Spieler reichen Klage einDaten von Fussballern sind viel Geld wert – nun gibts Streit
Britische Fussballprofis wehren sich gegen Firmen, die Spielerstatistiken erheben und diese ohne ihr Einverständnis verkaufen. Ihre Forderung: Hunderte Millionen und Selbstbestimmung.
Spätestens seit der Film «Moneyball» 2011 in den Kinos lief, ist den meisten bekannt, wie wertvoll detaillierte Spielerstatistiken im Sport sein können. Im Baseballstreifen, in dem Brad Pitt den Sportchef Billy Bean der Oakland Athletics verkörpert, nimmt der Protagonist einen Datenspezialisten unter Vertrag. Dieser hilft ihm, aus den Underdogs der Liga eine Mannschaft zusammenzustellen, welche die finanziell stärksten Teams des Landes schlagen kann.
Der nach wahren Begebenheiten erzählte Film spielt in der Zeit zwischen den Jahren 2000 und 2003, die im Baseball als «Moneyball Years» bekannt wurden. Doch auch im Fussball gibt es das Phänomen. So werden auch in dieser Sportart Daten gesammelt – und das seit Jahren.
400 Spieler gehen gemeinsam vor
Die Daten werden nicht nur von den Vereinen selbst gesammelt. So haben sich vor allem Unternehmen darauf spezialisiert, Spielerdaten zu sammeln – um sie dann an Clubs, Spielervermittler, Wettanbieter oder Videospiele-Entwickler weiterzuverkaufen oder selbst für ihre Produkte zu nutzen. Dabei handelt es sich um Statistiken und Berichte, die möglichst exakt die Stärken und Schwächen eines Spielers aufzeigen sollen.
Den Clubs helfen solche Informationen bei der Suche und Verpflichtung neuer Spieler, die Spielerberater können sich so ein Bild potenzieller Klienten machen, um abzuschätzen, was diese ihnen bei einem Transfer einbringen könnten. Und Wettanbieter nutzen und erheben Daten zur Berechnung ihrer Quoten.
Das grosse Geld machen damit alle. Ausser die Spieler selbst. Nun wehren sie sich gegen die kommerzielle Weiterverbreitung ihrer Leistungsdaten. Bereits mehr als 400 Profis aus den obersten Ligen Englands und Schottlands sollen sich laut «The Athletic» vereint haben, um gegen Wettanbieter, Videospielentwickler und Datenverarbeitungsunternehmen vorzugehen. Gegen ihre Clubs wollen die Spieler nichts unternehmen, obwohl auch diese Unmengen an Daten sammeln: Puls, Sprintgeschwindigkeit und Laufvolumen, alles wird genauestens gemessen und analysiert.
Ist die Datenverbreitung illegal?
Mit der Klage soll in Zukunft nicht nur verhindert werden, dass die Statistiken ohne Einwilligung der Spieler weitergegeben werden, ein positives Urteil könnte nach britischem Gesetz auch rückwirkend in Kraft treten. Will heissen: Die britischen Profis fordern Nachzahlungen für die letzten sechs Jahre. Der Streit um das Recht der Daten ist damit auch im Fussball angekommen.
Während Bildrechtedeals bereits in den Neunzigerjahren abgeschlossen wurden, ist bis anhin noch nicht üblich, dass in den Verträgen die Rechte an den Leistungsdaten geregelt werden. Die Kläger sind sich damit sicher, dass die Verbreitung detaillierter Spielerstatistiken gegen das Gesetz verstösst.
«Viel Geld wird ausserhalb des Spiels verloren.»
Das Gesicht der Bewegung, die Project Red Card genannt wird, ist Russel Slade, der sich vor allem als Trainer in der zweithöchsten englischen Spielklasse einen Namen gemacht hat. Der 60-jährige Coach und Manager sagt gegenüber «Athletic»: «Die durchschnittliche Spielerkarriere dauert acht Jahre. Und das Geld im Fussball wird nicht gleichmässig verteilt, viel Geld wird ausserhalb des Spiels verloren.»
Slade fordert auch die erfolgreichsten zehn Prozent der Fussballer dazu auf, das Projekt zu unterstützen, um den weniger gut verdienenden Spielern zu helfen. Ein positives Urteil soll den Klägern mehrere 100 Millionen Franken einbringen. Potentiell wären das pro Spieler mehrere 10’000 Franken oder gar ein Vielfaches davon, abhängig von Ligazugehörigkeit und Zeitraum, in dem der Profi eingesetzt wurde.
Ein Urteil oder ein Deal wird frühestens im nächsten Jahr erwartet. Sind die Fussballer mit ihrer Klage erfolgreich, dürften andere Sportarten bald einmal nachziehen. Und damit die nächsten «Moneyball Years» einläuten.
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