpflichten passt ins Bild: Womöglich ist der Präsident ein Fake-Milliardär und obendrein ein Gauner.
Der Zeitpunkt war extrem ungünstig, das Offenbarte problematisch: Kurz vor der ersten TV-Debatte mit seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden am Dienstag wurde Donald Trumps Steuergebaren in der New York Times teilweise entblättert, zum Vorschein kam, dass viele amerikanische Steuerzahler Trottel sind.
Oder «Suckers», wie Trump sie abschätzig nennen würde. Denn Millionen braver Bürger führten 2016 und 2017 weit mehr an Steuern an die Finanzämter des Bundes ab als Donald Trump, obschon sie weder eine Boeing 757 besitzen noch Paläste wie Mar-a-Lago.
Lehrer, Polizisten und Feuerwehrleute zahlten mehr ein als Trump, desgleichen viele Ehepaare, die sich am Rande der Armut bewegen. «Er hat weniger zum Unterhalt unserer Gesellschaft beigetragen als Servierer und Papierlose», reagierte die linke demokratische Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez auf die Enthüllungen der New York Times.
Ein «Fake-Milliardär»?
Elf Jahre zahlte Trump überhaupt keine Bundessteuern, zweimal überwies er den stolzen Betrag von 750 Dollar – ungefähr so viel wie jemand bezahlt, der bei McDonald’s am Tresen oder am Drive-Through-Fenster arbeitet. Natürlich sind die von der New York Times ausgewerteten Steuerunterlagen bei weitem nicht vollzählig. Niemand weiss zum Beispiel, wer Trumps Geldgeber sind. Von Interesse wäre es schon deshalb, weil der Präsident über 400 Millionen Dollar schuldet und deshalb ein Risiko für die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten sein könnte.
Trump reagierte auf die unliebsamen Nachrichten wie gehabt: «Fake News» sei der aufwendig recherchierte Artikel der New York Times. Er muss es so hinstellen, sind die bislang bekannt gewordenen Einzelheiten doch wenig schmeichelhaft für ihn: Fragwürdige Steuerabschreibungen, hohe Verschuldung, nicht auszuschliessen, dass Donald Trump sogar ein «Fake-Milliardär» ist.
«König des Schuldenmachens»
Zumal die Behauptung seines ehemaligen Anwalts Michael Cohen, der Präsident habe Einkünfte und Vermögen gegenüber dem Finanzamt stets untertrieben, bei Kreditanträgen aber übertrieben, plötzlich einleuchtend wirkt. Es wäre kriminell und könnte, falls wahr, den «König des Schuldenmachens», so Trump über Trump, sogar ins Gefängnis bringen.
Der Verdacht, es gebe in seinem unordentlichen Leben kaum etwas Authentisches, und nichts sei so, wie es erscheine, entzündete sich bereits an Trumps Selbstdarstellung als eines «Selfmademan». Sie war frei erfunden, da der junge Donald kühle 400 Millionen vom Vater als Beigabe erhielt. Nun droht eine weitere Kulisse in seinem Potemkinschen Dorf einzustürzen: Statt reich wie Dagobert Duck zu sein, sitzt Trump auf gigantischen Schulden, die vor 2025 fällig werden und für die er persönlich einstehen muss.
Eigentlich kann sich der Präsident nicht leisten, die kommende Wahl zu verlieren: Ohne den Schutz des Amtes und ohne die Protektion seines Justizministers William Barr droht ihm eine gefährliche Durchleuchtung seiner Finanzen inklusive seines Steuergebarens. Am Ende käme der so Durchleuchtete vielleicht schlicht und einfach als ein Gauner daher.
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