Corona-PandemieNeuinfektionen erreichen in den USA Höchstwerte
Im Süden und Westen der USA steigt die Zahl der Corona-Neuinfektionen rapide. Mit vermehrten Tests alleine lässt sich das nicht erklären.
Für Donald Trump und seinen Vizepräsidenten scheint die Pandemie längst abgehakt. «Es gibt keine zweite Welle des Coronavirus», schrieb Mike Pence vor einigen Tagen im «Wall Street Journal». «Wir sind daran, den Kampf gegen den unsichtbaren Feind zu gewinnen.»
Pence hatte in einem Punkt recht: Es ist tatsächlich irreführend, von einer zweiten Welle zu sprechen – denn die erste Welle ist in vielen Gegenden der USA noch in vollem Gange. Mehr als ein Dutzend Bundesstaaten verzeichnen derzeit so viele tägliche Neuinfektionen wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Am Dienstag wurden landesweit 35’000 Neuinfektionen registriert – so viele wie seit Ende April nicht mehr.
Texas als Hotspot
Besonders betroffen sind der Süden und der Westen des Landes. Mit einem starken Ausbruch kämpft Texas. Der republikanische Gouverneur Greg Abbott sprach von einer «inakzeptablen» Verbreitung des Virus und forderte die Menschen auf, zu Hause zu bleiben. Zum neuen Hotspot entwickelt sich auch der Ferienort Myrtle Beach in South Carolina. Texas und South Carolina sind zwei jener Bundesstaaten, die früh dazu übergegangen sind, die Wirtschaft wieder zu öffnen.
Rekordhohe Infektionen meldeten aber auch Kalifornien, wo stärkere Restriktionen gegolten hatten, Florida sowie der Wüstenstaat Arizona. Am Mittwoch verhängten drei Bundesstaaten im Nordosten – New York, New Jersey und Connectictut – eine Quarantäne für Reisende aus besonders betroffenen Staaten.
Auch die Spitaleintritte nehmen zu
Die kritische Situation in Arizona hielt Trump nicht davon ab, dort am Dienstag eine weitere Wahlkampfveranstaltung abzuhalten. Diesmal trat er in einer Mega-Kirche vor Tausenden von Studenten auf. Der Präsident hat zuletzt seine Behauptung wiederholt, wonach die hohen Fallzahlen in den USA auf die zunehmenden Tests zurückzuführen seien. Würde man weniger testen, gäbe es auch weniger Corona-Fälle – und die USA stünden im internationalen Vergleich nicht so schlecht da.
Der Anstieg der Infektionen lässt sich jedoch nicht einfach mit vermehrten Tests erklären. In mindestens sieben Bundesstaaten wurden auch markant mehr Spitaleintritte verzeichnet. Am Dienstag stieg zudem erstmals seit dem 8. Juni auch wieder die Zahl der Todesfälle an – auf landesweit 800.
Bis zu 20’000 neue Todesfälle?
Tom Frieden, der frühere Leiter der Gesundheitsbehörde CDC, rechnet aufgrund der Zunahme der Infektionen mit mindestens 20’000 weiteren Todesfällen binnen eines Monats. Bisher sind in den USA rund 120’000 Menschen an Covid-19 gestorben.
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Anthony Fauci, der führende Immunologe der US-Regierung, sprach am Dienstag vor einem Kongressausschuss von einem «verstörenden Anstieg». Die nächsten beiden Wochen würden nun «entscheidend» werden für die Bewältigung der Situation. Der aktuelle Direktor der CDC, Robert Redfield, sagte vor dem gleichen Ausschuss, Covid-19 habe «diese Nation in die Knie gezwungen».
Einreiseverbot für US-Bürger bleibt wohl bestehen
Auch in Europa verfolgt man die Fort- und Rückschritte der USA bei der Virusbekämpfung. Denn die unter den EU-Mitgliedstaaten vereinbarten Beschränkungen für Einreisen von ausserhalb der EU gelten nur noch bis zum 1. Juli; derzeit verhandeln die Mitgliedstaaten darüber, für wen und unter welchen Voraussetzungen die Beschränkungen dann aufgehoben werden könnten.
Laut der «New York Times» könnten die USA auf der gleichen Liste landen wie Russland und Brasilien: Länder also, die den Ausbruch der Pandemie nicht unter Kontrolle bekommen haben – und deren Bürger deshalb nicht in die EU einreisen dürfen.
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