Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Rundgang im Dorf Der erste Besuch in Brienz GR nach dem Bergsturz 

Am Mittwoch durften erstmals Pressevertreter in die Brienzer Sperrzone. Zurück kamen sie mit eindrücklichen Bildern, die von der Urgewalt der Natur erzählen. 

Ab sofort ist der gewaltige Schuttstrom Teil des Dorfes.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Dort, wo ein Stoppschild steht, ist der gigantische Schuttstrom zum Stillstand gekommen. Als hätten sich die Millionen Tonnen Geröll brav an die Verkehrsregeln gehalten. Bis zum alten Schulhaus, dem ersten Haus des Dorfes, sind es nur noch ein paar Meter. Noch etwas weiter, und Brienz wäre vor knapp zwei Wochen unter mehreren Millionen Tonnen Geröll verschwunden.

Doch so weit kam es nicht. Der Berg verschonte das Bündner Dorf. 

Und darum steht Gemeindepräsident Daniel Albertin nur wenige Meter vor diesem Ungetüm aus Stein und sagt das, was man in einer solchen Situation wohl sagen muss: «Eindrücklich. Das ist schon sehr eindrücklich.»

Das Geröll liegt ihnen zu Füssen. Von links: Die Geologen Andreas Huwiler und Stefan Schneider, Gemeindepräsident Daniel Albertin und Mediensprecher Christian Gartmann.

Der Brienzer Gemeindepräsident hat an diesem Mittwoch Pressevertreter eingeladen. Ein Rundgang durchs Dorf; der erste seit dem Tag, als Brienz am 12. Mai zur Sperrzone erklärt worden war. Wochenlang berichteten danach die Medien. Der «Blick» hatte den Hang nicht mehr aus den Augen gelassen und mit einer fix installierten Kamera jeden herabrollenden Stein dokumentiert. 

Der Brienzer Bergsturz war längst zum Ereignis geworden. Experten kamen zu Wort, entwickelten Szenarien: Was, wenn der Hang tatsächlich runterkommen sollte? Man rechnete mit knapp zwei Millionen Kubikmetern. Es bräuchte wohl eine halbe Million Lastwagen, um das Geröll auch nur annähernd abtransportieren zu können. 

Doch dann passierte wochenlang nichts. Bei den Bauern von Brienz, die ihre Felder im Frühsommer nicht bestellen durften, rumorte es bereits. Sie wollten endlich zurück, endlich Normalität. Und die Behörden sagt nur: «Wir wissen nicht, wann der Berg genau kommt.» 

Schliesslich geschah es doch noch. Und niemand sah es. Denn am 15. Juni, kurz vor Mitternacht, rutschte der Hang herunter. Rund 1,2 Millionen Kubikmeter. (Lesen Sie unsere Reportage vom Tag danach: Und dann bringt der Berg mit einem Grollen Erleichterung)

Kurz vor dem Dorf kam das Geröll zum Stehen. 

Das Resultat liegt nun Gemeindepräsident Albertin zu Füssen. 25 Meter hoch. Tatsächlich eindrücklich. 
Wie es genau weitergeht, kann er noch nicht sagen. Am Mittwochabend wird die Bevölkerung von Brienz noch einmal informiert. Offenbar will man noch das regnerische Wochenende abwarten und schauen, was das Wasser mit dem stehenden Schuttstrom macht. 

«Wir sind zuversichtlich, dass eine Rückkehr bald möglich sein wird», sagt Albertin. Wann? Der Geologe Stefan Schneider, der den Berg am besten kennt, wird konkret: «Allenfalls in wenigen Tagen.» 

Dann könnten die 80 Brienzerinnen und Brienzer endgültig zurück. Bereits ab Montag durften sie während des Tages hinein. Und sich an den gigantischen Schuttstrom gewöhnen, der fortan ihr Nachbar sein wird.

Der Naturkatastrophe ganz nahe. Medien durften erstmals durch Brienz.