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Hertha Berlin
Der neue FC Hollywood

Zwei neue und ein alter Hertha-Fan: Catherine Zeta-Jones, Lars Windhorst und Michael Douglas (von links).

Die Welt der meisten Hertha-Fans ist keine Welt der Jachten und der Promis. Sondern eher eine Welt der verrauchten Kneipen, die Namen tragen wie «Zum Hecht», wo die Wände nicht nur mit einer Holzskulptur eines derartigen Fisches verziert sind, sondern auch mit Poesie. «Säufste – stirbste / Säufste nich' – stirbste ooch / Also säufste.»

Lars Windhorst, Michael Douglas und Catherine Zeta-Jones würde man in derartigen Zusammenhängen nicht vermuten. Aber sie waren am Samstagabend da.

Nicht persönlich natürlich. Aber virtuell, durch ein kurzes Video, das Hertha-Investor Windhorst auf Facebook postete – aus der reinen Freude über den 3:2-Sieg gegen Borussia Dortmund heraus, den er mit Douglas und Zeta-Jones feierte. Die Freude war ganz offenkundig genauso gross wie bei den Schultheiss- und Mampe-Konsumenten aus dem «Hecht». Dort, wenige Meter vom Bahnhof Charlottenburg entfernt, hielten sie sich an der Expansion des Fanlagers bis nach Hollywood nicht länger auf als an einem 0,5-Liter-Schulle-Humpen. Im «Hecht» dachte man am späten Samstagabend schon weiter. Und riskierte mit Blick auf den Januar eine kesse Lippe: «Scheiss-Union!», krakeelten sie, den 2-G-Vorgaben gemäss geimpft oder genesen, quer durch die beiden Säle des Lokals, laut und immer wieder.

Union, das ist Herthas Nachbar aus dem 30 Kilometer entfernten Köpenick, und die Schmähungen, die ihm zuteilwurden, waren nicht nur von Promille, sondern auch von freudigem Optimismus getragen. Die nächste Begegnung ist für den 18. Januar im DFB-Pokal vorgesehen und ist damit, in der Diktion der Blockbuster, ein «Endgame».

Optimismus im Westend hätte man vor ein paar Tagen kaum für möglich gehalten, da war den Herthanern eher danach, wie Michael Douglas alias William «D-Fens» Foster in «Falling Down» die Stadt kurz und klein zu hauen. Die Derby-Niederlage vom 20. November (0:2) in Köpenick hatte einen der vielen Hertha-Tiefpunkte des ablaufenden Jahres bedeutet; der damalige Trainer Pál Dárdai wurde kurz danach beurlaubt.

Dárdai wurde durch Tayfun Korkut ersetzt, der seit nun vier Spielen die Geschicke der Berliner leitet, und da immerhin sieben von zwölf möglichen Punkten holte. Wobei: Unter ihm lief auch nicht alles nach Drehbuch. Am Dienstag ging die Hertha in Mainz mit 0:4 unter, umso überraschender war der Sieg gegen die Dortmunder. «Wichtig war es, den Dienstag abzuschliessen am Mittwoch. Das war das Allerwichtigste, das Spiel ein Stück weit zu löschen aus den Köpfen», sagte Korkut nach dem Sieg gegen den BVB.

«Man hat gesehen, wie viel Freude in der Mannschaft drinstecken kann»

So gesehen waren die Herthaner gut im Training, als sie zur Halbzeit in die Kabine kamen – und schon wieder etwas von ihren Festplatten tilgen mussten. Erstens den Rückstand durch das Tor von Julian Brandt, zweitens die Aberkennung des möglichen Führungstors. Nach der Pause drehte Hertha die Partie, durch Tore von Ishak Belfodil (51.) und – vor allem – durch Marco Richter (57./69.). Das war aber nicht alles. Man habe gesehen, «wie viel Freude in der Mannschaft drinstecken kann», sagte Korkut, und er durfte das behaupten, ohne dabei rot anzulaufen.

Was wiederum eine Nachricht war: «Freude» und «Hertha» befanden sich zuletzt im Rosenkrieg. «Wir waren in vielen Phasen des Spiels überlegen», sagte Korkut. Auch nach der Niederlage habe die Mannschaft «weiter an die Idee geglaubt, die wir in diese Mannschaft reinbringen wollten». Das war umso bemerkenswerter, als die Hertha auf eine Reihe von Führungsfiguren verzichten musste – allen voran Stevan Jovetić und Suat Serdar.

Wie stabil diese Hertha bereits ist, darüber liegen keine verlässlichen Erkenntnisse vor. Korkut hütete sich, zu grosse Erwartungen zu schüren. «Man hat gesehen, was möglich ist. Aber man kann nicht davon ausgehen, dass das jede Woche abgerufen wird», erklärte er. Ob er die Notwendigkeit sehe, das Kader umzubauen oder zu ergänzen, liess er offen; er habe sich in den ersten Wochen seiner vorerst bis Saisonende befristeten Anstellung darum gekümmert, die Mitarbeiter kennenzulernen, und gab sich vom Kader recht angetan.

«Einen Wunschzettel gibt es nicht, brauche ich auch nicht. Ich bin mir sicher, dass (Manager) Fredi Bobic die richtigen Schlüsse ziehen wird», sagte Korkut. Wobei er schon weiss, dass er einen neuen norwegischen Verteidiger namens Fredrik André Bjørkan (FK Bodø/Glimt) begrüssen werden darf. Korkuts Konzentration aber gilt der Konsolidierung des neuen Kurses.

«Es wird keinen Schritt zurück geben», versicherte er. Und das ist ein Motto, das an der Theke des «Hecht» genauso gilt wie auf dem Rasen des Olympiastadions.

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