Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen
Meinung

Kolumne «Miniatur des Alltags»
Das gute alte Bruchrechnen

In echt rollt eine Eiskugel nicht so schnell ins Cornet.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Sie hatten es im Elternbrief gross angekündigt: Am ersten Schultag nach den Sommerferien würde es für alle Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule eine süsse Überraschung geben.

Herrliche Aussichten für das Töchterchen, das an diesem Tag erstmals in den heiligen Hallen des Gymnasiums wandeln würde. Ein süsser Gruss als Entschädigung für das bittere frühe Aufstehen am Morgen.

Wir werweissten zu Hause noch, was es wohl geben würde: ein Schoggistängeli vielleicht oder einen Schoggikäfer?

Das Rätsel wurde in der 10-Uhr-Pause gelüftet: Jedes Kind erhielt einen Bon für eine Glacekugel. Einzulösen gleichentags zwischen 11.15 und 13.30 Uhr beim extra installierten Eisstand. So weit, so gut.

Nun umfasst die Schule aber 1300 Schüler, und hinter dem Glacewagen auf dem Pausenplatz stand exakt eine Dame.

Und damit kommen wir zum eigentlichen Problem: Wie kann ich mein Kind guten Gewissens in eine Schule schicken, deren Betreiber kein einfaches Bruchrechnen beherrschen?

Denn wenn man die 1300 Jugendlichen auf das Zeitfenster von 135 Minuten verteilt, lässt sich berechnen, dass die «Eisfrau» in 60 Sekunden knapp 10 Kugeln Glace hätte verteilen müssen. Und das wäre wohl nur mit einer Ballwurfmaschine zu bewerkstelligen gewesen.

Die Tochter erzählte am Abend, dass die Schlange vor dem Eisstand sich über das gesamte Schulareal erstreckt habe. Nachdem sie endlos lange angestanden seien, hätten sie aufgeben müssen – weil die nächste Lektion bevorstand. 

Apropos Lektion: Womöglich liegt es gar nicht am mangelnden Rechnungsvermögen der Verantwortlichen, dass die Aktion nicht ganz klappte. Vielleicht sollte den Schülern auch eine Lektion erteilt werden. Etwa: «Frust gehört zum Alltag als Schüler.» Oder: «Avisiere ein Ziel, aber möglicherweise wirst du es nie erreichen.»

Wie auch immer: Bei uns gabs an diesem Tag Coupe Dänemark zum Dessert.