Curler enttäuschen an Heim-WMRaunen statt Jubelschreie – so leiden die Schweizer in Schaffhausen
Die Equipe um Skip Yannick Schwaller wollte vor Heimpublikum eine Medaille gewinnen. Nun scheidet sie an der WM schon vor der K.-o.-Phase aus.

Und dann dieses kollektive Raunen. So hört es sich also an, wenn Jubelschreie im Keim ersticken. Äusserst vielversprechend war die Ausgangslage, weshalb sich so mancher Schweizer Fan in der IWC-Arena anschickte, aufzustehen und Kuhglocke sowie Fahne bereitzuhalten. Schliesslich musste Benoît Schwarz-van Berkel diesen letzten Stein im zehnten End nur genau im Mittelkreis platzieren. Etwas, das ihm in neun von zehn Fällen eigentlich mühelos gelingt. Nur dieses eine Mal eben nicht. Der Stein ist zu schnell, weshalb Deutschland einen Punkt stiehlt und 7:6 gewinnt.
Damit ist die WM in Schaffhausen für die Schweizer bereits vor der K.-o.-Phase zu Ende. Im bedeutungslosen letzten Spiel der Round Robin gegen Kanada sind die Gastgeber chancenlos, sie geben nach sechs Ends beim Stand von 1:8 auf.
Das ist eine veritable Enttäuschung für die Equipe um Skip Yannick Schwaller, Schwarz-van Berkel, Pablo Lachat-Couchepin und Sven Michel. Seit sie sich 2022 zusammengeschlossen haben, resultierten Silber und Bronze an der EM sowie im letzten Jahr WM-Bronze. Entsprechend war eine Medaille an den Heim-Titelkämpfen das Ziel.
Die Mühen mit dem Eis
«Es ist sehr frustrierend und unglaublich hart», sagt Schwaller. Sechs Niederlagen haben die Schweizer in dieser Woche kassiert, vier davon mit einem Punkt Differenz. Was den Frust zusätzlich verstärkt, ist die Art und Weise, wie diese Niederlagen zustande gekommen sind. Erst dreimal überhaupt hat sich dieses Team in einem zehnten End oder Zusatzend einen Stein stehlen lassen – zweimal jedoch an dieser WM.
Es lässt sich nicht wegdiskutieren, dass die Schweizer Mühe bekundeten mit den Eisverhältnissen. Wegen der hohen Temperaturen war die Unterlage nie gleichmässig, zuweilen bildete sich Frost, was auf die Geschwindigkeit der Steine wesentlichen Einfluss hatte. «Natürlich könntest du sicherer spielen, wäre das Eis regelmässiger», hält Schwaller fest, «aber das soll keine Entschuldigung sein, letztlich sind die Verhältnisse für alle gleich.»
Schwaller hadert eher mit dem Umstand, dass er die Leistungen seines Teams an sich ganz ordentlich fand. «Wir haben echt gut gespielt, doch in so vielen engen Partien ging es immer zu unseren Ungunsten aus, das habe ich noch nie erlebt.» Wahrscheinlich liegt das Problem genau hier: Die Schweizer waren während des ganzen Turniers wohl solide, doch fehlte ihnen ein My Entschlossenheit und Finesse, um in diesen engen Situationen zu reüssieren.
Der letzte WM-Titel liegt 32 Jahre zurück
Damit hält die Durststrecke bei den Schweizern weiter an. 32 Jahre ist es nun bereits her, seit die Equipe des CC Biel Touring an der WM in Garmisch-Partenkirchen triumphierte. In dieser Zeit haben die Schweizer Frauen achtmal Gold gewonnen, viermal davon allein seit 2019 durch das Team um Skip Silvana Tirinzoni.
Die Leistungsdichte mag bei den Männern etwas grösser sein. Aktuell sind Kanada, Schweden, Schottland und auch Italien stärker. Aber die Schweizer haben schon bewiesen, dass sie an Turnieren mit diesen Nationen mithalten können – entsprechend schmerzhaft ist das Abschneiden an der Heim-WM.
Ein schwacher Trost bleibt zumindest Schwaller. In zwei Wochen wird er die nächste Chance erhalten, um WM-Edelmetall zu spielen. Er vertritt die Schweiz an der Mixed-Doppel-WM mit seiner Frau Briar.
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