Gstaad-Sieger Casper RuudDer Mister Schweiz stammt aus Oslo
16 Matches, 16 Siege – Casper Ruud holt in Gstaad seinen vierten ATP-Titel auf Schweizer Boden. Etwas gefällt ihm ganz besonders hier.
Hätte sich Casper Ruud nicht kürzlich in den French-Open-Final gegen Rafael Nadal gespielt, viele Tennisfans würden ihn wohl immer noch nicht kennen. Der Norweger, inzwischen 23, spielte sich auf leisen Sohlen in die Top 10. Wimbledon-Finalist Nick Kyrgios sagte einmal, wegen eines Spielers wie Ruud käme niemand ins Stadion. Doch die beiden, die charakterlich und spielerisch nicht unterschiedlicher sein könnten, mögen sich sowieso nicht.
Die Roy Emerson Arena war beim Gstaad-Final zwischen Ruud und Matteo Berrettini jedenfalls gut gefüllt. Und wie sich Ruud gegen den wuchtig aufschlagenden Italiener freispielte und 4:6, 7:6, 6:2 durchsetzte, war eindrücklich. Als die Partie in die entscheidende Phase des zweiten Satzes ging, schlug Ruud plötzlich härter und präziser und riss die Kontrolle des Spiels an sich.
«Die Schweiz erinnert mich in vielem an Norwegen. Ausser, dass man hier weniger Steuern bezahlen muss.»
Damit verteidigte er seine makellose Bilanz in der Schweiz. Viermal ist er hier an einem ATP-Turnier angetreten, viermal holte er den Titel: Nach Genf (2021, 2022) gewann er nun auch Gstaad zum zweiten Mal in Serie. 16 Matches, 16 Siege. Wieso fühlt er sich hier so wohl? «Die Schweiz ist ein wunderschönes, sehr gut organisiertes Land. In vielem erinnert sie mich an Norwegen. Ausser, dass man hier weniger Steuern bezahlen muss.» Augenzwinkernd fügte er an: «Ich hoffe, unsere Politiker hören mich.»
Auch punkto Tennis sei die Schweiz für ihn ein Vorbild. «Dass ein kleines Land gleich zwei so grosse Champions hervorbringt wie Roger Federer und Stan Wawrinka, ist aussergewöhnlich. Mit Roger kann sich sowieso keiner vergleichen, aber auch wie Stan bei seinen drei Grand-Slam-Titeln spielte war lächerlich gut. Sie haben gezeigt, dass man nicht aus einer grossen Tennisnation stammen muss, um erfolgreich zu sein. Wenn du zielstrebig und fokussiert bist, ist vieles möglich. Egal, woher du bist.»
Norwegen ist in der Tat noch keine grosse Tennisnation. Neben Ruud ist Viktor Durasovic (ATP 318) der einzige andere Norweger in den Top 1000. Die Schweiz kann da auch ohne Federer, der inzwischen aus dem Ranking gefallen ist, 17 Spieler bieten. Doch Ruud hatte mit seinem Vater Christian, der 1995 bis auf Platz 39 vorstiess und auch sein Trainer ist, in der Familie aber ein gutes Vorbild.
«Gegen Rafa im Paris-Final zu spielen ist die härteste Aufgabe, die es in unseren Sport gibt.»
Selbstredend war Casper Ruud in Paris der erste norwegische Grand-Slam-Finalist. Da bezahlte er aber Lehrgeld, holte er gegen Rafael Nadal nur sechs Games. «Natürlich lief der Final nicht so, wie ich gehofft hatte», sagt Ruud. «Aber gegen Rafa zu spielen im Final von Roland Garros ist wahrscheinlich die härteste Aufgabe, die es in unserem Sport gibt. Ich war nicht überrascht, wie gut er spielte. Ich hatte einfach keine Antworten. Aber wenn ich wieder einmal einen Grand-Slam-Final erreichen sollte, wüsste ich nun besser, was mich erwartet.»
Ruud brauchte etwas Zeit, um Roland Garros zu verarbeiten, verlor in Queen’s, Wimbledon und Bastad drei von vier Matches. Wobei er auf Rasen ohnehin lieber Golf als Tennis spielt. In Gstaad auf seiner Lieblingsunterlage Sand fand er nun zum Siegen zurück. Und weil es so gut läuft in der Schweiz, hat er vor, im Oktober auch bei den Basler Swiss Indoors anzutreten.
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