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Erleichterung bei den Veranstaltern
Das bedeuten die Öffnungsschritte für Festivalgänger, Fussballfans und Messebesucher

5000 Besucher nahmen im Mai an einem Test-Festival in Liverpool teil. 
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Für zahlreiche Veranstalter bringt der jüngste Bundesratsentscheid deutliche Erleichterungen. Ab dem kommenden Dienstag sind grössere Pilotveranstaltungen wieder zulässig. 600 Personen können an ihnen teilnehmen. Im Freien sollen sogar 1000 Besucher möglich sein.

Ab dem 1. Juli sollen dann wieder richtige Grossveranstaltungen erlaubt werden. Die maximale Anzahl Personen bei Veranstaltungen in Innenräumen beträgt 3000 Personen. Draussen dagegen können Grossveranstaltungen mit Sitzpflicht und zwei Dritteln der Kapazität mit höchstens 5000 Besuchern stattfinden. Eintritt haben aber nur vollständig Geimpfte, Genesene oder aber Gäste, die ein negatives Testresultat vorweisen können. Als Beleg gilt das Covid-Zertifikat, sobald es einsatzbereit ist. Zudem gilt ein Schutzschirm für die Veranstalter. Muss der Anlass wegen eines Wiederaufflackerns der Pandemie abgesagt werden, beteiligen sich der Bund und die Kantone an den Kosten.

Per Mitte August sollen dann Veranstaltungen mit mehr als 10’000 Zuschauern erlaubt sein. Zwar sind viele Open Airs und Festivals schon abgesagt, doch bereiten sich nun zahlreiche Veranstalter auf die Öffnungsschritte vor, um möglichst bald wieder Zuschauer empfangen zu können.

Spitzenfussball: Ab der 4. Runde ins volle Stadion

Bald schon sollen wieder Zuschauer an Spiele der Super League gehen können. 

Für den Fussballfan tönt das schon fast wieder wie Normalität: Die Super-League-Saison 2021/22 wird am 24. Juli vor Zuschauern beginnen. Bis 5000 Leute dürfen mit dem Covid-Zertifikat und auf Sitzplätzen ins Stadion. Wer sitzt, muss auch nicht mehr Maske tragen. Die Verpflegung im Stadionrestaurant ist ebenso wieder möglich wie das Essen der Pausenwurst am Sitzplatz. Ab der 4. Runde am 21. August kann dann das ganze Stadion wieder gefüllt werden – solang es nur Sitzplätze gibt. Am Eingang muss neben dem Covid-Zertifikat immer auch die ID gezeigt werden.

Nicht nur Fans, auch Clubs und die Liga atmen auf. «Die neue Super-League-Saison beginnt am 24. Juli, deshalb hätten wir uns einen grösseren Lockerungsschritt schon ab Anfang August gewünscht», sagt Claudius Schäfer, Chef der Swiss Football League. «Verglichen mit der bisherigen Regelung, stellt dieser Öffnungsschritt für unsere Clubs aber eine massive Verbesserung dar.»

Der Öffnungsschritt bietet ihnen Planungssicherheit. Und auch anderen Veranstaltern. Beim Leichtathletik-Meeting Weltklasse Zürich im September werden mindestens 10’000 Leute in den Letzigrund gelassen.

Die Festivalmacher warten noch ab

Social Distancing an einem Festival in Frankreich. 

Die Veranstalter des Zürich Openair sind von den neuesten Lockerungen überrascht. «Die Erhöhung der Kapazität ist früher eingetroffen als erwartet», sagt Festivalsprecherin Anita Spahni. Ab dem 20. August könnten Veranstaltungen mit 10’000 Zuschauerinnen und Zuschauern wieder möglich sein, das Zürcher Festival ist für den 25. August angesetzt. Doch auch mit 10’000 Fans sei ein «normales Zürich Openair» nicht möglich. Man werde die Planung neu ausrichten und «so bald wie möglich» informieren. Das klingt nach einem reduzierten Festival.

Das Montreux Jazz Festival findet statt. «Wir ändern unsere Pläne nicht mehr», so Sprecher Kevin Donnet. Die Veranstalter setzen auf vier Sektoren, eine Check-in-App und Maskenpflicht bei allen Konzerten, drinnen wie draussen. Am 1. Juni wird das Programm veröffentlicht – es sollen über 50 Prozent der Acts aus dem Ausland kommen. Auch die Veranstalter des Open Airs Gampel setzen die Planung für ihr Festival vom 2. bis zum 5. September fort: Dort will man Testmöglichkeiten vor Ort anbieten und maximal 10’000 Leute pro Tag aufs Gelände lassen. Aber: Anfang September sei «in einer Pandemie noch weit weg», so Bundesrat Alain Berset.

