TV-Kritik «Tatort»Dachschaden? Einen Borowski hält sowas nicht auf
In Kiel bekommt der Ermittler ordentlich was auf den Kopf. In einem kurzweiligen Fall lernt er auch eine Frau kennen – ein Vorbote für den anstehenden Abschied?
«Ich hab nen Dachschaden», sagt Klaus Borowski irgendwann. Im Morgenrock sitzt er im Blumenladen eines Kieler Krankenhauses, an seinem Hinterkopf klebt noch ein dickes Pflaster. Gut versteckt zwischen Bonsai und Palme klemmt er sich einen Festnetzhörer ans Ohr, hier kann er ungestört reden, ausgerechnet mit dem Mädchen, das seine Kollegen überall suchen. Täte er das mit seinem Handy, würden es ja alle mitkriegen: Es ist angezapft.
Wie ist es so weit gekommen?
Es ist ein verworrener Fall, den sich das routinierte «Tatort»-Autorenpaar Eva und Volker A. Zahn in seiner bereits dritten für das Kieler Ermittlungsteam geschriebenen Folge erdacht hat. Borowski (wie immer brillant: Axel Milberg), der arme Kerl, wird eingangs auf den Kopf geschlagen, mit einem Fleischklopfer. Benommen und seiner Erinnerung beraubt, erwacht er, ausgerechnet vor dem Krankenhaus wird er gefunden. Welch Zufall.
Eine Liebschaft für den scheidenden Borowski
Seinem Dickschädel indes hat der Schlag nicht geschadet, im Gegenteil. Vom Krankenbett aus ermittelt er auf eigene Faust weiter, während seine Kollegin Mila Sahin (Amila Bagriacik) für einmal auf sich allein gestellt ist – und sich dazu verpflichtet fühlt, ständig nach Borowski im Krankenhaus zu schauen.
Ausgerechnet dort nämlich laufen die Fäden im Fall um das gesuchte Teenager-Mädchen Celina zusammen, das verdächtigt wird, eine Frau vor ein Auto geschubst und die eigene Grossmutter getötet zu haben. Immer wieder ruft sie Borowski auf dem Handy an, die beiden entwickeln eine ganz eigene Beziehung, die die Regisseurin Friederike Jehn behutsam inszeniert.
Borowski bringen die Gespräche Fetzen seiner Erinnerung zurück, mühsam setzt er sie zusammen. Und Celina beschimpft Borowski zwar immer wieder aufs Neue als «Bulle», zum Zuhörer Klaus aber fasst sie mehr und mehr Vertrauen.
All das entwickelt sich zu einer sehr kurzweiligen, wenn auch etwas voraussehbaren Affiche: Borowski blickt als anfänglich tapsiger, dann aber immer zielstrebigerer Amnesiepatient dann halt doch als Einziger durch und löst den Fall sozusagen im Liegen. Ist man sich zumindest sicher, bevor es ins Finale geht.
Etwas lose wirkt die kleine Liebschaft, die sich zwischen Borowski und einer Zimmergenossin im Krankenhaus entwickelt. Maren Puttkammer (erfrischend: Sophie von Kessel) setzt dem verbohrten Borowski einen starken Willen entgegen, und so wie die beiden im Cabrio die Kieler Förde entlangrauschen wie an einem Malecón, könnte man sich gut vorstellen, dass sie in einer nächsten Folge noch mal zusammen auftauchen. Ist sie am Ende die Tür zum Ausstieg von Borowski als «Tatort»-Kommissar? Er ist nämlich auf Abschiedsrunde, 2025 ist für ihn Schluss. Der Dachschaden ist behoben – mal schauen, was aus der Liebschaft wird.
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