Surface Laptop Studio im TestDer fast perfekte Laptop für die Generation Touchscreen
Microsofts neustes Notebook hat einen Trick: Es lässt sich zu einem Tablet zusammenfalten. Wir haben das ungewöhnliche Gerät im Alltag getestet.
Vor zehn Jahren präsentierte der damalige Microsoft-Chef Steve Ballmer etwas Neues: Ein Tablet mit Ausklappständer und Andock-Tastatur-Deckel – das Surface. Die erste Version war mehr Versprechen an die Zukunft als Laptopersatz und hatte obendrauf viele Kinderkrankheiten. Kein Wunder, wurde das Surface ein finanzielles Fiasko.
Auch die zweite Generation vermochte damals im Test nicht zu überzeugen. Schuld daran war nicht nur das unausgereifte Design, sondern auch die Entscheidung von Microsoft, zwei unterschiedliche Modelle anzubieten: Ein günstiges Surface 2 ohne das volle Windows mit eingeschränkter App-Auswahl und ein teureres Surface Pro 2 mit dem kompletten Windows und der Möglichkeit, alle Programme und Apps zu nutzen.
Aller guten Dinge sind drei
Die Wende kam 2014 unter dem neuen CEO Satya Nadella. An einem seiner ersten Events präsentierte er das rundum verbesserte Surface Pro 3. Das Tablet war grösser und weniger rechteckig, der Ständer hatte unendlich viele Positionen, und bei der Software gab es das volle Windows 8 ganz ohne Kompromisse. Eine ausgebremste Minivariante wurde kurz vor der Präsentation gestrichen und versauerte in Lagerhallen.
Aber das Pro 3 überzeugte rundum. Auch mich. Gleich nach dem Test kaufte ich mir eines. Es war von da an jahrelang mein wichtigstes Arbeitsgerät. Ich verwende es heute noch, wenn ich Windows brauche. Und auch Microsoft freute sich – das Surface-Programm wurde vom Sorgenkind zur Erfolgsgeschichte. Heute gibt es zahlreiche Modelle und Varianten.
Das neuste Surface, das Laptop Studio (ab 1800 Franken), erinnert mich an die Ursprünge des Surface. Es ist ein faszinierendes Gerät, an dem Microsoft-Fans viel Freude haben werden. Aber wie das allererste Surface wirkt das Laptop Studio noch nicht ganz perfekt.
Die Idee hinter dem Laptop Studio ist, einen Touchscreen-Laptop finger- und stiftfreundlicher zu machen. Solche Überlegungen gibt es, seit Bill Gates tief in den Nullerjahren den Durchbruch des Tablet-PC heraufbeschwören wollte und grandios scheiterte.

Wie so oft in der Technologiegeschichte hatte Microsoft zwar recht, aber die Technologie war noch nicht so weit, und das Timing war alles andere als ideal.
Es brauchte aber auch einiges an Flexibilität und einen rundum neuen Ansatz: Erfolg hatte Microsoft erst, als es mit dem Surface Pro 3 ein Tablet zum Laptop machte.
Den ursprünglichen und umgekehrten Ansatz versuchte der Konzern 2015 dann aber doch noch einmal: Während das Surface Pro 3 in erster Linie ein Tablet war, versuchte Microsoft 2015 mit dem Surface Book einen Laptop zu kreieren, der auch ein Tablet war. Das funktionierte im Alltag soso lala. Abgesehen von ein paar Fans konnten viele mit dem Design nichts anfangen.
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Eines der Hauptprobleme war, dass der Bildschirm abtrennbar war. Dadurch musste viel Technik in den Bildschirm. Schliesslich musste er unabhängig von der Tastatureinheit als Tablet funktionieren.
Beim neuen Surface Laptop Studio wählt Microsoft erneut einen anderen Ansatz. Statt den Bildschirm abzudocken, kann man ihn nun in zwei Positionen näher an sich heranholen. Einmal flach als Zeichenblock und einmal schräg über die Tastatur, um etwa Filme zu schauen oder Apps mit den Fingern zu bedienen.

Das ergibt im Alltag Sinn und funktioniert. So sind Touchscreens in einem Laptop wirklich sinnvoll. Allerdings ist die ganze Erfahrung noch nicht ideal. Es braucht etwas Mut und Geschicklichkeit, den Bildschirm auszuhängen und in andere Positionen zu bringen, wie das obige Video zeigt.
Was der Test aber auch schnell gezeigt hat: Der Surface-Studio-Laptop ist kein Lese- oder Sofa-Tablet. Selbst zusammengeklappt ist er zu dick und zu schwer. Er ist ein Arbeitsgerät.
Dennoch ist unschwer zu erkennen, dass Microsoft hier auf dem richtigen Pfad ist. Mit einem noch etwas vertrauenserweckenderen und eleganteren Scharnier könnte das Laptop Studio zu einem Traumarbeitsgerät für die Generation Touchscreen werden. Denn anders als bei anderen Ansätzen muss man den Laptop so nicht umdrehen oder die Tastatur wegklappen, wenn man den Touchscreen nutzen möchte.
In der Vergangenheit gab es schon oft ähnliche Versuche von anderen Herstellern, aber das Laptop Studio ist bislang der überzeugendste Ansatz. Aber wie 2012 das erste Surface ist auch das Laptop Studio zurzeit noch mehr Machbarkeitsstudie als fertiges Produkt.
Bis daraus ein ähnlicher Erfolg wie das Surface Pro wird, das man häufig im Alltag sieht, braucht es noch etwas Arbeit. Reizvoll wäre auch – das haben die Wochen mit dem Testgerät schnell gezeigt – ein noch grösseres Modell. Zurzeit gibt es das Laptop Studio nur mit einem 14-Zoll-Bildschirm. Das ist ideal für unterwegs. Aber mit einem grösseren 16- oder gar 17-Zoll-Bildschirm wäre das Laptop Studio der ideale Zusammenklapp-Desktop fürs Homeoffice.
Fürs Erste bleibt das Fazit dasselbe wie damals: Das Surface Laptop Studio ist ein tolles Gerät für Leute, die genau so etwas wollen. Aber für diesen Preis kann man sich auch ein Tablet und einen Mittelklasse-Laptop kaufen. Und das ganz ohne Kompromisse.
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