Wahlen in drei KantonenDas wird ein Wochenende für mehr Frauenpower
In Luzern und im Tessin dürfte am Sonntag die Männerbastion im Regierungsrat fallen. In Genf könnte es gar eine Frauenmehrheit geben.
Vier Kantone haben immer noch reine Männerregierungen: Aargau, Luzern, Tessin und Uri. Das dürfte sich am 2. April ändern. Nach den Wahlen am nächsten Sonntag werden Luzern und Tessin diesen Club verlassen.
«Ein reines Männergremium ist schlicht nicht mehr tragbar», sagt Karin Stadelmann, Präsidentin der Mitte-Partei Luzern. Dem pflichtet Kathrin Bertschy, Co-Präsidentin des grössten schweizerischen Frauendachverbandes Alliance F, bei: «Es gibt zahlreiche fähige und erprobte Politikerinnen für die Regierungsämter. Die Kantonalparteien müssen diese aber portieren, damit auch tatsächlich mehr Frauen gewählt werden können.»
Appenzell Ausserrhoden machte den Anfang
Das Wahljahr begann für die Frauen schon einmal nicht schlecht: Im Kanton Zürich wurden am 12. Februar die vier Regierungsrätinnen Jacqueline Fehr (SP), Natalie Rickli (SVP), Silvia Steiner (Mitte) und Carmen Walker Späh (FDP) wiedergewählt.
Auch in Baselland wurden am gleichen Tag die bisherigen Regierungsrätinnen Kathrin Schweizer (SP) und Monica Gschwind (FDP) im Amt bestätigt. Den Sprung in die Regierung verpasste jedoch SVP-Nationalrätin Sandra Sollberger, sonst wären auch in diesem Kanton die Frauen in der Mehrheit gewesen.
Einen Monat später wurde Katrin Alder (FDP) neu in die Exekutive des Kantons Appenzell Ausserrhoden gewählt. Damit hat der Ostschweizer Kanton nach sechs Jahren wieder eine Frau in der Regierung.
Luzerner Regierung wird weiblicher und jünger
In Luzern dürften nun zwei Frauen neu in die Regierung gewählt werden. Für die Nachfolge von Guido Graf (Mitte) – schweizweit bekannt für seine prägnanten Ansichten zur Gesundheits- und Asylpolitik – hat die Partei nur Frauen ins Rennen geschickt. Michaela Tschuor, die als Gemeindepräsidentin von Wikon mit Exekutiverfahrung punkten kann, hat dabei die besten Chancen, den Sitz zu erben.
Auch auf den zurücktretenden, parteilosen Regierungsrat Marcel Schwerzmann dürfte eine Frau folgen. Die Frage ist nur, ob der Sitz an die SP, die Grünen oder die Grünliberalen geht. Das entscheidet sich wohl erst beim zweiten Wahlgang am 14. Mai. Bereits heute lässt sich aber sagen: Das Gremium wird weiblicher und jünger.
Die fünfköpfige Tessiner Regierung ist seit 2015 in Männerhand. Für die Nachfolge von SP-Regierungsrat Manuele Bertoli schickt seine Partei nun Ständerätin Marina Carobbio und das Juso-Mitglied Yannick Demaria ins Rennen. Die Nase vorne in dieser Ausmarchung hat ganz klar Carobbio.
Viele Kandidatinnen in Genf
Neben Luzern und dem Tessin wird am Sonntag auch in Genf gewählt. Hier richtet sich das Augenmerk zwar vor allem auf Pierre Maudet, der nach dem Rausschmiss aus der FDP als Parteiloser den Wiedereinzug in die Regierung versucht. Aber dank des Rücktritts von vier der sieben bisherigen Regierungsmitglieder räumen Politbeobachter den Frauen grosse Chancen ein, die Mehrheit im Staatsrat zu übernehmen.
Als gesichert gilt zumindest die Wiederwahl von Finanzministerin Nathalie Fontanet (FDP). Gewissheit, ob neben Solothurn, Waadt und Zürich in einem weiteren Kanton eine Frauenmehrheit regiert, wird es wegen der grossen Anzahl Kandidatinnen und Kandidaten erst nach dem zweiten Wahlgang Ende April geben.
«Alle Parteien sind angehalten, früh Frauenkandidaturen aufzubauen und diese bei den Wahlen auch mit entsprechender Power zu begleiten.»
Insgesamt dürfte nach den Wahlen in diesem Frühling der Frauenanteil in den kantonalen Regierungen über die Marke von 30 Prozent steigen. Aktuell liegt er bei 28,6 Prozent und ist damit ähnlich tief wie im Ständerat.
Alliance-F-Co-Präsidentin Kathrin Bertschy warnt aber davor, sich über Gebühr zu freuen: «Alle Parteien sind angehalten, früh Frauenkandidaturen aufzubauen und diese bei den Wahlen auch mit entsprechender Power zu begleiten.» Dies ist für Bertschy gerade in kleinen Wahlkreisen und bei Majorzwahlen wichtig. Dort seien die Hürden höher, dass sich die Vielfalt der Bevölkerung in der Politik abbilde – und damit auch die weibliche Mehrheit.
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