Basketballer der Goldcoast WallabiesDas verwirrende Jahr hat ihn stärker gemacht
Punkto Wurf von der 3-Punkte-Linie ist er einer der beständigsten NLB-Basketballer: Matthew Kellenberger. Er ist zurück bei den Goldcoast Wallabies, gestählt durch seine College-Zeit in den USA.
Matthew Kellenberger schmunzelt verschmitzt. «Das Leben ist stressig», sagt er. Das Gymnasium im musischen Profil abgeschlossen, eine Ukulele im Zimmer, das Designen von Kleidern, das Singen und Klavier spielen als Hobbies: Matthew Kellenberger, ein Schöngeist? «Nur Basketball spielen können, das wäre toll», sagt der 22-Jährige. Er plant, dereinst an der ETH ein Architektur-Studium zu beginnen – aber erst nach dem Ende seiner Basketball-Karriere.
Derzeit verbringt er den Tag in einem Büro in Fehraltorf, im Backoffice eines Schuhgeschäftes. «Es ist schwierig, acht Stunden zu arbeiten und danach noch einen anderen Job zu erledigen», erklärt der Zumiker, der nach dreieinhalb Saisons in der Fremde zu den Goldcoast Wallabies zurückkehrt ist, für die er nun in der Nationalliga B aufläuft. Tagsüber hinter dem Computer, am Abend unter dem Korb, da gelte es «die faulen Zeiten zu streichen».
US-Zeit «gebraucht, aber nicht genossen»
Vor Beginn der Saison war Kellenberger von seinem Stammclub angekündigt als derjenige, den es sich anzuschauen gelte, «um zu sehen, was er alles in den USA gelernt hat». Während der Saison 2018/19 war er zum Stadtzürcher Verein Divac in die 1. Liga gewechselt, weil die Wallabies keine U20-Equipe stellten und ihm der Sprung ins NLB-Team nicht geglückt war. 2021 ging er an eine Prep School in New York, dann auf die Louisiana State University Eunice.
«Es gibt so viel mehr Optionen als die USA», sagt Kellenberger heute. Ausschluss, ein überdimensioniertes Kader mit allein sieben internationalen Basketballern, keine Einsatzzeit: Nach einem Jahr hatte der Seebueb genug gesehen. Ja, er habe von anderen gehört, denen es auch nicht gefallen habe am College. «Ich war aber neugierig. Ich wollte es selbst herausfinden. Es war eine verwirrende Zeit. Es war ein Jahr, das ich gebraucht, aber nicht genossen habe.»
Viel Training für den Touch
Es gebe jedoch nichts, dass nicht für etwas gut sei, meint der 22-Jährige. «Die Trainingsmöglichkeiten waren wirklich super. Ich habe jeden Tag drei bis vier Mal trainiert, war im Kraftraum, habe viel geworfen und mit dem Team trainiert.» Dank eines Schlüssels zur Turnhalle habe er rund um die Uhr an Verbesserungen arbeiten können. «Ich bin mental stark geworden und habe meine Fähigkeiten verbessert», sagt er. «Ich bin ein viel besserer Spieler geworden.»
Tatsächlich überzeugt der 1,89-Meter-Mann beim noch nicht restlos überzeugenden Ligameister von 2021 nun mit solidem Basketball auf der Aussenposition und 39,3 Prozent Trefferquote von der 3-Punkte-Linie. Nur sieben Spieler in der NLB waren besser. Sein Zimmerkollege im College war «einer der besten Werfer, den ich je gesehen habe», erklärt Kellenberger den Fortschritt. «Du brauchst den Touch für den Dreier. Aber das entwickelt sich.» Durch Übung.
Wieder im vertrauten Kreis
Das entspricht Trésor Quidome und Lionel Bomayako, den Coaches in Küsnacht und Erlenbach: Im Sommer strichen sie die Spieler, die zu oft in den Trainings fehlten, aus dem Kader. Die Trainer hätten sehr hohe Erwartungen, weiss Kellenberger. «Das pusht dich. Aber es könnte dich auch kaputt machen, wenn du schwach bist.» In den USA habe er gelernt, fokussiert zu sein und sich nicht mehr «von kleinen Dingen herunterdrücken» zu lassen, sagt der Zumiker.
Zudem weiss er längst, wie Quidome tickt. Kellenberger lief schon 2016 in der U16 unter seinem jetzigen Coach auf – gemeinsam mit Carlo Catanese, Dylan Hofmann und Ryan Muhr, die nun in der NLB wieder seine Mitspieler sind. «Es ist ein bisschen ein Teamgefühl wie damals», beschreibt Kellenberger. Die Mannschaft scheint in der Spur. An einem Trainingswochenende vor der Saison hätten alle Spieler ihre Ziele aufgeschrieben. «Was jetzt produziert wird, das entsprecht diesen Zielen.»
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