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Abgang des Ausserirdischen
Cristiano Ronaldo geht – und in Italien sind sie erlöst

101-mal hat er in 134 Spielen für Juve getroffen, dennoch bleibt er in Italien vielen als Flop in Erinnerung: Cristiano Ronaldo. 
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Liebe war es nie. In Italien sagen sie gar, Cristiano Ronaldo habe während der drei Jahre bei Juventus wie ein «Marsmensch», ein «Ausserirdischer», ein «Fremdkörper» über dem Land und der Fussballbühne geschwebt. Immer nur an sich interessiert, an seinen Rekorden, den Auszeichnungen, dem Lohn, den Privilegien, seinem imposanten Wagenpark.

Sein Italienisch ist beim Abgang so schlecht, wie es bei seiner Ankunft war. Im Social-Media-Abschiedspost, in dem er den Juventini versichert, immer einer der ihren zu sein, gelang ihm das nicht ganz banale Kunststück, im Video «Danke» und im (später korrigierten) Text «Fans» falsch zu schreiben: «grazzie» und «tiffosi», je ein Z und ein F hätten gereicht. Als er sich von seinen Kameraden und dem Mitarbeiterstab verabschiedete, dauerte das gerade mal 40 Minuten.

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CR7 und sein Waschbrettbauch sind weg, zurück bei Manchester United, ein «addio» ohne Tränen. War er denn je da?

Juve wollte mit dem portugiesischen Superstar den Sprung auf das Dach Europas schaffen. 2018 war man tendenziell gelangweilt: sieben nationale Meistertitel in Folge, ein schmuckes Stadion, tolle Buchhaltung – auch Erfolge werden irgendwann zur Routine. Die Trophäe aller Trophäen aber fehlte schon viel zu lange, als dass man sich zu den Grossen des Kontinents zählen könnte: Die letzte Champions League gewannen die Turiner 1996. Dafür holte man Ronaldo, er sollte den Namen des Vereins in die Welt tragen. Ronaldo schoss auch eine Menge Tore in seiner Zeit auf dem falschen Planeten: 101 in 134 Spielen, alle Wettbewerbe gezählt.

Die leicht irritierbare Befindlichkeit des Königs aus Funchal stand über jeder taktischen Überlegung.

Und doch reden nun alle von einem Flop, das geht ja immer sehr schnell. Meister war man auch ohne ihn geworden, selbst den Cup holte man öfter, und in der Königsklasse brachte man es mit Ronaldo nicht einmal bis in den Halbfinal. Es gibt namhafte Analysten des Calcio, die den Weggang des Solisten wie eine Befreiung feiern. Jetzt erst sei Juve frei, wie ein Chor zu spielen, sagen sie. Bisher hätten die Coachs ja nur auf die affektierten Gesten und Grimassen auf der linken Flanke geachtet: Die leicht irritierbare Befindlichkeit des Königs aus Funchal stand über jeder taktischen Überlegung.

Aber natürlich macht man es sich zu einfach. Ronaldo hat Juve oft aus der objektiven Mittelmässigkeit gerettet, er war ihr einziger Glanz. Im Spiel 1 nach Cristiano verlor man am Wochenende daheim gegen Empoli – gegen Empoli, daheim!

Spiel 1 nach Ronaldo endete im Desaster: Juve verlor 0:1 gegen Empoli. 

Und natürlich ist die trotzige Freude am Wegzug auch ein feiner Selbstbetrug: Die Serie A kann die grossen Namen nicht halten, ihre besten Verkaufsargumente. Es fehlen das Geld, die Mäzene aus einer anderen Zeit, der Sex-Appeal, wenn man das so sagen kann. Vor Ronaldo hatten schon Romelu Lukaku und Achraf Hakimi Italien verlassen, zwei eminente Meisterschaftsbeschaffer bei Inter Mailand.

Besorgter Blick ins Ausland

Gianluigi Donnarumma, 22 erst, Torhüter der Azzurri und bester Spieler der Europameisterschaft, verliess seinen Jugendverein AC Milan, um bei PSG um einen Stammplatz zu kämpfen. England, Frankreich und mit Abstrichen Spanien – nach dem jüngsten Transferwahnsinn mit seinen Twists und Turns bleiben der hoch bezahlten Prominenz des Sports nur noch drei Destinationen zur Wahl.

Der «Corriere della Sera» fragt besorgt: «Droht der Serie A nun das Schicksal der deutschen Bundesliga – beliebt in der Heimat, ohne Publikum im Ausland?» Der italienischen Liga bleibt der Glamour von ein paar alternden Stars, die hier Ehrenrunden drehen, einer für alle: Zlatan Ibrahimovic, fast 40, von Milan. Er ist gerade unpässlich, das Alter eben.

Italien verkommt zur Riviera für internationale Frühpensionäre des Fussballs. Doch immerhin: Wenn in diesem dämmernden, leicht dekadenten Ambiente nebenbei Europameister heranwachsen, junge Männer mit viel Talent, Leute wie Federico Chiesa, Nicolò Barella, Manuel Locatelli und Nicolò Zaniolo, dann ist alles gut. Und sie bleiben Italien treu, vorerst wenigstens, trotz Lockrufen aus dem Ausland. Grazzzie!

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