43. Ryder-Cup: Das spricht für die EuropäerDer Hahnenkampf, der das US-Team überschattet
Europas Golfer wollen ab Freitag in Whistling Straits ihre Dominanz über die Amerikaner verlängern. Helfen könnte ihnen dabei eine kindische Fehde im Team der Gegner.

Gemäss Weltrangliste sind die Europäer von Freitag bis Sonntag am 43. Ryder-Cup in Whistling Straits in Wisconsin ziemlich klare Aussenseiter gegen das Team der USA. Dieses hat acht Top-10-Spieler, die Europäer haben nur einen, den Spanier Jon Rahm, der allerdings Rang 1 besetzt. Zudem stellen die Amerikaner neben Haudrauf Bryson DeChambeau Grössen wie Dustin Johnson, Brooks Koepka, Collin Morikawa und Jordan Spieth, von denen jeder mindestens zwei Majortitel gewonnen hat – was bei den Europäern nur auf Rory McIlroy zutrifft, dessen letzter dieser Triumphe aus dem Jahr 2014 stammt. Und trotzdem gibt es gute Gründe, die für Europa sprechen.
Die Erfahrung:
156:49 Einsätze
Europa-Captain Padraig Harrington schickt eine viel erfahrenere Gruppe in den Kampf als US-Captain Steve Stricker. Neun seiner zwölf Männer waren schon mindestens einmal dabei und haben insgesamt 38 Ryder-Cups und 156 Partien bestritten, allen voran Lee Westwood mit zehn und Sergio Garcia mit neun Teilnahmen. Die Amerikaner bringen es zusammen nur auf 12 Teilnahmen und 49 Einsätze. Und während die früheren Grössen Tiger Woods und Phil Mickelson fehlen, ist die Hälfte des US-Teams erstmals dabei: British-Open-Sieger Collin Morikawa, Fedex-Cup-Champion Patrick Cantlay, Olympiasieger Xander Schauffele, Harris English, Daniel Berger und Scottie Scheffler. Die Europäer haben nur drei Rookies im Team, den Österreicher Bernd Wiesberger, den Norweger Viktor Hovland und den Iren Shane Lowry.
Der Modus:Europas Doppelstärke
Das Spezielle am Ryder-Cup ist das Format: Es besteht aus 28 Duellen, von denen am Freitag und Samstag je acht als Doppel ausgetragen werden, ehe am Sonntag zwölf Einzel folgen. Weil die Europäer die letzte Austragung in Paris gewannen, reicht ihnen ein Unentschieden (14:14) zur Titelverteidigung, die USA brauchen mindestens 14,5 Punkte, um den Pokal zurückzuholen. Dazu kommt, dass die Europäer traditionell besser harmonieren in den Doppeln. Diese werden in zwei verschiedenen Formaten ausgetragen: Beim «Fourball» spielt jeder seinen eigenen Ball, nach jedem Loch wird das Resultat der zwei Teams verglichen. Beim «Foursome» ist pro Team nur ein Ball im Spiel, der abwechselnd geschlagen werden muss.
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Die Geschichte:
Europas Dominanz
Der Ryder-Cup begann 1927 mit Duellen zwischen den USA und Grossbritannien. Die Amerikaner waren aber nach dem Zweiten Weltkrieg derart überlegen, dass ab 1973 auch Irland und ab 1979 Spieler aus ganz Europa mitmachen durften – es war die Zeit, als Leute wie Bernhard Langer oder Seve Ballesteros aufkamen. Seit dem ersten Sieg Europas 1985 haben sich die Gewichte stark verschoben: Die Europäer gewannen 12 der letzten 17 Austragungen, die letzte 2019 in Paris gleich mit dem riesigen Vorsprung von sieben Punkten (17,5:10,5). Selbst auswärts waren die Europäer zuletzt ebenbürtig: Von vier der letzten acht Begegnungen in den USA kehrten sie mit dem zierlichen Pokal zurück, den der britische Samenhändler Samuel Ryder einst stiftete.
Die Fehde:
Wie eine Seifenoper
Im US-Team gab es schon immer starke Individualisten, die Mühe hatten, sich in ein Team einzufügen. Dass sich zwei der besten Amerikaner öffentlich einen anhaltenden Hahnenkampf liefern, wie im Vorfeld dieses Ryder-Cup geschehen, ist aber doch eher selten. Hauptdarsteller sind mit Brooks Koepka, der von 2017 bis 2019 vier Majors gewann, sowie dem letztjährigen US-Open-Sieger Bryson DeChambeau zwei polarisierende Figuren, von denen keiner ein Blatt vor den Mund nimmt. Die Spannungen begannen schon 2019, als Koepka sich über das extrem langsame Spiel seines Landsmanns ausliess. «Ich verstehe einfach nicht, wie man eine Minute und 20 Sekunden braucht, um einen Golfball zu schlagen», sagte er da. Der Kritisierte verteidigte sich – und spielte weiter langsam.
«Der hat ja gar keine Bauchmuskeln. Nicht wie ich.»
Es kam zu Diskussionen zwischen den beiden, einer angeblichen Versöhnung, doch der Konflikt schwelte weiter. Und nahm kindische Formen an, als sich DeChambeau über Fotoaufnahmen von Koepkas Körper mokierte: «Der hat ja gar keine Bauchmuskeln. Nicht wie ich.» Worauf dieser konterte, dafür habe er mehr Majorpokale als DeChambeau, begleitet von einem Tweet.
Im Juni mischten sich dann auch einige Fans ein, die DeChambeau provozierend mit «Brooksy» ansprachen. Weitere Sticheleien und Gehässigkeiten folgten, die meisten nicht der Rede wert. Aber weil nun der Ryder-Cup ansteht, erstmals seit drei Jahren wieder, sind sie doch von Bedeutung. Inzwischen mischte sich auch die PGA-Tour ein und verkündete vor der Tour Championship, dass jeder Fan, der «Brooksy» oder Ähnliches rufe, um Spieler anzumachen, vom Turniergelände verwiesen werden könne.
Wird der Hahnenkampf in Wisconsin weitergehen? Koepka und DeChambeau hätten ihm versichert, dass ihre private Fehde in dieser Woche keine Probleme verursachen werde, sagte Captain Stricker. Es wäre allerdings schon sehr mutig, würde er Koepka und DeChambeau gemeinsam als Doppel aufstellen.

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