Airtags im FlugzeugDarf man seinen Koffer tracken – und wie geht das überhaupt?
Unser Autor hat einen Apple-Schlüsselanhänger im Koffer platziert und war fast immer bestens informiert über dessen Standort. Ein Erlebnisbericht. Und was der Flughafen dazu sagt.
Unruhige Blicke. Leicht genervte Stimmung. Am Gepäckband des Flughafens Zürich macht sich Nervosität breit. Wo bleiben nur die Koffer? Die müssten doch längst da sein. Sind sie aber nicht, und die Passagiere des nächsten Fliegers kommen auch schon.
Entsprechend ist die Stimmung unter den Wartenden. Aber nicht bei allen. Ich habe schon auf dem Weg durch den Flughafen gesehen, dass es die Koffer nicht eilig haben. Ein Blick auf das iPhone verriet: Die sind noch beim oder gar im Flugzeug.
Wertvoller Wissensvorsprung
Als das offizielle Display die Ankunft der Koffer für die nächsten Minuten verspricht, bin ich nur kurz überrascht. Der Fehler wird schnell korrigiert, und die Anzeige schaltet auf «Verspätet».
Der Rest der Familie ist da längst auf dem Weg zum Flughafenbahnhof. Dank dem Wissensvorsprung konnten sie gleich weiter. Es reicht schliesslich, wenn einer auf den verspäteten Koffer wartet. Endlich zeigt das iPhone, dass der Koffer in Bewegung ist. Kurze Zeit später ist er auch schon auf dem Gepäckband. Es reicht gerade noch für den Zug.
Möglich gemacht hat das ein Airtag von Apple. Diese Suche-Finde-Schlüsselanhänger für rund 30 Franken wurden vor einem Jahr lanciert und haben sich seither bewährt, wenn ich verlorene Hausschlüssel suchen musste oder drauf und dran war, den Rucksack im Büro zu vergessen. Ein bisschen in Verruf gekommen sind sie auch, weil gerade in den USA wieder Meldungen über Airtags als Peilsender die Runde machen.
Neulich habe ich die Airtags auf einer Flugreise getestet. Vor der Abreise also einen Airtag in den Koffer, diesen am Flughafen aufgeben, und es kann losgehen.
Technisch funktionieren die Airtags so: Die kleinen Zweifränkler-grossen Chips senden ein Bluetooth-Signal. Das wird von iPhones, die gerade in der Nähe sind, erfasst und zusammen mit den Standort-Informationen vollautomatisch ins Internet hochgeladen. Von dort bekommt der Besitzer oder die Besitzerin des Airtags dann wiederum den aktuellen Standort mitgeteilt. Alles freilich so, dass nur Besitzerin und Besitzer über den Standort informiert werden.
Standort-Infos werden also nur erfasst, wenn sich ein iPhone 6s oder ein neueres Modell in der Nähe des Airtags befindet. Sprich: Wenn kein iPhone in der Nähe ist, bekommt man auch keine Informationen zum aktuellen Standort. Da aber gerade in der Schweiz und rund um Swiss-Flieger, die aus der und in die Schweiz fliegen, viele iPhones im Umlauf sind, klappt das auf unserer Reise bestens. Alle paar Minuten gibt es ein Standort-Update.
Und selbst bei der Landung in Amsterdam sieht man noch auf der Landebahn, dass der Koffer auch dabei und nicht ans andere Ende der Welt gefolgt ist. Ein beruhigendes Gefühl.
Einen Schreckmoment gibt es mit den Airtags dann aber doch noch. Im Zug nach Hause meldet das iPhone plötzlich, dass der Koffer am Flughafen geblieben ist, während wir schon kurz vor Winterthur sind. Glücklicherweise eine Fehlinformation. Da wir relativ weit weg vom Koffer sassen und offensichtlich niemand näher am Koffer ein passendes iPhone dabeihatte, gab es kein Standort-Update, sodass der Koffer vermeintlich am Flughafen – seinem letzten Standort – blieb.
Insgesamt erwiesen sich die Airtags auf der Flugreise als witzige, nützliche, wenn auch keineswegs zwingende Anschaffung. Im Idealfall sieht man mehr oder weniger genau, wo der eigene Koffer gerade ist. Aber für Kontrollfreaks und schreckhafte Zeitgenossen sind die Airtags dann doch zu wenig präzise.
Doch wie sieht man diese Entwicklung beim Flughafen und bei Fluggesellschaften? Beim Flughafen Zürich gibt man sich auf Anfrage entspannt. Airtags seien kein Problem. «Die Signalleistung ist sehr gering, und die Batterien sind in einer zulässigen Grösse. Ersatzbatterien hingegen dürfen nicht im eingecheckten Gepäck mitgeführt werden, sondern gehören ins Handgepäck.» Gewarnt wird aber vor Koffern mit eingebauten Trackern und grösseren Batterien. Diese seien nicht erlaubt.
Die Swiss teilt mit, sie prüfe derzeit den künftigen Umgang mit Airtags. «Noch ist hierzu kein Entscheid gefällt worden.»
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