Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Der FCZ in der Krise
«Das ist etwas vom Dümmsten, was ich in meinem Leben gehört habe»

FCZ Trainer Bo Henriksen, links, spricht neben Sportchef Milos Malenovic ueber seine Vertragssituation und den Ausblick auf das Derby gegen GC, aufgenommen am Freitag, 9. Februar 2024 im Heerenschuerli in Zuerich.(KEYSTONE/Ennio Leanza)
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Irgendwann an diesem Mittag fragt der Medienchef in die Runde, ob nicht noch jemand eine Frage zum Derby gegen die Grasshoppers habe. «So unwichtig ist es ja nicht.» Dass dann nicht gleich alle auf einmal die Hand heben, sagt einiges darüber aus, was den FC Zürich in diesem Winter umtreibt.

Es sind turbulente Wochen, durch die der Verein irgendwie navigieren muss. Der Geist des guten Saisonstarts ist verschwunden und einer sportlichen Krise gewichen. Und das ist ja noch nicht einmal alles.

Die Januar/Februar-Bilanz des FCZ lautet: ein verlorenes Derby, das siebte Spiel in Folge ohne Sieg, ein Trainer, der im Sommer nicht weitermachen will, ein talentierter Junior, der zum FC Basel geht, ein Spieler, der in die U-21 musste und nun rehabilitiert wird.

Zu all dem kommt ein Sportchef, der einige Dinge klarstellen will. Darum ist Milos Malenovic an diesem verregneten Freitag auch da. Er macht nicht den bestgelaunten Eindruck und bildet damit den Kontrast zu Bo Henriksen, der neben ihm sitzt, genesen von einer Grippe, und so spricht, als wäre nie etwas passiert. Als wäre dies eine Medienkonferenz wie jede andere.

Malenovic: «Ich bin gut erzogen»

So einfach ist das aber nicht. Vor allem über Malenovic wurde viel geschrieben in den letzten Wochen, über seine Rolle, jetzt und in Zukunft, über seine Beziehung zu Henriksen. Darüber, wie er die Philosophie des Clubs verändern möchte. Und darüber, wie er nach dem Transfer des erwähnten Juniors, es handelt sich um einen 16-Jährigen namens Giacomo Koloto, gelinde gesagt die Fassung verloren habe.

Die Geschichte hat ein Onlineportal veröffentlicht, der FCZ hat sich mit einem Statement gewehrt, das Portal sich entschuldigt und den Text gelöscht. Die Sache sei gegessen, heisst es vom Club.

Malenovic zögert erst. Dann blickt er auf und sagt: «Denkt ihr, mir ist nicht bewusst, dass ich nicht nur Freunde habe? Dass mir jeden zweiten Tag ein Ei gelegt wird?» Man dürfe ihn beurteilen, seine Arbeit, die Spieler und Trainer, die er hole. Man dürfe dabei auch hart sein, das möge er sogar. Solche Inhalte seien für ihn aber inakzeptabel. «Ich bin gut erzogen und immer anständig zu den Leuten.» Bum. Das musste raus.

Überhaupt ist es ein bemerkenswerter Auftritt von Malenovic, eine Medienkonferenz als Rechtfertigung. Hier ist einer angestachelt.

Das Lob von Henriksen

Vielleicht tun dem 39-Jährigen die Worte, die von nebenan kommen, da ganz gut. «Milos ist einer der besten Sportdirektoren, mit denen ich zusammengearbeitet habe», sagt Henriksen. Er hat noch viel mehr Lob bereit, so als würde er über einen guten Freund sprechen und nicht über einen Chef, mit dem er sich in einigen Punkten offenbar so uneinig ist, dass er sich eine Zusammenarbeit über den Sommer hinaus nicht mehr vorstellen kann.

Den beiden wurde zuletzt oft nachgesagt – auch von dieser Redaktion –, nicht auf der gleichen Wellenlänge zu sein, in verschiedener Hinsicht. Malenovic will beim FCZ ein System à la Ajax Amsterdam mit jungen Spielern in Schlüsselrollen, er will aufregenden, hausgemachten Fussball, von den Pampers bis zu den Profis. Henriksen, so wild er in seinem Auftreten auch ist, mag Konstanz. Das soll dazu geführt haben, dass sich Malenovic auch schon in Taktiken und Aufstellungen eingemischt haben soll.

Trainer und Sportchef widersprechen. «Das ist etwas vom Dümmsten, was ich in meinem Leben gehört habe. Ich entscheide alles, was den Fussball betrifft», sagt Henriksen. Und Malenovic: «Ich habe mich von den besten Sportdirektoren in Europa ausbilden lassen und gelernt, dass du dich nie in die Aufstellung und die taktischen Details einmischen darfst.» Es hört sich ein wenig an wie einstudierte Einigkeit.

Die Beweggründe für seinen Abgang seien sehr einfach, denn alles sehr, sehr Gute komme zu einem Ende, sagt Henriksen. Seit Tag eins sei es eine fantastische Reise gewesen, die Europa-League-Niederlage in Eindhoven (0:5) ausgenommen, doch von da an sei es eine lange Erfolgsgeschichte geworden, fügt der 49-Jährige an.

Das Vertrauen sei nun zurück, nachdem er das Team im Oktober 2022 auf dem letzten Tabellenplatz übernommen habe, und es sei nur eine Frage der Zeit, bis der Erfolg wiederkomme. Der Däne führte den FCZ zurück an die Tabellenspitze, rutschte mit seinem Team nach zuletzt sieben Spielen ohne Sieg aber wieder auf Rang 5 ab.

Es scheint, als wäre die Clubführung darauf bedacht, die Wogen zu glätten. Dazu passt auch, dass das ausgemusterte Eigengewächs Fabian Rohner in die erste Mannschaft zurückkehrt. Die Leistungen in den Trainings und Testspielen bei der U-21 hätten gestimmt, sagen Henriksen und Malenovic.

13.12.2023; Winterthur; Fussball Super League - FC Winterthur - FC Zuerich, Jubel Torschuetze Nishan Burkart (Winterthur) nach dem Tor zum 2:1, Fabian Rohner (Zuerich) enttaeuscht 
(Claudio Thoma/freshfocus)

Erst Anfang Januar war Rohner degradiert worden, er wollte mehr Spielzeit, Henriksen erwartete mehr von ihm. Der Verkauf wurde angestrebt, doch ein passendes Angebot fehlte. Also ist Rohner eben wieder da. Malenovic vielsagend: «Wir können Leute, die keine Ambitionen haben und in einer Wohlfühloase leben wollen nicht dulden. Für sie ist der FCZ nicht mehr die richtige Adresse, und ich betone: nicht mehr.»

Es ist dieser kleine Zusatz, dieses «nicht mehr», das eben auch sagt: Dieser Sportchef ist noch nicht am Ende mit seinen Umstrukturierungen. Unter ihm sollten Spieler geholt werden, die sich wünschten, eines Tages die Champions-League-Hymne zu hören, sagt er.

Die Realität jetzt ist aber eine andere. Das Derby steht an. Der Fünfte spielt gegen den Neunten der Super League. Die Königsklasse ist momentan sehr, sehr weit weg.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.