Drama in Crans-MontanaDen Sieg am letzten Loch vermasselt
Bernd Wiesberger leistet sich am European Masters einen Lapsus, der ihn um den Sieg und über 110’000 Euro Preisgeld bringt. Es kommt vielleicht noch schlimmer.
Es war, wie wenn dem Führenden eines Formel-1-Rennens auf der letzten Rennrunde das Benzin ausgeht, ein Skifahrer den Sieg mit einem Einfädler am letzten Tor vergibt oder ein Fussballteam in der Nachspielzeit noch zwei Tore bekommt und verliert. Diesmal geschah es einem Golfer, Bernd Wiesberger. Er benötigte am letzten Loch des European Golf Masters in Crans-Montana nur ein Par, um als erster Österreicher das prestigereiche Traditionsturnier im Wallis zu gewinnen, damit 315’330 Euro Preisgeld einzunehmen und auf einen Qualifikationsplatz für das europäische Ryder-Cup-Team vorzustossen, das Ende September in Whistling Straits gegen das Team der USA spielt.
Bestürzung in Österreich: «Er hat den Sieg versenkt»
«Drama pur» titelte die österreichische Website «Golf live» und fand, Wiesberger habe dem Dänen Rasmus Hojgaard den Sieg «auf dem Silbertablett» präsentiert, «den Sieg versenkt». Tatsächlich verpatzte der 35-jährige Routinier das 18. Loch komplett. Sein erster Schlag landete im Bunker, sein zweiter im Wasser, sein dritter viel zu weit weg von der Fahne. Vier Schläge hätten ihm zum Sieg gereicht, doch mit einer 6 – seinem ersten Doppelbogey des Turniers– verpasste er sogar ein Playoff und fiel noch hinter Hojgaard zurück. Zudem sank sein Preisgeld um über 110’000 auf 204’390 Euro.
Wiesberger versuchte den Schaden zu relativieren und bedankte sich in einem Tweet tapfer für die tolle Woche in Crans und den grossen Support («durch gute und schlechte Zeiten»), auch nach der Runde. Es tönte allerdings doch etwas schönfärberisch, als er anfügte, er sei «super stolz» auf seine Schlussrunde.
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Der 20-jährige Überraschungssieger Hojgaard, bereits die Nummer 126 der Welt und eine der grössten Hoffnungen Europas, war nach einer abschliessenden 63er-Runde mit einem Gesamtskore von 13 unter Par als Leader ins Clubhaus gekommen. Er hatte das 18. Loch voll auf Angriff gespielt und mit einem Birdie beendet. Womit er auf der letzten Bahn, wie sich zeigen sollte, gleich drei Schläge auf Wiesberger gutmachen würde. Und zwar die drei entscheidenden.
Während der auf den ersten 14 Löchern souverän aufspielende Österreicher am liebsten im Erdboden versunken wäre, konnte Hojgaard kaum glauben, wie ihm geschehen war. Vor der Schlussrunde war er nur an 15. Stelle gelegen. «Das alles fühlt sich surreal an», gab er zu. «Ich dachte zuerst, ich hätte keine Chance mehr. Dann lag ich plötzlich nur noch einen Schlag hinter dem Leader und dachte, mit einem Birdie am 18. Loch reicht es vielleicht noch für ein Playoff.» Es kam viel besser, reichte sogar zum Sieg.
«Das ist das schlimmste Gefühl, das du haben kannst.»
Hojgaard ist der zweitjüngste Sieger in Crans-Montana, nach dem an einem Gehirntumor mit 54 Jahren gestorbenen Spanier Severiano Ballesteros, nach dem der bekannteste Golfparcours der Schweiz benannt ist. Er dachte im Moment des Triumphs auch an den unglücklichen Zweiten: «Einerseits war ich superglücklich, andererseits fühlte ich auch mit Bernd mit. In seiner Situation ein Doppelbogey zu spielen, ist das schlimmste Gefühl, das du haben kannst.» Das wird ihn allerdings nicht daran hindern, in den nächsten Tagen zu feiern. Es sei schon speziell, ein Turnier zu gewinnen, auf dessen Trophäe so grosse Namen wie Ballesteros, Els oder Garcia eingraviert seien, sagte er. «Es wird eine Weile dauern, bis ich das gefasst habe.»
43’200 Zuschauer in vier Tagen
Zufrieden war auch Turnierchef Yves Mittaz. Den Schlusstag besuchten 10’200 Zuschauer, das Wochentotal erreichte 43’200. Damit wurden die Erwartungen übertroffen angesichts der Situation mit dem Coronavirus, die es vielen potenziellen Zuschauern – gerade auch aus dem Ausland – verunmöglichte, das Turnier zu besuchen. Mittaz: «Wir haben viele glückliche Zuschauer und Spieler angetroffen. Der ganze grosse Aufwand hat sich gelohnt.»
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