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Proteste in den USA
Das Militär distanziert sich von alten Symbolen – und von Trump

Robert Lee ist einer von vielen Generälen der Konföderierten, denen in den Südstaaten Denkmäler gewidmet sind: «Black Lives Matter»-Aktivisten beim Robert-Lee-Monument in Richmond (Virginia), auf das Graffiti gesprayt worden sind.
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Henry Lewis Benning war ein General der Konföderiertenarmee. Bevor sich die Südstaaten vom Norden abspalteten und damit den amerikanischen Bürgerkrieg auslösten, hatte Benning öffentlich erklärt, was er von der Aufhebung der Sklaverei hielt: Er würde lieber «Pest und Hunger» erleiden, als erleben zu müssen, wie die Schwarzen die Freiheit erlangten.

Heute ist im Bundesstaat Georgia eine der grössten Militärbasen der USA nach Benning benannt: Fort Benning. Neun weitere Stützpunkte tragen die Namen von anderen Offizieren und Anführern der Konföderierten. Alle diese Basen stehen in den Staaten des Südens, die ihre Geschichte als Sklaverei-Regimes und Bastionen des Rassismus nur widerwillig oder unvollständig aufgearbeitet haben.

«Entfernt die Namen der Verräter»

Die Kritik daran ist älter als die Anti-Rassismus-Proteste, die das Land nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd erfasst haben. Doch nun wird die Forderung, die Stützpunkte umzubenennen, lauter. Und vor allem kommt sie aus einer neuen Ecke: aus dem Militär selbst.

Es sei Zeit, die Namen von «Verrätern» wie Benning von den wichtigsten Militäreinrichtungen des Landes zu entfernen, schrieb der frühere Viersternegeneral David Petraeus in der Zeitschrift «Atlantic». Ein Vertreter des Pentagons liess Anfang Woche verlauten, dass Verteidigungsminister Mark Esper und die Spitze der US-Armee offen seien für eine «überparteiliche Diskussion» darüber.

Mit Charles Brown hat der Senat erstmals einen Afroamerikaner als Befehlshaber der Air Force bestätigt.

Das Militär ist zuletzt unter Druck geraten, gegenüber rassistischen Strukturen und Symbolen in den eigenen Rängen Stellung zu beziehen. Das betrifft zum einen die traditionell schlechte Vertretung von Afroamerikanern an Führungspositionen: Zwar sind 19 Prozent der aktiven Soldaten Schwarze, aber nur 9 Prozent der Offiziere, und nur zwei von ihnen bekleiden den Rang eines Viersternegenerals.

Immerhin hat der US-Senat diese Woche mit Charles Brown erstmals einen Afroamerikaner als Befehlshaber der Air Force bestätigt. Auch er berichtete darüber, wie er in seiner Karriere immer wieder diskriminiert worden sei.

Konföderiertenflagge wird verboten

Das betrifft zum anderen aber auch Dinge wie die Namen von Militärbasen oder die Zurschaustellung der Kriegsflagge der Konföderierten, die dort mancherorts üblich ist. Die Marineinfanterie hat das nun verboten, die Navy will es ihr gleichtun: Selbst auf Souvenirs soll die rote Fahne mit den gekreuzten blauen Balken und weissen Sternen nicht mehr zu sehen sein.

Zudem haben sich führende Vertreter des Militärs mit deutlichen Worten in die Debatte eingeschaltet, die Amerika gerade führt. «Wir dürfen uns keine Illusionen darüber machen, dass Rassismus sehr präsent ist in unserem Land», sagte Admiral Michael Gilday – und schloss dabei seine Navy mit ein.

Das war einiges mehr, als Donald Trump in den vergangenen Tagen zum Thema zu sagen hatte. Der Präsident schloss am Mittwoch auch kategorisch aus, Militärstützpunkte umzubenennen. Seine Regierung werde das «nicht einmal in Betracht ziehen», twitterte er: «Unsere Geschichte als grösste Nation der Welt wird nicht manipuliert.»

Entschuldigung des Generalstabschefs

Die Spannungen, die sich da zwischen dem Präsidenten und dem Militär abzeichnen, wurden am Donnerstag sichtbar, als sich Generalstabschef Mark Milley öffentlich für einen Auftritt an der Seite Trumps entschuldigte. Der Präsident hatte vergangene Woche friedliche Demonstranten vor dem Weissen Haus wegprügeln lassen, um danach vor die Kirche gegenüber zu schreiten und eine Bibel hochzuhalten.

Milley hatte ihn dabei begleitet. «Ich hätte nicht dort sein sollen», sagte er nun in einer Videobotschaft. Seine Anwesenheit habe das Bild vermittelt, dass sich das Militär in innenpolitische Angelegenheiten einmische.

Überraschende Entscheidung der Nascar

Das Militär ist nur einer von vielen Orten und Institutionen, an denen die USA ihr historisches Erbe mit neuer Wucht verhandeln. In Richmond, der einstigen Hauptstadt der Konföderierten, rissen Demonstranten eine Statue des Südstaatenpräsidenten Jefferson Davis vom Sockel. In Washington rief Nancy Pelosi, die Sprecherin des Repräsentantenhauses, dazu auf, alle Monumente in der Hauptstadt zu entfernen, die mit der Konföderation in Verbindung stehen.

Und dann ist da die überraschende Entscheidung der Nascar, die Konföderiertenflagge an ihren Autorennen zu verbieten. Der Motorsport ist in den Südstaaten entstanden, seine überwiegend weissen Anhänger gelten als ausgesprochen konservativ, und die Reaktion auf das Verbot fiel in den rechten sozialen Medien heftig aus. Auch dieser Vorgang zeigt: George Floyds Tod hat viel ausgelöst. Wohin das führt, ist noch nicht absehbar.

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