Verkehrskonzept Bezirk HorgenDen Verkehr fit machen für 150’000 Einwohner
Per 2040 sei für den Bezirk Horgen mit einem Viertel Einwohner mehr zu rechnen. Eine Studie des Amtes für Verkehr zeigt mögliche Lösungen für den Mehrverkehr auf.
Es sind eindrückliche Zahlen, von denen das Amt für Verkehr des Kantons Zürich ausgeht: Bis 2040 werde die Zahl der Bevölkerung im Bezirk Horgen auf 152’000 Einwohner anwachsen gegenüber 124’000 im Jahr 2015. Das entspricht einem Wachstum von 24 Prozent. Ein Grossteil der neuen Bewohner wird gemäss Prognose nicht am Wohnort arbeiten, sondern zur Arbeit pendeln. Der Verkehr und der Druck auf die Naherholungsgebiete werden damit deutlich zunehmen.
Vor diesem Hintergrund hat das Amt für Verkehr unter anderem mit der Zürcher Planungsgruppe Zimmerberg (ZPZ) ein regionales Gesamtverkehrskonzept für den Bezirk Horgen erarbeitet und macht dieses nun öffentlich zugänglich. Im Bericht ist festgehalten, dass die Zimmerbergregion bereits über eine sehr gute Verkehrsinfrastruktur verfügt: mit dem «gut ausgebauten Strassennetz» – darunter den beiden wichtigsten Längsverbindungen Autobahn A3 und Seestrasse – und einem «schnellen und guten S-Bahnnetz». Besonders gut erschlossen sind demnach Thalwil, Wädenswil, Horgen und Adliswil, zumindest in Bahnhofsnähe.
Zürichzentriert und steil
Allerdings seien gerade die S-Bahnlinien primär auf die Stadt Zürich ausgerichtet. Was die Verbindungen zwischen den Gemeinden anbelange, sei der Anteil des motorisierten Individualverkehrs hoch. Zu Spitzenzeiten komme es vor allem rund um die Autobahnanschlüsse und auf der Autobahn zu Kapazitätsengpässen. Dass das Auto dem öffentlichen Verkehr den Rang ablaufe, hänge aber auch mit der Steilheit der Zimmerbergregion zusammen.
Um die prognostiziere Verkehrszunahme bewältigen zu können, müssen gemäss Konzept der öffentliche Verkehr sowie der Fuss- und Veloverkehr gestärkt werden. Einerseits sollen die Bahnhöfe aufgewertet und teils massiv ausgebaut werden. So sei beispielsweise davon auszugehen, dass am Bahnhof Thalwil im Jahr 2040 pro Tag 148’000 Personen verkehren werden (aktuell 100’000).
Alles fährt Velo
Andererseits soll die Erreichbarkeit der Bahnhöfe verbessert werden. Genannt werden in diesem Zusammenhang eine Verbesserung des Busangebots oder «Aufstiegshilfen», wie sie beispielsweise in Form der Standseilbahn zwischen dem Bahnhof Horgen und dem Horgner Oberdorf angedacht sind. Vor allem aber seien auch bessere Verbindungen für den Fuss- und Veloverkehr nötig. Gerade in E-Bikes ortet das Konzept viel Potenzial für die Region. Dafür sei unter anderem «ein ausreichendes Angebot an Veloabstellplätzen zentral». Das bedeutet, die Zahl von bezirksweit knapp 1200 Veloabstellplätzen sollte fast verdoppelt werden auf 2200. In Thalwil sollte die Zahl der Veloabstellplätze sogar vervierfacht werden – von 208 auf 800.
Ein anderer Bestandteil des Konzepts sind Veloschnellrouten. Zwei solche wären gemäss Konzept sinnvoll, die eine zwischen Horgen und Zürich, die andere zwischen Adliswil und Zürich. Solche könnten als Pilotprojekt die Verbindung zwischen den Seegemeinden respektive Adliswil zur Kantonshauptstadt aufwerten. Generell hält das Konzept fest, viele Veloverbindungen in den Siedlungsbereichen wiesen Schwachstellen und Lücken auf.
Richtschnur für Verkehrspolitik
Martin Arnold, Präsident der Zürcher Planungsgruppe Zimmerberg (ZPZ) und Gemeindepräsident von Oberrieden, äussert sich zufrieden mit dem Konzept, wie es nun vorliegt. Es sei nicht einfach vom Amt für Verkehr verordnet worden, sondern gemeinsam erarbeitet worden. Diskussionen habe es zwar gegeben, insbesondere was die Erschliessung von Naherholungsgebieten – etwa den Horgenberg – und die Parkiermöglichkeiten anbelange. Auch die Querverbindungen zwischen den Seegemeinden und dem Sihltal – Stichwort Hirzeltunnel – sei ein Dauerbrenner. «Doch schliesslich haben wir einen Konsens gefunden.»
Für Michael Löchl, stellvetretender Leiter der Abteilung Gesamtverkehr im Amt für Verkehr und Projektleiter, liegt mit dem Konzept eine «gute Richtschnur» für die künftige Verkehrspolitik vor. Er misst dem vorliegenden Gesamtverkehrskonzept insofern Verbindlichkeit bei, als Vertreter aus allen Gemeinden bei der Ausarbeitung mitgewirkt haben und aus allen neun Gemeinden Exekutivbeschlüsse vorliegen, die dem Konzept zugestimmt haben. «Nun geht es darum, die im Konzept enthaltenen Massnahmen zu konkretisieren und umzusetzen.»
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