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Der kleine Bruder greift an

Den ZSC bedrängen: Zug zeigt auf wie neben dem Eis keine Zurückhaltung. Foto: Patrick Straub (Freshfocus)
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Der frühere EVZ-Coach Doug Shedden pflegte nach Nieder­lagen gegen den ZSC zu sagen, man spüre immer noch, dass der Respekt vor dem «grossen Bruder» grösser sei als vor anderen. Doch inzwischen ist der kleine Bruder stark gewachsen, auch punkto Selbstvertrauen. So sagt Geschäftsführer Patrick Leng­wiler: «Es ist Zeit, dass jemand ­anderes Schweizer Meister wird. Wir wollen die Serie von Zürich, Bern, Lugano und Davos der ­letzten 21 Jahre durchbrechen.»

Als er nach dem verlorenen Playoff-Final 2017 gegen den SCB zum ersten Mal gesagt habe, die Frage sei nicht, ob der EVZ Meister werde, sondern wann, sei er heftig kritisiert worden. «Aber das stört mich nicht. Dieses Jahr tat ich es gleich wieder.» In einem TV-Interview während des Finals, in dem der EVZ erneut den Bernern unterlag. «Wir haben die Puzzlestücke, um Meister zu werden», sagt Lengwiler. «Aber erkaufen, erzwingen kann man den Titel nicht. Das weiss ich auch. Deshalb sage ich auch nicht, dass wir es dieses Jahr schaffen.»

Lengwilers Salär-Rangliste

Erkaufen ist ein gutes Stichwort. Im Interview mit der «Schweiz am Wochenende» sagte Lengwiler kürzlich, punkto Salärkosten für die erste Mannschaft liege der EVZ an vierter oder fünfter ­Stelle. Sicher hinter Bern, den ZSC Lions und Lugano. Bei der unmittel­baren Konkurrenz hingegen hat man das Gefühl, niemand gebe so viel Geld aus für die Spieler wie der EVZ. Dieser Eindruck wird genährt dadurch, dass die Zuger das Rennen machten um Leonardo Genoni und Gregory Hofmann, die begehrtesten Schweizer Cracks.

Lengwiler sagt: «Wer unseren Geschäftsbericht anschaut, sieht schnell, dass unser Personalaufwand für die erste Mannschaft nicht grösser sein kann als in Bern. Und sicher nicht grösser als in Zürich. Wir geben 18,4 Millionen Franken aus, aber da sind nicht nur die Spieler drin, sondern auch die Geschäftsstelle und alle Gastronomieangestellten. Über 120 Festangestellte.»

Die ZSC Lions wiesen 15,6 Millionen aus fürs Personal auf und neben dem Eis, haben aber ­keine Gastro-Abteilung. Der SCB deklarierte für 2018/19 für «Personal/­Honorare» 16,5 Millionen Franken, ohne Gastro. Ein Vergleich der Zahlen ist schwierig, weil jeder seine Kosten anders ausweist.

Klar ist, dass keiner sagen will, er habe das teuerste Team. Wenn Lengwiler behauptet, Garrett Roe verdiene in Zürich klar mehr als in Zug, so bestreitet das ZSC-CEO Peter Zahner vehement. Andrerseits gibt es das Gerücht, Ex-ZSC-Stürmer Jérôme Bachofner habe sein ­Salär beim EVZ verdreifacht.

Einig ist man sich, dass heute mehr Clubs um die besten Spieler buhlen. So sagt Lengwiler: «Früher gab es Zürich, Lugano und Bern, wenn ein Topspieler auf den Markt kam. Heute können auch Lausanne, Biel, Zug und Fribourg mitbieten.»

Er sehe die verschärfte Konkurrenz als Ansporn, sagt Zahner. «Wir waren lange ein Vorbild für viele mit unseren Strukturen, mit dem Farmteam, der Professionalisierung. Da zogen andere nach. Und jetzt liegt es an uns, wieder einen Schritt zu machen.»

Natürlich habe man sich am ZSC und am SCB orientiert, gibt Lengwiler offen zu. «Wir haben die beiden Clubs gut studiert, die besten Dinge herausgepickt und unseren Weg gesucht.» Man könnte es auf diesen Nenner bringen: Punkto Nachwuchsförderung orientierten sie sich am ZSC, bei der Gastronomie am SCB.

Die neuen Wege des ZSC

Zahner betont, man unterhalte zum EVZ sehr gute Beziehungen. Der Club sei ein wichtiger Partner, wenn es ums Schweizer Eishockey gehe. Kürzlich habe er ein Meeting initiiert mit sechs CEOs, darunter auch Lengwiler.

Was den sportlichen Wettbewerb betreffe, seien die Zürcher daran, neue Wege zu gehen. «Wir müssen gute Spieler identifizieren, die nicht überall auf dem Radar sind. Kaum jemand kennt Trutmann, Pedretti oder Simic. Aber wenn ich denen zuschaue, muss ich sagen: tipptopp! Das ist das Verdienst unserer Scouting-Abteilung.»

Wenn der ZSC und der SCB dem EVZ noch etwas voraus haben, dann das: Sie wissen, wie man Meister wird. «Das Gewinnen lernt man nicht über Nacht», sagt Lengwiler. «Von den Spielern, die im richtigen Moment in einer Finalserie nicht nervös werden und das Heft in die Hand nehmen, haben wir nicht so viele. Da haben uns Bern und­ ­Zürich schon etwas voraus.»

Das sah man auch im diesjährigen Final wieder, in dem der SCB nach dem ersten Spiel keines mehr verlor. In dieser Hinsicht erhofft sich Lengwiler viel von Genoni: «Er ist das Paradebeispiel eines Spielers, der dann, wenn es heiss auf heiss geht, die besten Leistungen bringt.» Ob der Kilchberger tatsächlich das entscheidende Puzzlestück ist, wissen wir in sieben Monaten.

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