Projekt von Nasa und BoeingDas Flugzeug der Zukunft soll lange und dünne Tragflächen haben
Boeing und Nasa tüfteln an einer sparsameren und leiseren Maschine mit extralangen und schmalen Flügeln. Für über eine Milliarde Dollar soll nun ein Testflugzeug gebaut werden, ab 2030 soll das Modell passagiertauglich sein.

Der amerikanische Flugzeughersteller Boeing vollzieht einen Strategiewechsel. Bis vor kurzem wollte man noch bestehende Technologien weiterentwickeln und hoffte auf Innovationsdurchbrüche beim Antrieb. Nun will man im Hauptquartier in Seattle aber nichts mehr von diesen kleinen, abwartenden Schritten wissen und investiert eine gewaltige Stange Geld in das Projekt «Sustainable Flight Demonstrator» (SFD). 725 Millionen Dollar legt Boeing für die Entwicklung eines Testflugzeugs auf den Tisch, nachdem die US-Raumfahrtbehörde Nasa ihrerseits 425 Millionen Dollar für das Programm zugesagt hat.
Für über eine Milliarde Dollar soll bis 2028 eine Testmaschine mit «Transonic Truss-Braced Wings» gebaut werden. Dabei handelt es sich um einen herkömmlichen Rumpf mit verlängerten und verschmälerten Tragflächen, die durch diagonale Streben stabilisiert werden. Die Flügel sollen weniger Luftwiderstand erzeugen und damit den Treibstoffverbrauch um 10 Prozent senken. Zusammen mit anderen neuen Technologien soll das Flugzeug der Zukunft dann mindestens 30 Prozent weniger Emissionen verursachen. Dazu gehören auch Antriebstechnologien, die nicht unter die aktuellen, tiefer hängenden Tragflächen passen, schreibt Boeing in einer Medienmitteilung. Also beispielsweise grössere Triebwerke. Das Modell soll ausserdem höher und schneller fliegen können sowie leiser sein.

Konzipiert sind im Projekt SFD vorerst zwei Modelle, VS-1 und VS-2 mit grossen Triebwerken. Sie basieren auf einem MD-90-Rumpf mit einem Mittelgang und würden 130 bis 160 Passagieren in der kleineren Version und 180 bis 210 Reisenden in der grösseren Version Platz bieten. Mit einer Flügelspannweite von rund 52 Metern werden die Flugzeuge deutlich mehr Platz am Flughafen benötigen als vergleichbare Kurz- und Mittelstreckenmaschinen. So haben beispielsweise die Boeing 737 oder Airbus A320 eine Spannweite von rund 35 Metern. Langstreckenflugzeuge kommen auf 60 Meter oder mehr, mit den längeren Flügeln würden sich die neuen Boeing-Maschinen dazwischen einordnen. Moderne Flughäfen sind allerdings darauf ausgelegt, unterschiedlich grosse Flugzeuge flexibel parkieren zu können.
Elektroantrieb in der Testphase
Das im SFD-Projekt entwickelte Modell Sugar («Subsonic Ultragreen Aircraft Research») sah sogar klappbare Flügel vor, um Platz zu sparen. Damit erhöht sich aber wiederum das Gewicht der Maschine. Wohin die Reise bei Boeing noch gehen könnte, zeigen die Versionen Volt oder Freeze des Konzepts, mit Elektro- oder Wasserstoffantrieb. Aktuell soll aber vor allem der Tragflächenaufbau erprobt werden.

Boeing hat nach eigenen Angaben schon rund zehn Jahre an der neuen Bauweise getüftelt, diese im Windkanal und in Simulationen getestet und 110 Millionen Dollar investiert. Die Nasa ist schon länger an Bord, deshalb überrascht diese Zusammenarbeit nicht. Federführend blieben aber die Flugzeugbauer aus Seattle, die auch Eigner der Testmaschinen sind und allfällige Zusatzkosten selber tragen müssen. Die nun zur Verfügung gestellten Gelder zeigen aber, dass Boeing sich beim Konzept sehr sicher ist und die Flugzeuge mit den Tragflächen über dem Rumpf als Zukunftsmodell sieht.
Airbus arbeitet am Wasserstoffantrieb
Ab 2030 soll das Flugzeug der Zukunft in Betrieb gehen, realistisch ist wohl ein Zeitraum von 2035 bis 2040. Auch der europäische Konkurrent Airbus will bis 2035 neue und emissionsarme Flugzeuge auf den Markt bringen. Man verfolgt dort das Projekt ZEROe, welches auf wasserstoffbetriebene Brennstoffzellen-Triebwerke setzt. Diese werden seit November 2022 in Toulouse entwickelt. In einigen Jahren will man diese am A380-Testflugzeug anbringen, um zu sehen, ob damit emissionsfreies Fliegen möglich sei, heisst es bei Airbus.

Dabei setzen auch die Europäer auf neue Ansichten am Himmel. Neben zwei herkömmlichen Modellen gehört zum ZEROe-Projekt auch der «Blended Wing Body», eine Maschine, welche Rumpf und Flügel in einem futuristisch anmutenden Flugzeug verbindet. Es soll 20 Prozent weniger Treibstoff benötigen, leiser sein und auch mehr Annehmlichkeiten für Passagiere bieten.
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