Der Boulder-Slang – von Arête bis Undercling
Kletterfinken, Magnesium, Crashpad – und vielleicht noch eine Bürste. Das ist grundsätzlich alles, was man fürs Bouldern braucht.

Boulder, das Klettern in seiner «reinsten» Form, wie viele es beschreiben, beschränkt sich auf das Wesentliche. Man kann es alleine oder in Gruppen, drinnen oder draussen ausüben. Schaut man sich in den Boulderhallen um, sieht man, dass der Sport im Trend liegt – doch besteht das Bouldern für viele nur aus dem Erklettern von Holzwänden mit Plastikgriffen, obwohl wir hier in der Schweiz einige international bekannte, grossartige Bouldergebiete haben.
Ich möchte in dieser kleinen Blog-Serie auf das Bouldern als Sportart eingehen und aufzeigen, wie es sich von anderen Kletterdisziplinen wie zum Beispiel dem Sport- oder Trad-Klettern abhebt.
Die Beiträge sollen Einsteiger wie auch fortgeschrittene Boulderer dazu ermutigen, sich draussen am Fels zu versuchen – und sich dabei korrekt zu verhalten. Mein erster Artikel widmet sich den wichtigsten Ausdrücken des Boulderns. Ein kleines Glossar für Einsteiger quasi. Hier die wichtigsten Ausdrücke.

Arête
Ein Boulderproblem – wenn entlang der Ecke eines Felsens in vertikale Richtung geklettert wird.
Beta
Das, was man bekommt, wenn man einen Boulderer fragt, wie er eine Route geklettert hat. Die Lösung eines Problems, eine Sequenz, Tricks, Bewegungsabläufe. Je nach Grösse und Eigenschaften eines Körpers können Boulderprobleme auf ganz unterschiedliche Arten gelöst werden.
Boulder
Ursprünglich ein freistehender Felsbrocken, an dem man hochklettern kann. Viele nennen auch Boulderprobleme in Kletterhallen «Boulder», was eigentlich nicht korrekt ist. Oft klettert man draussen aber auch Teile von Felswänden, die nicht freistehend sind.
Bürsten
Vor dem Klettern eines Problems werden die Griffe gebürstet, um Magnesium, Schmutz und Schweiss loszuwerden, damit man möglichst viel Halt findet.
Crashpad
Eine Matte, die man mit sich herumträgt und während des Kletterns so platziert, dass man sicher darauf landet.
Crimp

Eine schmale Kante, auf der nur die Fingerspitzen Platz findet.
Crux
Die «Crux» eines Kletterproblems – das schwierigste Stück.
Dyno
Das dynamische Greifen eines Griffes, bei dem der Kletterer einen Griff so schnell wie möglich greift oder gar anspringt. Bei einem Aerial oder Jump-Dyno verlassen sowohl Hände als auch Füsse den Fels für kurze Zeit komplett – man springt wortwörtlich zum nächsten Griff.
Flag (Flagge)
Das Ausstrecken eines Beins in eine Richtung, um die Körperposition zu stabilisieren. Oft streckt man das eine Bein in die entgegengesetzte Richtung, um die Balance zu behalten.
Flash
Wird ein «Problem» auf Anhieb gelöst, das heisst, die Route aufs erste Mal geklettert, nennt man das einen Flash.
Font-Grades
Boulderprobleme werden meistens nach der französischen Font-Skala eingestuft. Diese reicht von 1 bis 9A und stammt aus dem bekannten Bouldergebiet Fontaineblau (Font, Bleau genannt) südlich von Paris. Diese Skala wird in den meisten europäischen Gebieten verwendet.
Foothold
Ein Griff bzw. Tritt, der für die Füsse gedacht ist. In der Halle oft kleine Plastikgriffe, am Fels manchmal nur ein kleiner Kristall im Gestein. Auf Footholds findet man oft schwarze Gummirückstände.
Gaston

