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Meinung

Kommentar zur Zertifikatspflicht
Das Zögern des Bundesrats ist falsch

Wie in der ersten und der zweiten Welle werden die Behandlungsplätze in den Intensivstationen bereits wieder knapp. Hier ein Bild aus dem Universitätsspital Basel von Ende 2020.
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Eigentlich sind sich Kantone und der Bundesrat einig: Die Ausweitung der Zertifikatspflicht ist jene Massnahme, die die vierte Corona-Welle ohne neuerliche Schliessungen bremsen kann. Bereits verschieben Spitäler wieder Operationen, um Intensivpflegeplätze frei zu halten. Mehrere Kantone fordern deshalb eine rasche Ausweitung.

Doch der Bundesrat tut, was er in dieser Pandemie meistens macht: Er wartet ab, bis die Situation flächendeckend schlimm ist. Erst wenn der Alarm aus den vollen Intensivstationen so laut ist, dass er das Gezeter über die Zertifikatspflicht für Restaurants übertönt, greift er durch.

Dieses Zögern ist ärgerlich und riskant. Denn die Ausweitung der Zertifikatspflicht dürfte die Ansteckungswelle weniger schnell bremsen als die Teil-Lockdowns der ersten und der zweiten Welle. Zwar sinkt das Ansteckungsrisiko, wenn nur noch Geimpfte, Genesene oder Getestete Zutritt haben. Doch die grösste Wirkung hat die Zertifikatspflicht auf die Impfbereitschaft: Viele jener, die nicht grundsätzlich gegen die Impfung sind, werden sich immunisieren lassen, wenn sie sich vor dem Restaurant- oder Kinobesuch testen lassen müssen – ab Oktober zu einem Preis von 50 Franken.

Eine Zumutung ist es, dass Krebspatienten oder Herzkranke zum vierten Mal in dieser Pandemie auf ihre dringend nötige Operation warten müssen.

Der Bundesrat hingegen zögert und hofft, um die Ausweitung herumzukommen, weil er den Impf- und Zertifikatsgegnern keinen Auftrieb geben will. Denn Ende November wird über die Weiterführung des Zertifikats abgestimmt. Doch wovor hat der Bundesrat eigentlich Angst? In drei Monaten dürften mindestens zwei Drittel der Stimmberechtigten geimpft sein. Diese Mehrheit hat alles Interesse daran, dass ihr Leben dank Zertifikat nicht wieder eingeschränkt wird.

Die Zumutung besteht nicht darin, dass sich Ungeimpfte künftig testen lassen müssen, wenn sie ins Restaurant oder ins Kino wollen. Eine Zumutung ist es, dass Krebspatienten oder Herzkranke zum vierten Mal in dieser Pandemie auf ihre dringend nötige Operation warten müssen, diesmal weil ungeimpfte Covid-Erkrankte die Plätze auf den Intensivstationen benötigen.