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Gefeierter Regisseur
Der Borat des Oberwallis

Bringt Walliser dazu, über sich selbst zu lachen: David Constantin als Bax Schmidhalter in «Tschugger».
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Das Oberwallis sei verrucht, mafiös, sexistisch: ein Sündenpfuhl par excellence. So präsentiert Regisseur David Constantin seine Heimat in der TV-Serie «Tschugger» dem Schweizer Fernsehpublikum. Constantin, der auch das Drehbuch schrieb und die Hauptrolle spielt, sagt es als Polizist Johannes «Bax» Schmidhalter so: «Du stellst dir das Wallis am besten so vor wie ein Familienfest. Jeder kennt jeden, es wird viel dummes Zeugs geredet, man öffnet gerne mal zwei Flaschen Wein und frisst Raclette, bis einem schlecht wird. Ganz ehrlich, es läuft nicht viel. Aber man weiss trotzdem nie, ob nicht plötzlich der seltsame Onkel vorbeikommt, der gerade aus Thailand zurückgekommen ist, und sich an deine Cousine ranschmeisst.»

Dass die Oberwalliser tendenziell zu den eher wilderen Miteidgenossen gehören, ist bekannt. Aber sind solche Zuschreibungen für das sympathische Bergvolk nicht zu viel des Guten?

Das Dorfkino von Visp zeigte die fünf «Tschugger»-Folgen letzte Woche an drei Abenden. Die Atmosphäre war ausgelassen. Die Einheimischen kugelten sich vor Lachen. Sie lachten über sich selbst. Wäre «Tschugger» voll mit plumpem Humor, wäre die Stimmung eine andere gewesen. Aber für solches ist einer wie David Constantin nicht zu haben.

Sie lachen über sich selbst

Was Schauspieler Sacha Baron Cohen mit seiner Kunstfigur Borat für Satirefans auf der ganzen Welt ist, ist der 37-jährige David Constantin für das Wallis: eine Art Kultfigur. Selbst äusserlich ähneln sich die beiden. Nach bestandener Matur brach der im Dorf Salgesch aufgewachsene Constantin in die USA auf. Er wollte an einer Filmschule studieren. Nach einem halben Jahr war er zurück, ohne Diplom, aber mit viel Erfahrung und dem Willen, sich an der Berner Fachhochschule zum Ökonomen ausbilden zu lassen.

Der Filmkunst drehte Constantin nie den Rücken zu. Im Gegenteil. In der Rekrutenschule führte er eine Filmkamera bei sich. Doch statt eines Propagandastreifens für die Schweizer Armee produzierte er den subversiven Satirereport «Panzerkinder». Weil der Salgescher Schlagzeuger in einer Rapper-Band war, unterlegte er den Report mit einem raffinierten Soundtrack.

Und natürlich griff David Constantin in einem Wiederholungskurs sofort zur Kamera, als Verteidigungsminister Ueli Maurer sich auf einem Truppenbesuch als Scharfschütze beweisen wollte. Was Maurer nicht wusste: Constantin bearbeitete das Video im Nachhinein so, als würde er selbst und nicht der Instruktor mit Maurer reden. Und so schreit der Walliser dem Bundesrat im Film plötzlich «Ueli al akbar!» zu.

Verhör mit Witz pariert

Einmal ins Internet gestellt und viral gegangen, erregte die Parodie auch in Maurers Verteidigungsdepartement Aufmerksamkeit. Man war dort not amused. Kurze Zeit später traf David Constantin Bundesrat Maurer bei einem Spiel der Schweizer Nationalmannschaft und bat ihn um ein Foto. Maurer erkannte Constantin nicht und willigte ein. Das Foto der herzlich lächelnden Männer landete später bei der Zeitung «Le Matin», die es als Moment der Versöhnung feierte.

Constantin musste dann doch noch vor einen militärischen Untersuchungsrichter. Das Verhör soll grausam witzig gewesen sein. Zu einer Anklage kam es nie.

Werbefilmer heisst David Constantins aktueller Brotjob. Sein schwarzer Humor ist auch da omnipräsent. In einem Werbefilm vor dem Cupfinal des FC Sion gegen den FC Basel im Jahr 2015 sollte eine Eringer Kuh als Orakel fungieren. Das «Making-of» wurde zum Schenkelklopfer. Constantins Passion ist und bleibt aber der Spielfilm. Mit «Tschugger» ist der 37-Jährige nun auch in der Üsserschwiz angekommen.