Bildkolumne SchnappschussDas neckischste Haarbüschel der deutschen Politik
Das Haar von Friedrich Merz führt ein bemerkenswertes Eigenleben: Es ist auf dem Rückzug, leistet aber mancherorts erbittert Widerstand.

Es ging um 1000 Milliarden Euro, und das ist ja nicht nichts, sondern eine Zahl mit wirklich unübersichtlich vielen Nullen. Weil das Land aus dem letzten Loch pfeife, hob der Deutsche Bundestag diese Woche die Schuldenbremse auf; manche waren deswegen sehr erbost. Trotzdem musste man sich während der Debatte auf das Wesentliche konzentrieren: auf das Haarbüschel von Friedrich Merz.
Es ist ein Faszinosum. Man kann sich nicht an ihm sattsehen. An diesem trotzigen Überbleibsel, das da so perfekt in der Mitte auf seiner hohen Stirn thront. Da ist eine Befehlsverweigerung im Gang, eine Meuterei nachgerade, das ist Insubordination total. Denn das Merzsche Haar befindet sich insgesamt unübersehbar auf dem Rückzug, das Büschel aber hält die Stellung. Beinhart und unbeeindruckt davon, wie rundherum kapituliert wird.
Man schaut also dieses Büschel an und denkt, dass Fritze Merz auf seinem Kopf eine ausgesprochene Laisser-faire-Haltung an den Tag legt: Dass er das nicht abrasiert! Um diesem Widerstandsnest Einhalt zu gebieten und die Frisur einheitlich auf Kurs zu bringen! Wobei: Vielleicht erinnert ihn das haarige gallische Dorf daran, was einmal war, und er lässt es stehen als Erinnerung an bessere Zeiten. Er ist eben doch ein Konservativer.
In der SonntagsZeitungs-Rubrik «Schnappschuss» kommentiert Bettina Weber jede Woche ein aktuelles Bild.
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