Ticker zum Weltfrauentag+++ Brief eines Vergewaltigers veröffentlicht +++ Sommaruga und Berset äussern sich zum Frauentag
Heute ist internationaler Frauentag. Schweiz- und weltweit sind Demonstrationen angekündigt. Auch Proteste werden erwartet. Wir berichten von den Aktionen rund um den Globus.
Das Wichtigste in Kürze
Der heutige Montag ist Weltfrauentag. In vielen Ländern hat der Tag den Status eines gesetzlichen Feiertags.
Rund um den Globus sind Kundgebungen geplant. Vielerorts werden auch gewaltsame Proteste erwartet, darunter in der Türkei oder in Mexiko.
In der Schweiz hat die Unia Kundgebungen am 14. Juni angekündigt, 30 Jahre nach dem ersten Frauenstreik.
Der Frauentag, manchmal auch als feministischer Kampftag bezeichnet, wird jährlich im März begangen. Entstanden war der Welttag als Initiative sozialistischer Organisationen in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg.
Ziel ist die Gleichberechtigung der Geschlechter, das Wahlrecht für Frauen sowie die Emanzipation privat wie beruflich.
Der erste Frauentag fand am 19. März 1911 statt. Seit 1921 wird er ununterbrochen begangen.
Biden betont am Weltfrauentag Bedeutung von Vorbildern
US-Präsident Joe Biden hat am Weltfrauentag die Bedeutung von Vorbildern für die Chancengleichheit betont. Kleine Mädchen und Jungen müssten wissen, dass sowohl Frauen als auch Männer den Rang des Generals bekleiden könnten – gleiches gelte auf für das Amt des Vizepräsidenten, das mit Kamala Harris erstmals eine Frau innehat. «Es ist schwer, zu sein, was man nicht sehen kann», sagte Biden am Montag.
Bei seiner Ansprache im Weissen Haus stellte Biden die Generalinnen Jacqueline Van Ovost und Laura Richardson vor, die er an die Spitze zweier Kommandos der US-Streitkräfte setzen will. Bisher gab es erst eine Frau in einer solchen Position: General Lori Robinson war zwischen 2016 und 2018 Oberbefehlshaberin eines Regionalkommandos. Die Nominierungen müssen vom Senat bestätigt werden.
Biden bekräftigte die erklärte Absicht seiner Regierung, allen voran Verteidigungsminister Lloyd Austin, gegen sexuelle Belästigung und Gewalt gegen Frauen im Militär vorzugehen. «Sexuelle Übergriffe sind immer abscheulich und falsch», sagte Biden.
Demos in Zürich und Basel
Am Montagabend demonstrierten über 100 Frauen vor der Wache der Stadtpolizei Zürich gegen Polizeigewalt. Ein Grossteil von ihnen erhielt eine Wegweisung. (Hier geht es zum Artikel auf tagesanzeiger.ch.)
Auch in Basel wurde demonstriert. Rund 800 Frauen und Transgender-Menschen sind am Montagabend mit dem Slogan «Nieder mit dem Patriarchat» auf verschlungenen Wegen durch die Basler Innenstadt gezogen. Die Polizei zeigte deutliche Präsenz, liess den unbewilligten Demonstrationzug aber gewähren.
Demos in Zürich und Basel
Tausende demonstrieren am Frauentag in Türkei
Zum Internationalen Frauentag haben in Istanbul Tausende Menschen friedlich für Gleichberechtigung und gegen Gewalt gegen Frauen demonstriert. Begleitet von einem grossen Polizeiaufgebot versammelten sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Montagabend unter dem Motto «Feministischer Widerstand überall» im Zentrum auf der europäischen Seite der Stadt. Sie riefen Slogans wie «Wir schweigen nicht, wir haben keine Angst, wir gehorchen nicht» und «Frauen, Leben, Freiheit». Berichte über Festnahmen gab es zunächst nicht.
Die Polizei riegelte bereits im Voraus der Demonstration Strassen rund um den Ort des Protests für Fussgänger und den Verkehr ab, die Metro-Station Taksim wurde mittags geschlossen. Auch in anderen türkischen Städten fanden Proteste statt. Bei Demonstrationen in Zusammenhang mit dem 8. März in den vorangegangenen Tagen war es nach verschiedenen Medienberichten bereits zu Festnahmen gekommen.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte ebenfalls am Montag in einer Rede gesagt, man wolle stärker gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen und Familien, deren Fundament «Mann und Frau» seien, als Institution stärken. Eine Frau sei seiner Meinung nach «allem voran Mutter». Aktivistinnen der Organisation «Wir werden Frauenmorde stoppen» kritisieren die Regierung immer wieder dafür, nicht auf die Umsetzung rechtlicher Grundlagen zum Schutz von Frauen vor Gewalt zu drängen.
