Meistgenutztes ZahlungsmittelBankkarte löst Bargeld ab
Die Pandemie hat den Trend zu kontaktlosem Bezahlen beschleunigt. Trotzdem bleibt der Stellenwert von Bargeld hoch.
Die Corona-Krise verändert das Zahlungsverhalten der Schweizer Bevölkerung. Die Debitkarte hat das Bargeld erstmals als meistgenutztes Zahlungsmittel abgelöst. Mehr als jede dritte Zahlung erfolgt mittlerweile mit der Karte. Mit Bargeld hingegen begleichen die Konsumenten weniger als ein Drittel aller Zahlungen.
Das zeigt der aktuelle Swiss Payment Monitor der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und der Universität St. Gallen, der am Mittwoch veröffentlicht worden ist.
ZHAW-Forscher Marcel Stadelmann führt den Sinneswandel darauf zurück, dass immer mehr Schweizerinnen und Schweizer das kontaktlose Zahlen als schnelles und sicheres Mittel entdecken. Dieser Trend habe sich während der beiden Zwangsschliessungen von Läden und Restaurants verstärkt und setze sich nun fort. Viele Geschäfte hatten die Kunden wegen der Infektionsgefahr aufgefordert, mit Karte statt mit Papiergeld zu bezahlen.
«Ich rechne deshalb nicht damit, dass Bargeld die Debitkarte wieder überholen wird», sagt Stadelmann. Die Karte werde zu einem Zahlungsmittel des Alltags. Das zeige sich daran, dass zunehmend kleine Beträge mit der Karte bezahlt würden.
Die meisten Schweizer führen Bargeld mit
Trotzdem senden die 1400 Personen, die für den Monitor an einer repräsentativen Umfrage teilgenommen haben, widersprüchliche Signale aus. Denn nur einer von zehn Befragten verzichtet ganz auf das Mitführen von Bargeld im Portemonnaie. 70 Prozent fänden eine Abschaffung von Bargeld eher nicht oder überhaupt nicht gut.
Auf die gesamte Bevölkerung übertragen heisst das: Für eine überwiegende Mehrheit hat Bargeld noch immer einen wichtigen Stellenwert. «Die Leute wollen die Wertigkeit von Geld mit den eigenen Händen spüren», sagt Stadelmann.
Bargeld vermittle im Gegensatz zu digitalen Zahlungsmitteln ein Gefühl von Sicherheit; ein Portemonnaie könne nicht von Cyberkriminellen gehackt werden. Dennoch geht der Experte für Zahlungsmittel davon aus, dass Bargeld auf lange Sicht bei den Konsumenten weiter an Bedeutung verlieren wird.
Mit der Debitkarte wird in der Schweiz am meisten Geld ausgegeben. Ihr Anteil an den Gesamtausgaben macht 31 Prozent aus, gefolgt von der Kreditkarte mit 25 Prozent. Das ist darauf zurückzuführen, dass der Anteil der Zahlungen in Läden, wo die Nutzung der Debitkarte vorherrscht, zugenommen hat. Das Einkaufsverhalten scheint sich also wieder zu normalisieren. Die Konsumenten kehren in die Geschäfte zurück und kaufen weniger im Internet ein.
Wenn es um die Überweisung von grossen Beträgen geht, vertrauen die Schweizer aber der Rechnung. Mit diesem Zahlungsmittel werden im Durchschnitt die höchsten Summen pro Zahlung ausgelöst, gefolgt von Online-Bezahldiensten wie Paypal.
Der Monitor hat auch untersucht, wie die Schweizer neuere Zahlungsmittel wie das Smartphone oder Neobanken nutzen. Neobanken sind Finanzinstitute, die ausschliesslich im Internet und ohne traditionelle physische Filialnetze arbeiten.
Dabei wird deutlich, dass mobile Geräte immer mehr zum Einsatz kommen, um Einkäufe im Online-Handel zu bezahlen. Das lässt sich einerseits damit erklären, dass die meisten Apps von Online-Shops bereits eine integrierte Bezahlfunktion anbieten.
Auf der anderen Seite erleichtern es Dienstleister wie Twint, Rechnungen von Schweizer Online-Händlern mit dem Smartphone auf einfache Art zu begleichen. Es reicht, auf dem Computerbildschirm einen QR-Code mit dem mobilen Endgerät zu scannen, um die Zahlung via Twint auszulösen.
Neobanken ergänzen bestehende Angebote
Beinahe ein Viertel der Schweizer Bevölkerung hat mindestens einmal Leistungen einer Neobank genutzt, insbesondere von Revolut, Neon und Wise. Die praktische Handhabung, die rasche Überweisung von Geldbeträgen und die ständige Verfügbarkeit von Neobanken empfinden die Konsumenten als Vorteile.
Eine Mehrheit braucht Neobanken als Ergänzung zu bestehenden Angeboten. Mehr als jeder vierte Kunde verwendet das Angebot als primäres Zahlungsmittel beziehungsweise als Hauptbankverbindung. Rund ein Drittel denkt zudem darüber nach, Dienstleistungen eines bestehenden Anbieters zu kündigen.
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