Antworten zum AbgangBarça will um Messi kämpfen, haben die Katalanen eine Chance?
Lionel Messi will weg. Die Fussballwelt ist schockiert. Der Entscheid des Argentiniers lässt viele Fragen offen. Wir beantworten sie.
Was ist geschehen?
Die Nachricht kam aus dem Nichts. Und sie brachte die Fussballwelt zum Erbeben. «Lionel Messi will den FC Barcelona verlassen» hiess es am Dienstagabend weltweit. Nach 20 Jahren, 634 Toren und 285 Vorlagen. So sieht der Argentinier seine Zukunft nicht mehr bei den Katalanen, bat die Vereinsführung daher schriftlich um Auflösung des Vertrags.
Es war eine Nachricht, die anfangs viele Fans vermutlich als Sommer-Gerücht abtaten. Als Meldung gelangweilter Journalisten. Einige dachten vielleicht, dass das ja nicht sein könne. Oder: «Der spielt ja schon seit Ewigkeiten bei Barcelona, wo will der denn hin?» Doch es war kein Gerücht. Nein, die Meldung stimmte. Denn der Club bestätigte am späteren Dienstagabend die entsprechenden Medienberichte.
Weshalb will Lionel Messi weg?
Darüber lassen sich nur Mutmassungen anstellen. Doch solche sind bestens möglich. So soll der neue Barça-Coach, der Niederländer Ronald Koeman, ein Grund sein. Nach seinem Amtsantritt soll der 57-Jährige im Gespräch mit dem argentinischen Superstar dessen Sonderstellung in Frage gestellt haben. «Die Privilegien im Kader sind vorbei, alles muss für die Mannschaft getan werden», soll Koeman laut einem Bericht des argentinischen Online-Portals «Diario Olé» gesagt haben. Und: «Ich werde unflexibel sein, man muss an das Team denken.» Zuvor hiess es noch, Koeman wolle um Messi ein neues Team aufbauen – scheinbar eine Fehlmeldung.
Auch gilt Messis Verhältnis zu Präsident Josep Bartomeu als gestört. In der Corona-Krise hatte es wegen Gehaltskürzungen Zoff zwischen den Stars und Bartomeu gegeben. Messi hatte das Vorgehen des Clubs öffentlich kritisiert, fühlte sich und seine Mitspieler als Sündenböcke hingestellt. Nach Medienberichten wollen einige Direktoren des FC Barcelona zurücktreten, andere schlagen einen Misstrauensantrag gegen Vereinsboss Bartomeu vor.
Und zu guter Letzt: Der 33-Jährige wird die Schmach gegen den FC Bayern im Viertelfinal der Champions League nicht vergessen haben. Die sensationelle 2:8-Pleite schockierte ganz Barcelona, so chancenlos wie die Katalanen bei der Partie waren. Und Messi war so sauer, dass er mit Bayern-Spieler Alphonso Davies nicht einmal das Trikot tauschen wollte. «Ich habe danach gefragt, aber er war doch etwas verärgert. Es ist okay, das nächste Mal dann», erzählte dieser nämlich nach dem Match. Kurz: Vielleicht glaubt der Argentinier einfach nicht mehr daran, dass sich mit dem Barça-Team irgendetwas gewinnen lässt – und ergreift deshalb die Flucht.
Reagierte Lionel Messi schon?
Nein. Der Argentinier hüllt sich bisher in Schweigen. So hat sich der sechsmalige Weltfussballer, der mit Barcelona so viele Titel gewonnen hat und Vorbild von Millionen ist, noch nicht persönlich geäussert. Nicht auf Instagram, nicht auf Twitter, nicht über eine Presseerklärung. Dass er intern mit einer Art dringlichem Einschreiben die Absicht zum Abschied geäussert hat, bestätigte der FC Barcelona selbst.
Und der FC Barcelona?
Am Dienstagabend bestätigten sie den Erhalt von Messis Schreiben. Dann schwiegen die Verantwortlichen– bis Mittwochmittag. So teilte Sportdirektor Ramón Planes mit, dass der FC Barcelona um Lionel Messi kämpfen wolle. Der Club wolle den Neuaufbau mit dem argentinischen Superstar gestalten. «Wir wollen gemeinsam mit dem besten Spieler der Geschichte das Team für die Zukunft umbauen», sagte Planes. Ein Abschied Messis auf vertraglicher Ebene komme nicht in Frage, «weil wir wollen, dass er bleibt. Wir müssen Messi grossen Respekt entgegenbringen, weil er der beste Fussballer der Welt ist», so der Sportdirektor weiter. Und: «Wir können dies nicht zu einem Streit zwischen Leo Messi und Barcelona machen, denn keiner von beiden hat es verdient.»
Ich habe Gerüchte gehört, dass Messi ablösefrei gehen kann. Stimmt das?
