Cocktails in Corona-ZeitenCynar, Kirschlikör und Schnaps vom Mister Schweiz
Welche Drinks kann man aus den längst vergessenen Flaschen in der Hausbar mixen? Ein kurzer Selbstversuch.
Mein erster Drink misslingt: Einen Gin Tonic mit ein paar Tropfen portugiesischem Kirschlikör «Ginja» aufzupeppen, wie es eine Rezeptseite im Internet empfiehlt, das hätte ich mir sparen können. Das Resultat ist zu süss – schade um das Fläschchen Fevertree und den edlen japanischen Gin…
Ich bin gerade daran, meine Hausbar zu räumen. Also all die Flaschen zu sichten und zu verwenden, die klebrig zuhinterst im Schrank stehen und über die letzten Jahre Staub angesetzt haben. Was nicht in den kommenden Wochen im Hausarrest leer getrunken ist, wird weggeschüttet. So habe ich es mir vorgenommen.
Ich finde seltsamste Alkoholika. Was mixt man beispielsweise mit Haselnussgeist? Mit Cynar? Oder mit einem italienischen Blutorangenlikör? Statt aufs Internet verlasse ich mich jetzt auf meine Intuition. Und finde für besagten «Arrancello» eine ganz formidable Verwendung: Im Shaker mixe ich viel Eis, sechs Teile Wodka und einen Teil rosa Wermuth – beides ebenfalls Getränke, die man fast nie braucht. Daraus entsteht, abgeseiht, ein «Wodkatini», also eine Abwandlung von James Bonds Lieblingsdrink «Martini Dry». Statt mit Olive ergänze ich den Drink mit einem Schuss des besagten Likörs. Der eigentlich eher herbe Cocktail ist nun eine angenehme Spur süsser. Das passt.
Mit roher Gewalt zum Crushed Ice
Und was steht da noch im Küchenschrank herum? Bittersüsser Cointreau, den ich vor Jahren mal gekauft habe, um Crêpes Suzette zu flambieren. Und ich finde noch eine zweite Flasche rosa Wermuth, diesmal vom Schweizer Produzenten Jsotta – da kommt mir eine Idee. Wieso den Cointreau und den Wermuth nicht mit Zitronensaft und Crushed Ice kombinieren? Das Eis zerkleinere ich mithilfe eines Handtuchs, eines Schnitzelklopfers und viel roher Gewalt. Das tut schon gut vor dem ersten Schluck… Ich mach gleich zwei Gläser, je eines für meine Frau und mich. Denn natürlich gilt auch in diesen Zeiten, wo einem der Sinn schon vor 17 Uhr nach Alkohol stünde: Nie allein trinken! «Es braucht noch Rohrzucker», findet die Gattin. Ich komme dem Wunsch nach, und fertig ist mein «Coronapinha».
Die grösste Herausforderung aber stellt der Heublumenbrand dar, den der ehemalige Mister Schweiz, Renzo Blumenthal, produziert hat. Was macht man mit einem gelben Schnaps, der nach trockenem Gras schmeckt? Ich sehe nur eine Option: Vielleicht wird er ja trinkbar vermischt mit Pastis und serviert als eiskalter Shot. Quasi für die ganz harten Tage während der Krise, nach dem Motto «Ex und runter!»
Doch leider nein. Der von mir erfundene Kurze, «Jura meets Grischun», hilft vielleicht gut gegen Halsweh – aber Trinkfreude kommt keine auf. Sorry, Renzo, dein Blumenthaler kommt in den Ausguss.
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