Der Jazzer vom Zürichsee, der mit Miles Davis auf der Bühne stand
Der Rüeschliker Jazzbassist Vali Mayer, ein Musiker von Weltformat,tritt in heimischen Gefilden auf: Als Bandleader zweier Formationen lässt er im Rahmen von Musig am Zürisee Meilen gleich zweimal zur Hochburg des Swing werden.

Das sei sein Fitnessstudio, sagt Vali Mayer, als er in seinem dreistöckigen Haus in Rüschlikon die Treppen hochsteigt. Der vitale Senior meistert die Stufen locker. Im Treppenhaus wimmelt es von Zeitzeugen in Form von Konzertplakaten und Fotos aus seinem reich befrachteten Musikerleben. Zwischendurch bleibt er stehen, beginnt zu reden. Mayer spricht viel, in der Wortwahl manchmal wie ein Jugendlicher und lacht dabei spitzbübisch.«Das hier ist aus New Orleans Ende der 1970er-Jahre.»
Zu sehen ist auf dem Bild, wie der Multiinstrumentalist Kontrabass spielt, jenes Instrument, das ihm Weltruhm eingebracht hat. «Es ist die damalige Begleitband von Fats Domino.» Mit dem Boogie-Woogie-Pianisten habe er selbst aber nie gespielt. An dieser Stelle könnte er erwähnen, dass er dafür am Bass Grössen wie Bebop-Drummer Kenny Clarke, den Geigenvirtuosen Stéphane Grappelli, Charles Aznavour und Miles Davis begleitet hat und ihm im Publikum Berühmtheiten wie Aristoteles Onassis und Frank Sinatra Gehör schenkten. Viel Aufhebens um seine Karriere pflegt der bescheidene Mann aber nicht zu machen.
Musiker statt Zoologe
Die zweite Treppe hoch erzählt Mayer, dass er in Valencia geboren sei. Seine Tochter ihrerseits in Hongkong, der Sohn lebe schon lange in New York. «Aber das ist ja im Zeitalter der Globalisierung normal.» Der Apfel ist dabei nicht weit vom Stamm gefallen: Seine Tochter Delia Mayer hat sich mit Musicalauftritten und als Schweizer «Tatort»-Kommissarin einen Namen gemacht. Sohn Jojo Mayer wiederum hat das Schlagzeugspiel revolutioniert, er spielt synthetische Klänge live und gilt als einer der Besten seines Fachs.
«Ich wollte in jungen Jahren Zoologe werden.»
Im zweiten Stock angekommen, erblickt der Besucher einen Raum voller Musikinstrumente, zahlreiche Erinnerungsstücke von Mayers Konzertreisen rund um den Globus und nimmt angenehm warme Temperaturen wahr. Das fast tropische Klima ist auf die Glaskästen zurückzuführen, in denen es immer noch krabbelt. Früher befand sich hier ein grosses Terrarium mit Tieren, die Mayer gehegt und gepflegt hat. «Ich wollte in jungen Jahren Zoologe werden.»
Aus heissen Gefilden stammt ebenfalls das mexikanische Volkslied, mit dem der Künstler in den frühen 60er-Jahren einen Millionenhit landete. Zusammen mit den Latins – einer italienisch-tunesischen Combo – stürmte er mit einer Coverversion von «La Bamba» die Charts. «Una poca de gracia para bailar», heisst es im Text. Zum Tanzen brauche es ein wenig Anmut. Und was braucht es beim Jazz? «Die Kunst desImprovisierens und ein wenig Gusto, also Genuss», lautet Vali Mayers Antwort.
Zwei Auftritte in Meilen
Mit viel Gusto und begleitet von exzellenten Musikern wird Mayer am Samstag in einer Woche das Publikum im Rahmen von Musig am Zürisee gleich zweimal beehren. Die Bühne des General-Wille-Saals im Meilemer Gasthof Löwen betritt er zusammen mit der Gypsy Dynasty ein erstes Mal um 19 Uhr. Das Trio ehrt die Musik des im letzten Jahr verstorbenen Swing-Gitarristen Häns'che Weiss, den Mayer jahrelang auf Konzerttourneen begleitet und mit dem er zahlreiche Platten einspielt hat.
Das Management der Zigeuner-Jazz-Formation betreute Valis Frau Myriam Mayer. Die Art, wie er über Weiss spricht, macht seine Hochachtung vor dem verstorbenen Kollegen deutlich. Es scheint, als fliesse in Mayers Herzen eine tüchtige Portion Zigeunerblut. Um 22.30 Uhr, kurz nach dem ersten Konzert, swingt es im Löwen erneut, diesmal mit Vali Mayers Swiss Oldstars. Mit dem Bassisten auf der Bühne stehen die bekannten Jazzer Thomas Moeckel, Bruno Spoerri und Curt Treier.
Den Rundgang durchs Mayers Haus beschliesst ein Besuch des Kellers, der in einen Proberaum umfunktioniert wurde. Viel Platz nimmt ein riesiger Koffer fürMayers Paradeinstrument, den Kontrabass, ein. Der sperrige Kasten bereitete ihm während seiner vielen Konzertreisen auch schon mal Ärger. «Wegen seiner Grösse hatte ich beim Einchecken am Flughafen in Bogotá, Kolumbien, ziemliche Probleme.»
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