Verteidigung von Blatter/PlatiniDas Duo «Blattini» lanciert den Konter
Die Anwälte Sepp Blatters und Michel Platinis greifen im Betrugsprozess die Bundesanwaltschaft und die Fifa hart an. Für ihre Mandanten wollen sie Genugtuung.
Die Gerichtsverhandlung gegen die einstigen Herren über den Weltfussball steht vor dem Abschluss. Am Montag gehört das Terrain ein letztes Mal Michel Platini beziehungsweise dem Strafverteidiger des einstigen Mittelfeldregisseurs. Der Berner Rechtsanwalt Dominic Nellen fordert einen Freispruch für Platini. Und Entschädigung und Genugtuung.
Die Bundesanwaltschaft und die Fifa hätten die Funktionärskarriere des damaligen Uefa-Präsidenten zerstört. Sieben Jahre lang sei Platini durch die Medien weltweit vorverurteilt worden.
Nellens Parteivortrag für den dreimaligen Gewinner des «Ballon d’Or» kommt einer Abrechnung gleich. Einer Abrechnung mit der Schweizer Strafverfolgung und mit der heutigen Führung des Weltfussballverbands. Die Bundesanwaltschaft und die Fifa haben gemäss der Verteidigung einen Skandal inszeniert, um zu verhindern, dass Platini an die Fifa-Spitze vorstösst. Der Nutzniesser dieser Konstellation, der heutige Präsident Gianni Infantino, und die Fifa würden sich «extrem aktiv, um nicht zu sagen aggressiv» in das Strafverfahren einbringen – und bei sich Anwaltskosten von über einer halben Million Franken verursachen.
Staatsanwalt sieht keinen Betrug
Die Bundesanwaltschaft wirft Platini und seinem Mitangeklagten Sepp Blatter vor, die Fifa um zwei Millionen Franken betrogen zu haben. Verteidiger Nellen kontert, dass sein Mandant nichts anderes getan habe, als beim Weltfussballverband das Geld einzufordern, das ihm für seine Beratertätigkeit Jahre zuvor zustand. Zahlreiche Instanzen beim Verband hätten Platinis nachträgliche 2-Millionen-Rechnung geprüft und genehmigt.
Von Betrug könne nicht die Rede sein. Nellen verwies darauf, dass selbst der Staatsanwalt, welcher das Strafverfahren einst eröffnet hatte und nun als Zeuge auftrat, einen solchen Vorwurf für nicht erfüllt sah. Erst dessen Nachfolger hatte das Verfahren ausgedehnt und Platini zusammen mit Blatter angeklagt.
Ankläger Thomas Hildbrand bezeichnete das angebliche «Gentlemen’s agreement» Blatters und Platinis mit den versprochenen Millionen als nachträgliche «Erfindung». Überhaupt ging er die beiden einstigen Herren über den Weltfussball Mitte vergangener Woche hart an.
Blatters Verteidiger Lorenz Erni zahlte am Freitag mit gleicher Münze zurück. Eine Gerichtsverhandlung sei keine Märchenstunde, sagte der Zürcher Strafverteidiger. Blatter und Platini hätten von Beginn weg in getrennten Einvernahmen übereinstimmend ausgesagt, dass sie Ende 90er-Jahre für Platini mündlich eine Million als Jahresentschädigung ausgemacht hatten – die aber wegen der schlechten Finanzlage der Fifa nicht sofort ausbezahlt werden konnte.
Blatters Anwalt will Verwarnung
Von dieser versprochenen Million jährlich hätten zahlreiche andere Fussballfunktionäre gewusst – nicht nur Weggefährten der beiden, die dies nun vor Gericht bezeugten. Sondern auch die Spitze des europäischen Verbands Uefa, die damals Blatter gegenüber kritisch eingestellt war.
Erni fand, die Anklage beruhe «auf Mutmassungen und Spekulationen». Der Ankläger verdiene dafür eine Gelbe Karte.
Blatter beansprucht wie Platini einen Freispruch, Entschädigung und Genugtuung. Die Bundesanwaltschaft hatte vergangene Woche bedingte Freiheitsstrafen für das einst kongeniale Funktionärsduo «Blattini» gefordert.
Am Dienstag dürfte die Gerichtsverhandlung mit der Möglichkeit für das letzte Wort durch die beiden Beschuldigten zu Ende gehen. Das Urteil wird am 8. Juli um 10 Uhr verkündet.
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