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Flexibler arbeiten
Das Spital Bülach belohnt sein Personal nach der «Raststätten-Methode»

Une infirmiere controle la nuit l etat des patients et patientes du service de medecine interne a l aide d une lampe de poche du Centre hospitalier
universitaire vaudois (CHUV), mardi 23 aout 2022 a Lausanne. (KEYSTONE/Gaetan Bally)
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In Kürze:
  • Das Spital Bülach führte ein flexibles Arbeitsmodell mit der Bezeichnung «Superflex, Flex und Fix» ein.
  • Seit der Einführung sank die Fluktuationsrate um 30 Prozent, Absenzen verringerten sich.
  • Das Modell spart 1,1 Millionen Franken bei Temporärpersonal ein, trotz Zusatzkosten.

Maria hat soeben ihr Pflegestudium beendet und beginnt ihre Arbeit als Pflegefachfrau im Spital Bülach. Sie hat keine familiären Verpflichtungen, und in ihrem jungen Alter machen ihr auch Nachtschichten nichts aus. Deshalb arbeitet sie im Modell «Superflex». Denn darin verdient Maria monatlich 350 Franken mehr Lohn, dafür macht sie regelmässig Nachtdienst und springt zweimal pro Monat auf Abruf kurzfristig ein, wenn das Spital sie braucht. Ihre Flexibilität und Spontaneität wird mit einer Zulage belohnt. Auch ihre Zusatzstunden werden sofort ausbezahlt. 

Als Maria Mutter wird, wünscht sie sich aber stabile Arbeitszeiten, also wechselt sie in das Arbeitsmodell «Fix» – Nachtdienst und Piketts muss sie keine mehr machen. «Fix» garantiert ihr den Grundlohn und feste Arbeitszeiten, ohne Sonderdienste. Zwischen den Stufen Fix und Superflex gibt es noch die Stufe «Flex», die Maria wählen könnte. Hier springt sie einmal pro Monat ein und leistet ab und zu Nachtdienst. Alle drei Monate könnte sie wechseln, wenn sie möchte. 

Das Beispiel von Maria machte Manuel Portmann, HR-Leiter vom Spital Bülach, an der Ärztetagung des Verbands Zürcher Krankenhäuser vergangene Woche. Dort stellte er den Anwesenden das flexible Bülacher Arbeitsmodell und die Resultate anderthalb Jahre nach der Einführung des Pilotprojekts vor. Es hat sich gezeigt: Das Bülacher Modell ist bisher ein Erfolgsmodell.

Flexibles Arbeitsmodell hat sich bewährt

Seit Einführung der Flex-Stufen sei die Fluktuationsrate des Spitals Bülach um 30 Prozent zurückgegangen. Das Personal falle auch seltener krankheitsbedingt aus, und die Absenzenquote nahm um 20 Prozent ab, schreibt die NZZ.

Und: Das Spital braucht fast kein Temporärpersonal mehr, um Engpässe zu überbrücken, weshalb sich das Modell auch finanziell für das Spital lohnt. Zwar kosten die Zulagen den Betrieb jährlich rund 900’000 Franken, aber bei den Ausgaben für Temporärpersonal konnten dafür 1,1 Millionen Franken gespart werden.

Von der Raststätte abgeschaut

Die Idee zum flexiblen Arbeitsmodell kam Manuel Portmann, als er bei der Autobahnraststätte Glarnerland arbeitete, seinem ersten Kaderjob nachdem er in den 90er-Jahren bei Mövenpick ein Management-Programm absolviert hatte. Die Besucherzahlen schwankten dort sehr stark, je nach Wetter und Jahreszeit. Und so wurde unterschiedlich viel Personal benötigt. Der Betrieb löste das Problem wie folgt: Besonders flexible Mitarbeitende, die sich auch spontan aufbieten liessen, verdienten mehr. Und so übertrug er das Glarnerland-Modell auf das Spital Bülach. In der Raststätte waren vor allem die Abend- und Wochenenddienste kräftezehrend und unbeliebt, im Spital sind es die Nächte und die Sondereinsätze, die belasten. 

Dass die Mitarbeitenden den Dienstplan mitgestalten können, stösst auch in anderen Betrieben auf Interesse. Laut NZZ sind auch grössere Spitäler auf das Bülacher Modell aufmerksam geworden. Die Berliner Charité habe kürzlich bei Portmann angerufen, um sich über das Modell zu erkundigen. Ausserdem wurde das Spital für sein Arbeitszeitmodell Anfang Jahr mit dem Swiss HR Award 2024 ausgezeichnet.