Oscar-Serie: Bester FilmDas Glück liegt im Gemüse
Das autobiografische Drama «Minari» um eine amerikanisch-koreanische Bauernfamilie könnte sich zum Geheimfavoriten aufschwingen.
Darum gehts:
«Sexen» nennt man die Tätigkeit, mit der koreanische Einwandererfamilien in den 1980er-Jahren in den USA oft ihr Geld verdienten: Dabei geht es um die Geschlechtsbestimmung von Küken zwecks Aussortierung der unrentablen Männchen. Die Familie Yi hat allerdings genug vom tagelangen Starren auf Hühnerhintern und versucht, im Hinterland von Arkansas eine Existenz als Gemüsebauern aufzubauen. Sie pflanzen auch das titelgebende Minari – einen Wasserfenchel.
Muss man das unbedingt sehen?
Ja, denn der Film ist ein wahrer Seelenwärmer. Im Zentrum steht der siebenjährige David, der einen Herzfehler hat und deswegen nicht rumrennen darf. Wir sehen die Farmerwelt durch seine Augen: seinen Vater, der sich abrackert, seine Mutter, die am liebsten wieder fortmöchte, seine Schwester. Regisseur Lee Isaac Chung verarbeitet damit Begebenheiten aus seiner eigenen Kindheit, erzählt detailreich, ohne in Kitsch abzugleiten. Und falls das Gesicht des Farmers jemandem bekannt vorkommt: Ja, es ist Steven Yeun, der als Glenn in der Serie «The Walking Dead» Zombies jagte.
So stehen die Oscar-Chancen:
Der Film hat, wie schon in Sundance, wo er entdeckt wurde, das Zeug zum Publikumsliebling. Für die Auszeichnung als Bester Film wird es zwar kaum reichen, aber die erfahrene koreanische Schauspielerin Yuh-Jung Youn hat alle Chancen, als beste Nebendarstellerin zu gewinnen. Sie spielt eine äusserst unkonventionelle Grossmutter. Bei den Baftas, den englischen Oscars, hielt sie kürzlich eine so sympathisch-eigenwillige Dankesrede, dass viele nur schon aus Vorfreude auf ihre Oscar-Ansprache für sie gestimmt haben dürften.
Unser Oscar-Ticker: in der Nacht auf Montag auf dieser Website.
Geplanter Kinostart: Juni.
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