Nach Daten der Organisation wurden in den ersten Monaten dieses Jahres 51 Frauen Opfer von Frauenmorde in der Türkei. Im Jahr 2020 sind es 300 Frauen gewesen. Erst am Wochenende hatten die Vergewaltigung und der Mord an einer 92-Jährigen sowie das Video einer brutalen Tat gegen eine Frau durch deren Ex-Mann die Diskussion um Gewalt gegen Frauen angeheizt.
Frauenrechtlerin Malala macht Fernsehfilme für Apple TV+
Die pakistanische Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai und die TV-Sparte von Apple gehen eine mehrjährige Partnerschaft ein. Malala solle mit ihrer Produktionsfirma Extracurricular für Apple TV+ an der Schaffung von Dramen, Komödien, Dokumentationen, Animationen und Kinderserien arbeiten, teilte der US-Konzern am Montag mit. «Ich glaube an die Kraft von Geschichten, um Familien zusammenzubringen, Freundschaften zu schliessen, Bewegungen aufzubauen und Kinder zum Träumen zu inspirieren», sagte die 23-Jährige demnach.
Knallrote Riesen-Klitoris vor Pariser Eiffelturm aufgestellt
Eine knallrote Klitoris neben dem «bekanntesten Phallus von Paris» – dem Eiffelturm: Damit haben französische Aktivistinnen am Weltfrauentag auf die mangelnde sexuelle Aufklärung vieler Mädchen und Frauen aufmerksam gemacht. Die «Klito-Gang» stellte den aufblasbaren Kitzler am Montag auf dem Trocadero gegenüber vom Eiffelturm auf.
«Penis und Klitoris werden unterschiedlich behandelt», kritisierte die Mitgründerin der Gruppe, Julia Pietri. Sie sagte der Nachrichtenagentur AFP, ihre «Klito-Gang» wolle mit der Aktion auf den weit verbreiteten «sexuellen Analphabetismus» aufmerksam machen.
«Ein Viertel der Mädchen wissen nicht, dass sie eine Klitoris haben», sagte Pietri. «Und 82 Prozent wissen nicht, dass es sich um einen erogenen Schwellkörper handelt.» Deshalb müsse es dringend bessere Aufklärung an Schulen geben.
Ziel ist es nach Angaben der Aktivistinnen auch, Mädchen und Frauen besser vor sexueller Gewalt zu schützen: «Wo nichts zwischen den Beinen ist, gibt es auch nichts Schützenswertes», sagte Pietri.
Brief eines Vergewaltigers in Frankreich veröffentlicht
Zum Weltfrauentag hat die linksgerichtete französische Zeitung «Libération» den Brief eines Vergewaltigers an sein Opfer veröffentlicht – und damit Empörung hervorgerufen. Frauenrechtlerinnen sprachen am Montag von einer «Schande». Das Opfer äusserte sich dagegen erleichtert über das Geständnis seines Peinigers.
«Ich habe dich vergewaltigt, Alma.»
«Ich habe dich vergewaltigt, Alma», heisst es auf der Titelseite von «Libération» (Montagsausgabe) zur Zeichnung einer jungen Frau, die von einem Mann überwältigt wird. In dem Brief schreibt der anonyme Täter, er habe seiner Freundin Gewalt angetan, als es zum Bruch gekommen sei.
«Ja, ich bin wütend auf mich. Ja, ich fühle mich schmutzig», heisst es in seinem Brief weiter. All das sei aber «kein Vergleich zu dem, was sie fühlt». Zudem führt er an, er sei als Jugendlicher selbst Opfer von Missbrauch gewesen.
Opfer ist erleichtert
«Einem Vergewaltiger das Wort zu erteilen (...) ist eine Schande», empörte sich die französische Frauenrechtsgruppe Osez le féminisme (Wagt den Feminismus) auf Twitter. Die Feministin Caroline De Haas verurteilte den Kommentar von «Libération» zu dem Brief als «unanständig». Das Blatt schreibt, es wolle die Leser damit «aus der Komfortzone» holen.
