AboKolumne Markus SommDas Staunen der Welt
Was den vor einer Woche verstorbenen Fritz Gerber zu einem der begabtesten und eindrücklichsten Wirtschaftsführer machte, den die Schweiz je hervorgebracht hat.

Als sich Fritz Gerber im Oktober 1977 zu einem vertraulichen Gespräch im Zürcher Hotel Baur au Lac einfand, trug er die Uniform eines Artillerieobersten – genauer: den Kampfanzug und grobe Stiefel. Vielleicht klebte Dreck an den Sohlen. Er war direkt aus dem Melchtal angereist, wo er mit seinem Regiment stationiert war. Es herrschte kein Krieg, sondern die alte bürgerliche Schweiz, wo alle, die etwas zu sagen hatten, oder fast alle, als Offizier in der grössten Milizarmee der Welt dienten. Im Hotel kannte man den Obersten natürlich trotzdem, den Präsidenten der Zürich-Versicherung, und führte ihn zu seinem Gastgeber: Paul Sacher, ein glänzender Dirigent, ein reicher Mann, vor allem ein mächtiger. Sacher war Grossaktionär von Roche, seit Jahrzehnten lenkte er den Basler Pharma-Konzern aus dem Hintergrund. Ohne langes Federlesen kam er zur Sache: «Roche ist in der Krise. Sie müssen Präsident werden!» – «Aber ich habe keine Erfahrung in der Industrie und verstehe nichts von Forschung.»