Abschied von Elizabeth II.Er plant das Begräbnis der Queen
Andrew Parker organisierte bereits die Trauerzeremonie für Prinz Philip. Als Lord Chamberlain im königlichen Haushalt hat er keinen leichten Job.
Wenn der Leichnam der Queen die letzte Ruhestätte erreicht, wird Andrew Parker an dessen Seite sein. Er bekleidet den Posten des Lord Chamberlain im königlichen Haushalt und wacht als solcher über den berühmten weissen Stab, der symbolisch über dem Grab der Monarchin gebrochen wird. Zuletzt fand dieser zeremonielle Akt im Jahr 1952 statt, nach dem Tod von König George VI., dem Vater der nun verstorbenen Queen.
Für einen kurzen historischen Moment wird die Welt auf Andrew Parker blicken, der ansonsten nicht im Rampenlicht steht, sondern dahinter. Er ist einer der sogenannten grauen Männer, die für die möglichst diskrete Organisation königlicher Zeremonien zuständig sind. Und das heisst nach dem Tod der Queen: für die penible Einhaltung des Protokolls. (Lesen Sie auch den Nachruf «Mit ihr endet eine Ära in Grossbritannien».)
Der Höhepunkt wird das Staatsbegräbnis am kommenden Montag, 19. September, in der Westminster Abbey sein. Naturgemäss hat Parker bislang keine vergleichbare Beerdigung organisiert, aber es ist noch nicht lange her, da hatte er eine Art Feuertaufe. Parker war erst wenige Tage im Amt, da starb Prinz Philip.
Im April 2021 war das, Parker musste mitten in der Pandemie eine Zeremonie organisieren, die es so in dieser Form wohl nie mehr geben wird. Prinz Philip hatte sehr spezielle Wünsche hinterlassen, die Parker zu erfüllen hatte. So musste er etwa sicherstellen, dass der für den Transport des Sarges eigens umgebaute Land Rover tadellos funktionierte.
Spezielle Wünsche von Prinz Philip
Von solchen Spleens ist im Fall der Queen nichts bekannt, jedenfalls bislang. Man kann davon ausgehen, dass die Beerdigung von Königin Elizabeth II. vielleicht nicht so extravagant wird wie bei Philip, dafür aber im besten Sinne des Wortes staatstragend. Und damit das bestmöglich gelingt, ist Andrew Parker seit dem Todestag der Queen im Dauereinsatz.
Bevor der 60-Jährige von Elizabeth II. zum Lord Chamberlain, früher auch King’s Chamberlain, ernannt wurde, leitete er den britischen Inlandsgeheimdienst MI5. Bereits in dieser Zeit hatte er immer wieder mit dem königlichen Palast zu tun, vor allem, wenn es darum ging, Sicherheitskonzepte für besondere Anlässe auszuarbeiten. Diese Erfahrung war wohl mit dafür ausschlaggebend, warum die Queen ihn zum Lord Chamberlain ernannte.
Laut britischen Medien soll sich damals auch schon Elizabeths Sohn Charles für Parker ausgesprochen haben. Man kann also davon ausgehen, dass der König den Lord Chamberlain nicht so schnell austauschen dürfte. Parker wird nach dem Begräbnis von Elizabeth II. vor allem die Aufgabe zukommen, den Übergang von Queen zu King protokollarisch so zu begleiten, dass Charles III. im besten Licht dasteht. (Hören Sie zum Thema unseren Podcast «Apropos» mit dem Beitrag «Wie es nach der Queen weitergeht».)
Parker ist als «Senior Officer of the Royal Household» nicht nur dafür zuständig, die Geschäfte des königlichen Haushalts zu koordinieren, er kümmert sich auch um die Kommunikation zwischen Souverän und dem House of Lords, dem Oberhaus. Er steht dabei auch in direktem Kontakt mit dem Privatsekretär des Monarchen. Diese Aufgabe erfüllte unter Königin Elizabeth II. ein gewisser Edward Young. Sir Edward, wie er im Palast genannt wird, war dafür zuständig, die Queen bei ihren Aufgaben als Staatsoberhaupt so gut es geht zu unterstützen.
Qua Amt ist der Privatsekretär für den Informationsaustausch mit 10 Downing Street und den Ministern zuständig. Er ist, wie es im Palast heisst, der Kommunikationskanal zwischen dem Souverän und der Regierung. Der 55-jährige Young ist bereits seit 2004 für die Royals tätig. Bevor er 2017 das Amt des Privatsekretärs der Queen übernahm, war er als dessen Stellvertreter und Assistent tätig.
Der Tod der Queen liefert einen Anlass, der Welt die Faszination der britischen Krone vor Augen zu führen.
Zusammen mit Andrew Parker ist Edward Young nun im weitesten Sinne für die Aussendarstellung des neuen Königs zuständig – vorausgesetzt, Charles hält an beiden fest. Es dürfte wohl keine Medienmitteilung der Royal Family geben, die nicht über den Schreibtisch des königlichen Privatsekretärs geht. Seiner Kontrolle unterliegen auch die Accounts der königlichen Familie in den sozialen Medien. In den letzten Jahren haben vor allem zwei Ereignisse Sir Edward gewaltig unter Druck gesetzt: Da war zum einen der Bruch zwischen dem Palast und Prinz Harry und seiner Frau Herzogin Meghan, zum anderen war da der Skandal um Prinz Andrew.
Im Vergleich dazu ist der Tod der Queen, so traurig er auch sein mag, ein willkommener Anlass, um der Welt die Faszination der britischen Krone vor Augen zu führen. Genau dafür haben nun im Hintergrund vor allem zwei Männer zu sorgen: Andrew Parker und Edward Young.
Gleiches Hobby wie König Charles
Im Gegensatz zum Privatsekretär ist das Amt des Lord Chamberlain vom Palast nicht als Vollzeitjob eingestuft. Das Jahresgehalt beläuft sich auf etwa 90’000 Pfund, umgerechnet rund 100’200 Franken. Man kann aber annehmen, dass Andrew Parker zumindest in diesen Tagen mehr arbeiten dürfte, als sein Vertrag vorsieht.
Wenn das royale Spektakel um den Tod der Queen dann einmal vorbei ist, dürfte er wieder mehr Zeit für das haben, was ihm offenbar wirklich Freude bereitet, das «bird watching». Parker gilt als leidenschaftlicher Beobachter von Vögeln. Dieses Interesse soll er anscheinend mit dem neuen König gemeinsam haben. Keine schlechte Voraussetzung also, um die Funktion des Lord Chamberlain womöglich noch ein wenig fortzuführen.
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