Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Der neue Djokovic greift Federer an

Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Der beste Returnspieler im Welttennis ist Novak Djokovic schon lange, nun überzeugt er auch noch beim Aufschlag. Alle 47 Servicegames brachte der Serbe in Shanghai durch. Und mit dieser Mixtur konnte eigentlich nur etwas resultieren: der Turniersieg. «So gut wie diese Woche habe ich in meiner Karriere selten aufgeschlagen», fasste er zusammen.

Es war nicht das einzige neue Element im Spiel des Djokovic 2.0, wie ein Blick auf den 6:3, 6:4-Finalsieg gegen Borna Coric zeigt. Der Serbe, normalerweise bekannt für herausragende Konterqualitäten und Stamina, überzeugte durch Fokussierung auf die kurzen Ballwechsel, dies zeigt eine Statistik von Zahlenguru Craig O'Shannessy. 65 Prozent aller Punkte im Endspiel umfassten maximal fünf Schläge, und Djokovic gewann 59 Prozent dieser Rallys.

In absoluten Zahlen gewann er so 15 Punkte mehr, und es fiel nicht ins Gewicht, dass Coric 50 Prozent der Ballwechsel mit 10 Schlägen und mehr für sich entscheiden konnte (10 von 20). Zufriedener könnte er nicht sein, gab Djokovic zu: «Ich musste mich neu erfinden und die richtige Erfolgsformel finden. Jetzt habe ich sie gefunden und versuche so lange wie möglich daran festzuhalten.»

2 grosse Titel weniger als Federer

Falls ihm das in ähnlicher Form gelingt wie seit Wimbledon – er gewann seither 27 von 28 Einzeln –, dürfte er nicht nur bald wieder die Nummer 1 werden, sondern auch Roger Federer in der Rangliste der grossen Titel einholen. 51 hat er mittlerweile auf dem Konto, verteilt auf 14 Grand Slams, 5 ATP-Tour-Finals und 32 Masters 1000, nur zwei Einheiten fehlen ihm noch zu Federer (20/6/27). Dichtauf folgt ihm allerdings der derzeit verletzte Rafael Nadal mit 50 Titeln (17/0/33). Wenn man in diesem Ranking noch olympisches Einzelgold dazuzählen würde, wäre der Spanier gleichauf mit dem Serben.

Die Statistik der grossen Titel. (Bild: atpworldtour.com)

Wer vor einem halben Jahr Djokovics überzeugende Vorstellungen in China – oder vorher in Wimbledon und am US Open – vorausgesehen hätte, dem würde der Titel «Hellseher des Jahres» gebühren. Noch beim ersten Teil der Hartplatzsaison war er bestenfalls eine schlechte Karikatur seiner selbst, den absoluten Tiefpunkt erreichte er in Indian Wells und Miami mit Niederlagen gegen Taro Daniel und Benoît Paire. Von einem Turniersieg war er damals enorm weit weg, sein Niveau entsprach kaum dem eines Top-100-Spielers. Selber sagte er, er fühle sich auf dem Court verloren.

Zurück zu den Wurzeln

Nun ist das Rechteck wieder sein Reich, und ein Grossteil seiner Frischzellenkur hängt damit zusammen, dass er zurück zu den Wurzeln gefunden hat: Djokovic stellte Langzeittrainer Marian Vajda wieder ein, dazu den österreichischen Ernährungs- und Fitnessberater Gebhard Gritsch – zwei zentrale Elemente in der Phase seiner Dominanz. Kein Thema mehr ist dafür Guru Pepe Imaz, unter dem er auf dem Platz seine kriegerischen Züge verloren hatte. Mit der Vergangenheit mochte er sich in Shanghai nicht mehr aufhalten: «Ich denke, ihr seht den neuen Novak, ich muss ihn nicht beschreiben. Mehr kann ich nicht sagen.»

Aufgrund der zuletzt gezeigten Form ist Djokovic auch bei seinen letzten Starts in dieser Saison in Paris-Bercy und an den World Tour Finals in London der Mann, den es zu schlagen gilt, und mit zwei weiteren Titeln könnte er Federers Marke egalisieren. Allerdings spielt auch der Baselbieter um eine historische Marke: Ihm fehlen immer noch zwei Turniersiege zur magischen Zahl 100.

Ein Showdown schon in Basel?

Es ist nicht auszuschliessen, dass es bereits nächste Woche zu einem Showdown kommt, Nutzniesser wären die Schweizer Tennisfans. Djokovic liess in China verlauten, er liebäugle mit einer Wild Card für ein zusätzliches Turnier, in Wien oder aber in Basel. Es wäre sein erster Start im Reich seines Erzrivalen seit 2011.