Roger Federer, Rafael Nadal, Novak DjokovicDas Tennis probt die Zukunft, und sie ist gewöhnungsbedürftig
An den Turnieren in Montreal und Cincinnati erlebt die ATP-Tour, wie sich das anfühlen wird, wenn irgendwann die Big 3 fehlen. Es sind Vorboten einer neuen Ära.

Erst hatte Roger Federer abgesagt für Toronto und Cincinnati, bevor er seine nächste Knieoperation und eine weitere monatelange Pause ankündigte. Dann sagte Novak Djokovic nach seinem Scheitern an den Olympischen Spielen erst Toronto und dann auch Cincinnati ab. Blieb von den drei 20-fachen Grand-Slam-Champions noch Rafael Nadal. Der hatte seit der Halbfinalniederlage in Roland Garros gegen den Serben nur noch ein Turnier bestritten und eine Partie gewonnen (in Washington). Doch noch vor der ersten Runde reiste er wegen einer Fussverletzung aus Toronto ab und strich auch Cincinnati.
Die Folge? Die beiden grossen Masters-1000-Turniere vor dem US Open plätschern dahin ohne Konturen und klare Storyline. Wer noch weiss, wer vergangenen Sonntag Finalgegner von Daniil Medwedew in Toronto war, muss schon ein Hardcore-Tennisfan sein (es war der ungesetzte Amerikaner Reilly Opelka). Und der Weltranglistenzweite Medwedew interessierte bei der Ankunft in Cincinnati dann so wenig, dass ihm vor dem Turnier in Englisch genau eine Frage gestellt wurde.
Für etwas Aufregung sorgte derweil der Grieche Stefanos Tsitsipas mit der Aussage, dass er sich nur gegen Corona impfen würde, wenn es obligatorisch wäre. Er habe das Gefühl, der Impfstoff sei nicht genügend getestet worden.
Das Warten auf Djokovics Rückkehr
Natürlich fehlt es nicht an kleineren Geschichten, an individuellen Höhepunkten. Aber wen schert es schon wirklich, ob ein Gaël Monfils, der nie auch nur um einen Grand-Slam-Titel spielen konnte, seinen 500. Einzelsieg holte. Oder dass der 22-jährige Norweger Casper Ruud, Sieger in Genf und Gstaad, jetzt bei 100 Siegen angelangt ist. Oder dass John Isner als Zweiter nach Ivo Karlovic die Marke von 13’000 Assen erreicht hat.
Der Graben zwischen den drei Dominatoren der vergangenen fast 20 Jahre, die zusammen 60 Grand-Slam- und 100 Masters-Series-Titel gewonnen haben, und ihren designierten Nachfolgern ist kratertief – auch, was das Publikumsinteresse betrifft. Das wird sich auch nur langsam ändern. Das Beispiel von Dominic Thiem zeigt, dass ein einziger Grand-Slam-Titel dazu nicht reicht, umso mehr, da er inzwischen monatelang ausfällt und am US Open nicht zur Titelverteidigung antreten kann.

Aber noch ist der Schatten der «Big 3» überwältigend, jedoch dürfte zumindest Djokovic am US Open ab dem 30. August wieder dabei sein, um als erster Mann seit 1969 den Kalender-Grand-Slam zu vollenden, nach Melbourne, Paris und Wimbledon auch in New York zu triumphieren.
Dass die – zumindest für viele Konkurrenten – Herrschaft von Djokovic, Nadal und Federer langsam zu Ende geht, sorgt allerdings auch für Erleichterung auf der Tennistour. «Ich wäre jetzt gerne ein jüngerer Spieler», sagte der 35-jährige Franzose Richard Gasquet zur «L’Equipe» und erklärt: «Spieler wie Matteo Berrettini werden nicht während der ganzen Karriere den Big 3 gegenüberstehen müssen.» Gasquets Matchbilanz gegen Federer, Nadal und Djokovic steht bei 3 Siegen in 52 Partien.
«Ich hoffe, dass mein Sohn, auch wenn er nur einen Tag ein Hundertstel des Erfolges von Federer hat, so liebenswürdig ist.»
Das Ende der Ära der Big 3 wird Leuten wie Medwedew, Olympiasieger Zverev oder Paris-Finalist Stefanos Tsitsipas die Jagd auf ihre ersten Grand-Slam-Titel zweifellos erleichtern. Allerdings dürften sie schon jetzt einige Jahre zurückgeworfen worden sein durch die anhaltenden Erfolge insbesondere Djokovics und Nadals.
Andernorts macht sich aber auch schon Sentimentalität breit. So meldete sich der längst zurückgetretene frühere US-Open-Sieger Andy Roddick, Federers Vorgänger an der Weltranglistenspitze, mit einem berührenden Interview im amerikanischen «Tennis Channel». «Ich hoffe, dass mein Sohn, auch wenn er nur einen Tag ein Hundertstel des Erfolges von Federer hat, so liebenswürdig ist.» Es werde noch viele grossartige Tennisspieler geben, «aber wie er sich verhalten hat, wenn keiner zuschaute, ist das, was ich von ihm mitgenommen habe».
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