Ein Griff, der seitlich «gezogen» wird. Der Kletterer zieht sein Gewicht gegen seinen Rumpf. Stellt man sich einen Türrahmen vor und stellt sich davor, greift sich ein Gaston mit der Handfläche nach vorne und dem Daumen nach unten, wobei man sein Gewicht in Richtung Türmitte zieht.
Griff
Ein Griff für Hand oder Fuss (Foothold, Handhold), der für die ausgewählte Route verwendet werden darf. In der Halle in der Regel aus Plastik, am Fels bestehend aus den natürlichen Begebenheiten des Boulders.
Handhold
Ein Griff für die Hände, oft weiss vom Magnesium und einfach erkennbar.
Heel hook
Eine Technik, bei der man seine Ferse «hookt». Also mit der Ferse so einhakt, dass man daraus Stabilität gewinnt und sich daran hochziehen kann. Wird oft bei überhängenden Routen eingesetzt, um die Kraft der Beine nutzen zu können.
Jug
Ein grosser Griff, an dem die ganze Hand Platz findet. Abgeleitet aus dem englischen «jug»: Krug, Eimer.
Mantel (engl.)
Ein Bewegungsablauf, bei dem der Kletterer sich selbst über eine Kante «stemmt». Man geht dabei vom Ziehen zu einem Drücken über, ähnlich wie wenn man sich selbst aus einem Schwimmbecken bewegen möchte. Man zieht, bis das Gewicht oben ist, dann drückt man nach unten.
Pinch
Griffe, die durch das «Kneifen» durch Daumen und die restlichen Finger zugedrückt werden. Man verwendet den Daumen und die restlichen Finger als eine Art Kneifzange, um sich festzuhalten.
Ein Griff, der aus einem Loch besteht, in das zwei bis vier Finger passen. Passt nur ein Finger hinein, nennt man es einen «Mono».
Schwierigkeitsgrad
Die Einordnung eines Boulderproblems nach seiner Schwierigkeit. Beim Bouldern, gerade in Europa, verwendet man dazu oftmals die Fontainebleau-Skala (siehe Font-Grades).
Send
Hat man ein Boulderproblem von Anfang bis Schluss geklettert, ist das ein «Send». Kletterer nennen das auch einen «Red Point».
Sidepull
Man zieht sich seitwärts zu einem Griff hin. Die umgekehrte Bewegung eines «Gastons».
Sitzstart, Stehstart
Definiert, ob eine Route im Sitzen oder im Stehen begonnen werden muss.
Sloper

Ein Griff, an dem man sich mit der Handfläche festhalten muss. Die durch das Gewicht erzeugte Reibung verhindert das Abrutschen. Sloper kommt von «slope», englisch für Piste. Ein Griff ohne Kante, abfallend und oftmals abgerundet.
Spotten
Das Absichern eines Kletterers, während er ein Boulderproblem klettert. Man versucht dabei, den allfälligen Fall vorauszusehen und den Fallenden in der Luft so zu leiten, dass er sicher auf der Matte landet.
Top-Out
Das «Ausklettern» eines Problems. Toppt man ein Boulderproblem «out», steht man am Ende auf dem Fels und sucht sich einen Weg zurück nach unten. In der Halle springt man üblicherweise auf die Matte zurück.
Topo
Von Topografie, oftmals gesammelt in sogenannten Guidebooks. Karten, Fotos und Zeichnungen von Bouldergebieten (bouldering areas) und Felsblöcken. Zeigen, wo sie sind und wie sie geklettert werden. Die Routen sind meistens mit den entsprechenden Schwierigkeiten (grades) angegeben.
Traverse
Ein Problem, bei dem man in horizontale Richtung, zum Beispiel entlang einer Kante oder eines Risses, klettert.
Undercling
Ein Griff unterhalb der eigenen Körpermitte, der mit der Handfläche gegen oben gehalten wird, die Daumen nach aussen gerichtet. Man zieht sich daran hoch, indem man gleichzeitig mit den Beinen drückt.

Dieser Artikel wurde erstmals am 22. Juni 2018 publiziert und am 31. Juli 2023 in dieses Redaktionssystem übertragen.
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