Das Opfer sagte der Zeitung, es sei bei der Lektüre des Briefs von einer «Welle der Erleichterung» erfasst worden. Die Studentin Alma hatte an der Universität Bordeaux zuvor eine Kampagne gegen Missbrauch ins Leben gerufen.
Beruf, Armee, Sexualität – mehr Gleichberechtigung notwendig
Sexuelle Gewalt, die Stellung der Frau in Armee und Kirche sowie Benachteiligung bei Steuern und im Beruf – an Themen rund um Gleichberechtigung hat es am Internationale Frauentag in der Schweiz nicht gemangelt. Vor 110 Jahren wurde der Frauentag erstmals begangen – in der Schweiz und drei weiteren europäischen Ländern.
Auch 50 Jahre nach Einführung des Frauenstimmrechts in der Schweiz gebe es noch vieles anzupacken, schreibt die Frauenkommission (EKF). Dazu gehöre gleiche Teilhabe in Entscheidungspositionen, gleiche Löhne, eine Elternzeit als Voraussetzung für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für alle Geschlechter sowie ein Leben frei von Sexismus, Gewalt und Rollenstereotypen.
Die Gewerkschaft Unia will derweil Frauenberufe aufwerten und Angriffen auf Frauenrechte den Riegel vorschieben. Gerade die Corona-Krise treffe die Frauen hart, schrieb die Unia anlässlich des Internationalen Frauentags. Sie stünden in essentiellen Berufen an vorderster Front und leisteten den Grossteil der unbezahlten Arbeit zu Hause.
Die Gewerkschaft kündigte weitere Aktionen für das laufende Jahr an. 30 Jahre nach dem ersten Frauenstreik – zwei Jahre nach dem grossen Frauenstreik von 2019 werde die Unia auch dieses Jahr am 14. Juni wieder auf der Strasse gehen, dieses Mal Corona-konform.
Gegen sexuelle Gewalt
Anlässlich des Frauentags riefen zehn von sexueller Gewalt betroffene Frauen aus der Deutschschweiz und der Romandie zu einer Reform des Sexualstrafrechts auf. Sie wollen gemäss Mitteilung den Bundesrat und das Parlament davon überzeugen, dass Sex ohne Zustimmung künftig gesetzlich als Vergewaltigung gelten soll.
Um ihrem Anliegen mehr Gehör zu verschaffen, gründeten die Frauen eine Gruppe, in der sich Betroffene von sexueller Gewalt engagieren. Unterstützt werden sie dabei von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International. In der Schweiz befindet sich derzeit eine Revision des Sexualstrafrechts in der Vernehmlassung. Der Entwurf der Bundesverwaltung sieht allerdings vor, nicht-einvernehmlichen Geschlechtsverkehr bloss als «sexuellen Übergriff» und nicht als «Vergewaltigung» zu ahnden.
Individualsteuer: Volksinitiative am Frauentag lanciert
Frauen und Männer sollen unabhängig von ihrem Zivilstand besteuert werden. Das verlangt eine Volksinitiative, die am internationalen Frauentag lanciert wurde.
Lesen Sie mehr dazu: Individualsteuer: Volksinitiative am Frauentag lanciert
Die Bilder zum Frauentag
Tausende Frauen gehen in Pakistan auf die Strasse
In Pakistan sind am Weltfrauentag landesweit Tausende Demonstrantinnen durch die Strassen gezogen. Die als «Aurat-Marsch» bekannten Veranstaltungen seien in den Metropolen wegen der Corona-Pandemie deutlich kleiner ausgefallen als noch vergangenes Jahr, teilten Behörden am Montag mit.
Aktivistinnen hatten dieses Jahr in dem Land mit mehr als 220 Millionen Einwohnern auf Missstände für Mitarbeiterinnen im Gesundheitswesen und erneut auf häusliche Gewalt aufmerksam gemacht. Nach Angaben der UN gehört Pakistan in Bezug auf die Gleichstellung der Geschlechter nach wie vor zu den Schlusslichtern der Welt.
Pakistans Premierminister Imran Khan liess am Frauentag mitteilen: «Wir verpflichten uns, ein sicheres und förderliches Umfeld für Frauen zu gewährleisten, damit sie ihre rechtmässige Rolle in der Entwicklung unserer Nation spielen können.»