Unklar. Laut Medienberichten will Messi eine Klausel in seinem Vertrag ziehen, durch die er am Ende jeder Saison einseitig kündigen könne. Ein Giganten-Streit droht, denn es gibt ein Problem: Die Frist zur Aktivierung der Klausel ist aus Sicht des Clubs für die vergangene Spielzeit bereits im Juni abgelaufen, schreiben «Mundo Deportivo» und auch andere Medien. Messi sei derweil der Ansicht, die Frist müsse verlängert werden, weil auch die Saison wegen der Corona-Zwangspause verlängert worden sei. Wer diesen Streit gewinnt? Die Zukunft wird es weisen.
Wohin könnte er wechseln?
Das Rennen ist völlig offen. Es kommt ganz darauf an, was Messi will. Würde er weniger Gehalt akzeptieren? Derzeit soll er pro Jahr rund 26 Millionen Euro bei Barça verdienen. Und darf er nun ablösefrei wechseln oder nicht?
Angenommen, der Argentinier ist mit weniger Geld zufrieden und er kostet nichts, sind sicherlich die Newell‘s Old Boys, Messis Heimatverein aus seiner Kindheit, eine Möglichkeit. «Ich würde gerne für Newell‘s Old Boys spielen, aber es ist nicht einfach, nach Argentinien zurückzukehren. Ich muss an meine Familie und die Kinder denken. Es hängt auch von ihnen ab. Ich war seit meiner Kindheit ein Newell‘s-Fan», betonte er vergangenes Jahr.
Angenommen aber, er kostet etwas, können ihn sich nur ganz wenige Clubs leisten – wenn überhaupt. So läuft sein Vertrag bis zum 30. Juni nächsten Jahres. Und die im Vertrag festgeschriebene Ablösesumme beträgt laut Medien 700 Millionen Euro. Möglich wären daher nur die europäischen Top-Clubs wie Manchester City, Juventus Turin, Paris Saint-Germain, Manchester United oder Inter Mailand. Wobei zu sagen gilt: Es herrschen Pandemie-Zeiten. Es ist absolut unklar, ob irgendein Clubs derzeit so viel Geld auf der hohen Kante hat.
Am wahrscheinlichsten ist wohl ein Wechsel zu City und seinem alten Förderer Pep Guardiola. Laut ESPN soll es in der vergangenen Woche ein Telefonat zwischen ihm und Messi gegeben haben. Beide kennen sich aus der erfolgreichen Zeit mit dem FC Barcelona und schätzen sich sehr. Dem Bericht zufolge halte man es in Manchester für möglich, Messi zu finanzieren.
Wie reagierten die Barcelona-Fans?
Na ja, die waren wütend. Sehr. So entlud sich die Wut der gekränkten Katalanen noch in der Nacht. Etliche Fans des FC Barcelona zogen am späten Dienstagabend vor das Camp Nou und forderten lautstark und mit eindeutigen Gesten den Rücktritt von Club-Präsident Josep Bartomeu. Für sie ist dieser der Hauptschuldige. Selbst die Polizei musste ausrücken, es kam zu kleineren Ausschreitungen.
Reagierten auch die Fussballwelt und das Netz bereits?
Ja. Carles Puyol, der bis 2014 mit dem Argentinier bei Barça spielte, meinte auf Twitter: «Respekt und Bewunderung, Leo. Meine ganze Unterstützung, mein Freund.» Luis Suárez, der bei den Katalanen wohl aussortiert wird, reagierte auf Puyols Tweet mit applaudierenden Emojis. Der ehemalige Barça- und Real-Profi Luis Figo reagierte ebenso überrascht auf die Nachricht, dass Messi Barcelona verlassen möchte. «Wow! Ein weiterer historischer Moment!», schrieb der Portugiese auf Twitter. Der italienische Fussballclub Sampdoria Genua meinte, dass bei ihnen die Nummer 10 zu vergeben wäre,
Gary Lineker hofft derweil, dass es zu keinem Krieg zwischen Messi und dem FC Barcelona kommt. «Wenn Messi Barcelona verlässt, indem er die Ausstiegsklausel zieht, dann hoffe ich, dass der Verein ihm hilft und ihn nicht behindert. Er war unglaublich loyal und der beste Spieler aller Zeiten. Es wäre unfassbar traurig, wenn das Ganze mit einem Streit zwischen Spieler und Club endet», erklärte der ehemalige englische Nationalspieler.
Hier sind noch mehr Netzreaktionen zu sehen:
Und jetzt, wie geht es weiter?
Abwarten. Warten, bis sich Messi und der FC Barcelona ausführlich zu Wort melden. Oder der erste Club offiziell sagt, dass er den Argentinier verpflichten möchte. Wenn etwas von diesen drei Dingen geschieht, weiss die Fussballwelt mehr.
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