AboKriminalität in ItalienDer Mafiaboss aus dem Hilfsprogramm
Rocco Molè galt einmal als Modell. Mit 16 kam er in ein soziales Integrationsprogramm für Kinder der kalabrischen Mafia. Drei Jahre blieb er da. Dann wurde «Roccuccio» selbst zum brutalen Boss. Ein trauriges Lehrstück?
Die Italienerinnen und Italiener haben schon so viele Mafiageschichten gehört, dass sie fast nichts mehr überrascht. Die Geschichte von Rocco Molè, 26 Jahre alt und Sprössling des gleichnamigen Clans aus Gioia Tauro in Kalabrien, verstört nun aber doch viele. Sie hatte sich nämlich als Erfolgsgeschichte von Staat und Zivilgesellschaft angebahnt, als kleiner Triumph über die Mafia. Dann kam alles ganz anders.
Die Medien nennen ihn «Roccuccio», kleiner Rocco, weil schon sein Onkel Rocco hiess, und der war ein mächtiger Boss. Als Onkel Rocco Molè 2008 in einer Fehde zwischen rivalisierenden Familien der ’Ndrangheta, der kalabrischen Mafia, umgebracht wurde, war «Roccuccio» erst 13 Jahre alt. Und wurde mobilisiert, eine Art Kindersoldat. Fünf Jahre später wurde «Roccuccio» zusammen mit 53 Personen verhaftet, er hatte sich mit Waffenhandel beschäftigt. Und mit den Slotmaschinen in der Gegend: Die Molès kontrollierten auch einen Teil des Geschäfts mit dem Glücksspiel.