Kritik religiöser Hardliner und Konservativer
Religiöse Hardlinern und Konservative kritisieren die Veranstaltungen regelmässig. Sie werfen den Teilnehmerinnen etwa vor, «unislamisch» oder vom Ausland finanziert zu sein. 2020 waren Aktivistinnen am Rande einer Veranstaltung in der Hauptstadt Islamabad von frauenfeindlichen Extremisten angegriffen worden. Dieses Jahr gab es bei den Demonstrationen Behördenangaben zufolge keine Zwischenfälle, auch wegen strenger Sicherheitsvorkehrungen.
Gegründet wurde der so genannte Aurat-Marsch in dem südasiatischen Land im Jahr 2018. Damals zogen Frauen aus verschiedenen Gesellschaftsschichten durch Pakistans Hafenmetropole Karachi und forderten Gleichberechtigung. Seitdem gibt es jährliche Demonstrationen in den Grossstädten.
Schweiz: Sommaruga stellt Frauen in Männerdomänen vor
Zum internationalen Frauentag hat Bundesrätin Simonetta Sommaruga ihren Fokus in den sozialen Medien auf Frauen in sogenannten Männerdomänen gelegt. In einer Porträtserie (#FrauenAmWerk) auf Instagram will das Mitglied der Landesregierung diese sichtbar machen.
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Im ersten Porträt stellte die Umwelt-, Verkehrs-, Energie- und Kommunikationsministerin die Finanzdirektorin des Genfer Solarunternehmens TVP Solar, Sofia Abbate, vor. Frauen seien aus vielen Berufen nicht mehr wegzudenken, schrieb Sommaruga am Montag. Auch in den sogenannten Männerdomänen fänden sich immer mehr Frauen.
Innenminister Alain Berset erklärte im Kurznachrichtendienst Twitter, dass auch ein halbes Jahrhundert nach Einführung des Frauenstimmrechts die wahre Gleichstellung noch ein uneingelöstes Versprechen sei. Zum internationalen Frauentag freute sich der Bundesrat über Fortschritte und stellte zugleich fest, dass vieles zu tun bleibe.
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Schweiz: Frauen sollen am 1. August schweizweit predigen
Frauen sollen in der Schweiz am 1. August predigen können. Die Aktion «Helvetia predigt!» will damit Frauen in der Kirche sichtbar machen und ein Zeichen für Geschlechtergerechtigkeit setzen.
Mit der Aktion rufen mehrere kirchliche Frauenorganisationen römisch-katholische Pfarreien und evangelisch-reformierte Kirchgemeinden dazu auf, Predigten von Frauen am 1. August zuzulassen, wie es am Montag in der Medienmitteilung zum Internationalen Frauentag hiess. Frauen sollen an diesem Tag Präsenz zeigen, wo überwiegend Männer stünden.
Ab Juni finden sich auf den Websites des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds (SKF) und der Evangelischen Frauen Schweiz (EFS) Texte und Predigtbausteine in deutscher und französischer Sprache, wie es weiter hiess. Auch Gastpredigerinnen stünden bereit, diese könne man ab sofort auf der Webseite des SKF buchen.
Zu den Initiantinnen von «Helvetia predigt!» gehören nebst dem SKF und den EFS die feministisch-theologische Zeitschrift FAMA sowie die IG Feministische Theologinnen.
Schweiz: VBS geht neue Wege
Für Bundesrätin Viola Amherd ist der Anteil von Soldatinnen im Schweizer Millitär zu gering. Eine neue Fachstelle soll Abhilfe schaffen und Frauen für den Dienst motivieren.
Lesen Sie mehr dazu: Amherd will Dienststelle für Frauen in der Armee schaffen
Schweiz: Frauenberufe sollen mehr Anerkennung erhalten
Frauenberufe sollen mehr Wertschätzung erhalten, denn oft fehlt es diesen an Anerkennung. Die Gewerkschaft Unia will diese aufwerten und Angriffen auf Frauenrechte den Riegel vorschieben.
Gerade die Corona-Krise treffe die Frauen hart, schrieb die Gewerkschaft Unia am Montag in einer Mitteilung zum Internationalen Frauentag. Sie stünden in essentiellen Berufen an vorderster Front und leisteten den Grossteil der unbezahlten Arbeit zu Hause.
Mehr denn je sei es an der Zeit, die «essentiellen Frauenberufe aufzuwerten und dem bürgerlichen Angriff auf die Frauenrechte den Riegel zu schieben», denn bürgerliche Parlamentarierinnen und Parlamentarier würden Pandemiepolitik auf Kosten der Frauen betreiben. So strebten diese nach liberalisierten Ladenöffnungszeiten und höherem Frauenrentenalter.