Locarno bereitet die Piazza Grande vor

Die Piazza Grande in Locarno in Zeiten vor Corona. 

Die Piazza Grande des Filmfestivals Locarno fasst 8000 Personen. «Das Maximum von 5000 Plätzen wollen wir besetzen», sagt der operative Leiter Raphaël Brunschwig über die Pläne des Festivals, das am 4. August beginnt. Einlasskontrollen werde es nach heutigem Stand zwei geben. Zuerst muss man das Covid-Zertifikat zeigen, danach das Ticket.

Auf den Sitzplätzen gilt keine Maskenpflicht, aber neu werden die Plätze nummeriert sein, sowohl auf der Piazza als auch in den Kinosälen. Auch wer einen Festivalpass hat, muss also vorab online einen Platz reservieren. Eine neue App und eine Website sollen das vereinfachen, sagt Brunschwig. «Wir wollen so viel Normalität wie möglich.»

Kann man im Sommer auch sonst ins Open-Air-Kino? Das Allianz Cinema will zuerst rechnen, ob sich die Durchführung lohnt. Peter Hürlimann von der Betreiberin Cinerent ist kritisch: «Wenn ich in Zürich ein Open-Air-Kino mit 1700 Plätzen aufbaue und nur zwei Drittel der Plätze besetzen kann, habe ich trotzdem die vollen Kosten.» Weniger Zuschauer, das bedeute auch weniger Konsumation und tiefere Tarife für die Leinwandwerbung.

Messen ohne Obergrenze

Die Banksy-Ausstellung an der Messe Basel. 

Aufatmen bei den Messeveranstaltern: Bei Messen, auf denen lediglich Geimpfte, Genesene oder negativ Getestete Zugang erhalten, gibt es neu keine Besucherobergrenze pro Tag mehr. Stattdessen muss sichergestellt sein, dass jeder Besucherin und jedem Besucher 4 Quadratmeter Platz zur Verfügung stehen.

«Das ist sehr zu begrüssen und eine vernünftige Grösse für einen Wiederbeginn», sagt Oliver Vrieze, Vorstandsmitglied im Messeverband Expo Event und Marketingchef der Bernexpo. Die zuvor angedachte Fläche von 25 Quadratmetern pro Person sei inakzeptabel gewesen. «Da hätten wir gar nicht aufgemacht, das hätte sich nicht gelohnt.» Doch mit den nun angekündigten Lockerungen stimmten Aufwand und Ertrag für die Veranstalter wieder.

Die MCH Group, die zu den Grossveranstaltern gehört, begrüsst nicht nur diese Lockerung, sondern auch den finanziellen «Schutzschirm». Die MCH Group musste im Corona-Jahr 20 von 24 Messen absagen, unter anderen Baselworld und Art Basel. Letztere soll nun im September stattfinden. Auf der Liste der geplanten Messen bei MCH figurieren unter anderen im November die Berufsmesse Zürich und im Januar Swissbau.

«Matchentscheidend sind das Vertrauen der Aussteller und Besucher in eine Veranstaltung und die Gewissheit, dass diese auch effektiv durchgeführt werden kann.»

Christoph Kamber, Expo-Event-Präsident

Bis das Messegeschäft schweizweit wieder in Fahrt kommt, dürfte es Herbst werden – auch deshalb, weil im Sommer eher weniger Fach- und Publikumsmessen stattfinden. «Matchentscheidend sind das Vertrauen der Aussteller und Besucher in eine Veranstaltung und die Gewissheit, dass diese auch effektiv durchgeführt werden kann», sagt Expo-Event-Präsident Christoph Kamber. «Sowohl auf Aussteller- wie auch Besucherseite spüren wir einen grossen Nachholbedarf.»

Im vergangenen Jahr konnten lediglich 38 Messen durchgeführt werden – 2019 waren es noch deren 166 gewesen, wie Expo Event kürzlich mitteilte. Der Umsatz der Branche sank um 61,5 Prozent auf 263,7 Millionen Franken. Das führte auch zu einem markanten Stellenabbau, der Personalbestand sank um ein Fünftel auf noch 1135 Beschäftigte.