Kommentar zu den russischen SportfunktionärenDen Grund für die scheinheilige Haltung des IOK findet man ganz oben
Das Internationale Olympische Komitee bleibt untätig und will keine russischen Funktionäre ausschliessen – trotz deren indiskutabler Nähe zu Wladimir Putin.
Tagelang schwieg das Internationale Olympische Komitee (IOK), dann rang es sich am Montag doch noch zu einer Antwort durch, und sie klang wie so oft: Man werde nichts tun.
Russische Staatsleute sollen weiterhin ihre Ämter in den internationalen Sportverbänden und insbesondere im IOK ausüben. Trotz Krieg in der Ukraine, trotz indiskutabler Nähe mancher Funktionäre zu Wladimir Putin, trotz einem Aufruf von über 30 Sportministerinnen und -ministern aus der ganzen Welt. Und auch ein geharnischter Brief von Bundesrätin Viola Amherd vermochte diese Haltung nicht zu ändern. Das IOK bockt.
Die Antwort des IOK ist fadenscheinig, das Nichtstun scheinheilig. Der weltweit wichtigste Sportverband beruft sich darauf, dass die Funktionäre vom IOK gewählt werden und laut Olympischer Charta nicht ihr Land vertreten.
Das mag in der Theorie so sein, in der Praxis sind die Leute Vertreter ihres Landes. Zudem hat das IOK nach Kriegsausbruch dazu aufgerufen, russische und weissrussische Sportlerinnen und Sportler von Veranstaltungen auszuschliessen. Was dann geschah. Was auch richtig ist, wenn man sich Symbolik und Kraft des Sports in autokratisch regierten Ländern veranschaulicht.
Eine Ebene höher, bei den Funktionären, tut sich das IOK deutlich schwerer. Obwohl die Sachlage noch viel klarer wäre. Zum Beispiel bei Jelena Issinbajewa, Stabhochsprung-Olympiasiegerin, Putin-Unterstützerin und Mitglied des IOK. Oder bei Umar Kremlew, Präsident des internationalen Boxverbands, ausgezeichnet vom Kreml für «seine Verdienste». Sein Verband lebt von den Sponsoring-Millionen von Gazprom, einem Milliardenunternehmen im Besitze Russlands.
Angesichts des Ausschlusses der Sportlerinnen und Sportler ist das aktive Nichtstun bei den Funktionären völlig unverständlich. Die Ursache für diese Widersprüchlichkeit findet man ganz oben, bei IOK-Präsident Thomas Bach. Ein Mann, der kaum etwas mehr verabscheut als sich politisch äussernde Sportlerinnen und Sportler. Ein Mann auch, der selbst eine problematische Nähe zu Autokraten wie Wladimir Putin pflegt.
Wenn man also im Streben für das Gute den Ausschluss von Funktionären fordert, müsste man ganz oben anfangen, bei Thomas Bach zum Beispiel.
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