Zudem seien sie gegen eine 100-prozentige Kurzarbeitentschädigung. «Damit greifen sie die heute schon prekären Arbeits- und Lebensrealitäten der Frauen frontal an», schrieb die Unia weiter.
Die Gewerkschaft kündigte weitere Aktionen für das laufende Jahr an. 30 Jahre nach dem ersten Frauenstreik – zwei Jahre nach dem Frauenstreik von 2019 werde die Unia auch dieses Jahr am 14. Juni wieder auf der Strasse gehen, dieses Mal corona-konform. Im Weiteren sammle die Unia für die Initiative für eine 13. AHV-Rente, denn diese komme zwar allen, aber insbesondere Frauen zugute.
Lesen Sie auch unseren Kommentar zum Internationalen Frauentag: Mühsam sein, mühsam bleiben, mühsam werden
Deutschland: Merkel fordert Lohngleichstellung
Mit zahlreichen Veranstaltungen im Corona-Format wird am Montag der Weltfrauentag in Deutschland politisch begangen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte weitere Anstrengungen auf dem Weg zur Gleichstellung. «Ein Blick in die Führungsetagen der Wirtschaft, aber auch der Politik, zeigt uns, dass wir jedenfalls noch nicht am Ziel sind», sagte Merkel bereits am Samstag. «Talente und Blickwinkel beider Geschlechter» seien allerdings von enormer Bedeutung – «gerade jetzt während der weltweiten Pandemie». Deshalb sei «Parität in allen Bereichen der Gesellschaft» nötig, forderte die Kanzlerin. «Dazu gehört auch: Frauen müssen endlich so viel verdienen können wie Männer.»
Zugleich warnte die Kanzlerin davor, dass die Corona-Krise nicht dazu führen dürfe, «dass wir in manch schon überwunden geglaubtes Rollenmuster zurückfallen». So seien es «doch wieder vermehrt Frauen, die den Spagat zwischen Homeschooling, Kinderbetreuung und dem eigenen Beruf meistern», sagte Merkel in ihrem wöchentlichen Video-Podcast. «Und es sind vor allem auch Frauen, die mit ihrem unermüdlichen Einsatz in sozialen und Pflegeberufen derzeit besonders gefordert sind», fügte sie hinzu.
«Über 75 Prozent der Beschäftigten im Gesundheitsbereich – von ärztlichen Praxen und Krankenhäusern über medizinische Labore bis hin zu Apotheken sind Frauen», sagte Merkel. «In den Führungspositionen finden sich hier dagegen nur knapp 30 Prozent Frauen.» Es könne nicht sein, «dass Frauen unsere Gesellschaften massgeblich tragen und gleichzeitig nicht gleichberechtigt an wichtigen Entscheidungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft beteiligt sind.
Mexiko: Palast-Zaun als Denkmal für ermordete Frauen
Vor geplanten Protesten am Weltfrauentag haben Aktivistinnen einen langen Zaun vor dem Präsidentenpalast in Mexiko-Stadt mit den Namen von ermordeten Frauen beschrieben.
Über den in weiss auf dem schwarzen Zaun geschriebenen Namen stand am Sonntag «Opfer von Femiziden». Die Aktion vor der mehr als 200 Meter langen Fassade von Amtssitz und Residenz des Staatspräsidenten Andrés Manuel López Obrador war grösstenteils in der Nacht geschehen. Hintergrund ist wachsender Ärger über den Umgang López Obradors mit Anliegen von Frauen.
Zuletzt hatte der Linkspopulist es abgelehnt, die Kandidatur seines Parteikollegen Félix Salgado für den Gouverneursposten im Bundesstaat Guerrero zurückzuziehen, nachdem mehrere Anschuldigungen sexueller Gewalt gegen diesen ans Licht gekommen waren. López Obrador behauptet immer wieder, seine konservativen politischen Gegner benutzten feministische Bewegungen, um ihn anzugreifen.
Auch die Aufstellung des Zauns vor dem Präsidentenpalast sorgte für Ärger, weil sie aus Sicht vieler zeige, dass die Regierung von López Obrador Frauen als Gegner betrachte. Präsidentensprecher Jesús Ramírez erntete Wut und Spott, als er am Samstag auf Twitter die Absperrungen als «Mauer des Friedens» bezeichnete.
