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Meinung

Kommentar zu Profisport-Zahlungen
Den Rest sollen die Clubs dann aber bitte selbst erledigen

Der HC Davos entlöhnt seine Spieler mit durchschnittlich 320’000 Franken pro Jahr – und ist damit nur auf Rang 6 der am besten bezahlenden Schweizer Eishockeyclubs. 
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115 Millionen Franken steckt der Bundesrat à fonds perdu in die grossen Schweizer Sportvereine. Allerdings sind die Zahlungen an Bedingungen geknüpft. Geld erhält nur, wer genau gleich wie in früheren Jahren in den Nachwuchs und in die Frauenabteilung investiert. Und vor allem: Geld gibt es nur für Vereine, die ihre Spitzenlöhne bei 148’000 Franken im Jahr plafonieren. Oder höhere Saläre um mindestens 20 Prozent senken.

Gerade mit dieser Regel versucht der Bundesrat, Goodwill für die 115 Millionen zu schaffen. Breite Teile der Bevölkerung sind skeptisch, was Subventionen für Proficlubs angeht. Das hat einen Grund: Um sportlich konkurrenzfähig zu bleiben, bezahlen einige Vereine Löhne, die Normalverdienern nicht zu vermitteln sind.

Finanzieren lassen sich diese Spitzensaläre oft nur dank Zuschüssen von Mäzenen. Profisport ist in der Schweiz schon in normalen Zeiten häufig ein Verlustgeschäft. In der Corona-Krise gilt das noch viel mehr. Die NZZ berechnete kürzlich die durchschnittlichen Lohnkosten beim HC Davos in der Saison 2019/2020: 320’000 Franken pro Spieler. Dabei stand der HCD damals hinter dem ZSC, Lausanne, Lugano, Bern und Zug nur auf Rang 6 der am besten bezahlenden Schweizer Eishockeyclubs.

Ein grosser Spielervermittler schätzt den Lohn eines Super-League-Fussballers auf 200’000 bis 300’000 Franken. Die Swiss Football League selbst berichtet von rund 160’000 Franken im Schnitt. Allerdings handelt es sich bei diesem Betrag nur um die Fixlöhne. Viele Spieler kassieren daneben satte Erfolgsprämien.

Viele Clubvertreter sind froh über den Druck von aussen. Er zwingt sie zur Vernunft.

Es ist aus juristischer Sicht heikel, Löhne um 20 Prozent zu kürzen, schliesslich handelt es sich um bindende Verträge. Doch viele Clubvertreter sind froh über den Druck von aussen. Er zwingt sie zur Vernunft. Einige Vereine konnten sich mit ihren Profis bereits über eine Lohnreduktion einigen. Geraten die Clubs wegen ausbleibender Zuschauereinnahmen in so grosse Not, dass sie nur mit A-fonds-perdu-Zahlungen überleben, muss auch dem letzten Grossverdiener klar sein, dass er seinen Teil zur Rettung beitragen muss.

Es liesse sich zwar darüber streiten, ob die grossen Schweizer Clubs mit 115 Millionen Franken für alle nicht zu kurz kommen im Vergleich zu den Subventionen im Kulturbereich, wo zum Beispiel das Opernhaus Zürich auch ohne Corona-Krise jährlich über 80 Millionen Franken erhält. Und doch ist das nun gesprochene Geld als schöne Anerkennung zu verstehen für das, was die Clubs darstellen. Mit Siegen und Niederlagen können sie nicht nur das Lebensgefühl einer ganzen Region prägen. Sie stehen auch für Ausbildungs- oder Integrationsarbeit und bilden die Spitze einer breiten Bewegung.

Rund 130 Clubs können Zahlungen beantragen – auch aus den Bereichen Handball, Unihockey, Volley- oder Basketball. Weil sich die Leistungen anhand der durchschnittlichen Zuschauerzahlen aus der Saison 2018/2019 berechnen, dürfen Fussball- und Eishockeyvereine die grössten Beträge erwarten. Allen voran YB und der FCB mit rund 25’000 Besuchern pro Match. Schlecht sieht es aber auch für den SCB (16’290), den FCZ (10’660) und den ZSC (9694) nicht aus.

Die finanziellen Sorgen sind die Vereine mit dem Gratisgeld nicht los. In Kombination mit den rückzahlbaren Krediten aber bilden die Zahlungen eine wichtige Unterstützung. Den Rest der Arbeit erledigen die Clubs mit einer klügeren Lohnpolitik nun aber bitte selbst.