In Mexiko, das seit vielen Jahren von Gewalt rund um den sogenannten Drogenkrieg gebeutelt ist, gibt es im Schnitt knapp 100 Morde am Tag – in Deutschland waren es im Jahr 2019 insgesamt 245. Rund zehn der täglichen Mordopfer in Mexiko sind Frauen. Im vergangenen Jahr zählte die Regierung des nordamerikanischen Landes 966 Femizide – also Morde an Frauen wegen ihres Geschlechts.
Schweiz: Poster zeigt Meilensteine der Gleichstellung
Ein Poster zeigt die wichtigsten Daten und Fakten der Gleichstellung auf schweizerischer und internationaler Ebene auf. Das Plakat, das am Internationalen Frauentag publiziert wurde, wirft auch einen Blick in die Zukunft und ist kostenlos erhältlich.
Heute, 50 Jahre nach Einführung des Frauenstimmrechts in der Schweiz, sei die rechtliche Gleichstellung grösstenteils erreicht, doch bleibe noch viel zu tun, schrieb die Eidgenössische Kommission für Frauenfragen (EKF) am Montag in einer Mitteilung.
Dazu gehöre gleiche Teilhabe in Entscheidungspositionen, gleiche Löhne, eine Elternzeit als Voraussetzung für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für alle Geschlechter sowie ein Leben frei von Sexismus, Gewalt und Rollenstereotypen. Deshalb brauche es das Engagement von Frauen und Männern in Politik und Gesellschaft weiterhin.
Das Poster der EKF dokumentiert den historischen Prozess und skizziert wichtige Ziele für die Zukunft, wie es weiter hiess. Es sei Teil verschiedener Materialien, welche die EKF im Hinblick auf das Jubiläum «50 Jahre Frauenstimmrecht» publiziert habe. Kostenlos erhältlich seien im Weiteren Postkarten, Präsentationen, ein Skript und eine Online-Lerneinheit zum Thema.
Schweiz: Ecopop fordert Rechte für Mädchen
Frauen und Mädchen sollen über ihre sexuelle Gesundheit selber bestimmen können. Deshalb soll der Zugang zu sexueller Aufklärung, Verhütungsmitteln und selbstbestimmter Partnerwahl eine Selbstverständlichkeit werden, fordert die Umweltorganisation Ecopop am Internationalen Frauentag.
Um Schwangerschaften von Teenagern zu verhindern brauche es gezielte Aufklärung und Zugang zu modernen Verhütungsmitteln, vor allem in Ländern im südlichen Afrika, teilte die Vereinigung für Umwelt und Bevölkerung (Ecopop) am Montag mit. Die Organisation fordert deshalb die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) dazu auf, die «Pille danach» in ihren Projekten mit Jugendlichen zu integrieren. Auch das Recht auf Familienplanung solle durchgesetzt werden.
Die DEZA solle zudem mehr finanzielle Mittel in die Bereitstellung von Aufklärungsunterricht, medizinischer Beratung und die Bereitstellung von Verhütungsmitteln investieren. Die Integration von Familienplanungsprogrammen sollte in allen Projekten, welche direkt mit jungen Männern und Frauen arbeiten zur Pflicht werden. Sogar in Ländern mit einer hohen Schulungsrate von Mädchen bleibe der Anteil der Teenager-Schwangerschaften erschreckend hoch.
Aufklärung über Genitalverstümmelung
Ecopop fordert im Weiteren eine härtere Strafverfolgung von Genitalverstümmelung. Das Thema Mädchenbeschneidung sei auch in der Schweiz präsent, laut Schätzungen sollen demnach in der Schweiz rund 15‘000 Frauen und Mädchen leben, welche hier oder in ihrem Ursprungsland beschnitten worden seien. Mädchen sollen darüber vom aufgeklärt werden, zum Beispiel im Rahmen schulärztlicher Untersuchungen. Eltern aus entsprechenden Kulturkreisen sollten darauf hingewiesen werden, dass Mädchenbeschneidung in der Schweiz verboten ist.
Ecopop geht davon aus, dass es auch in der Schweiz Zwangsehen gibt, obwohl diese seit 2013 verboten sind. Hier soll mit restriktiven Massnahmen angesetzt werden, so unter anderem mit einer zwingenden Ausschaffung von verurteilten Ehepartnern und Familienangehörigen, welche eine Zwangsehe in ihrem Ursprungsland oder in der Schweiz arrangiert haben.
//oli/red
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